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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mit diesem Fahrzeug vermutlich nicht erreichen würden, und wenn, dann frühestens in einer oder zwei Stunden.
    Und schließlich geschah das, was sie insgeheim die ganze Zeit über befürchtet hatte: In der Mitte einer besonders starken Steigung, die auch der Linienbus normalerweise nur im Tempo eines gemächlich schlendernden Fußgängers nahm, wurde der Wagen noch langsamer, blieb schließlich stehen und der Motor erstarb mit einem Geräusch, das etwas Endgültiges hatte.
    Benedikt versuchte trotzdem, neu zu starten, aber das Ergebnis war nicht einmal das Geräusch des Anlassers, sondern nur ein schweres metallisches Klacken, in dem nicht einmal mehr die Hoffnung auf ein Wunder lag.
    »Endstation!«, seufzte Benedikt. »Ich hoffe, es ist nicht mehr allzu weit.«
    »Gerade mal vier Kilometer«, erwiderte Rachel nach kurzem Überlegen. Sie hob die Schultern. »Vielleicht auch mehr.«
    Benedikt sah sie betrübt an. »Das ist eine Stunde zu Fuß.«
    »Ich weiß«, antwortete Rachel. »Aber sie wird nicht kürzer, wenn wir hier herumsitzen und uns selbst Leid tun, oder?«
    Sie streckte die Hand nach dem Türgriff aus und ließ den Arm wieder sinken, als Benedikt den Kopf schüttelte.
    »Gibt es keinen anderen Weg?«
    Rachel machte eine ärgerliche Kopfbewegung nach links, den bewaldeten Hang hinauf, den die Straße in engen Kehren und Serpentinen erklomm. »Castellino liegt auf der anderen Seite des Berges«, sagte sie scharf. »Eine halbe Stunde zu Fuß – aber wir würden im Schlamm stecken bleiben, bevor wir fünfzig Schritte geschafft haben.«
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Benedikt. »Zwei Leute, die bei diesem Wetter zu Fuß unterwegs sind, sind nicht gerade unauffällig.«
    »Bis jetzt ist mir überhaupt niemand aufgefallen«, antwortete Rachel – was absolut der Wahrheit entsprach. Seit sie Norcia verlassen hatten, war ihnen kein anderes Fahrzeug entgegengekommen oder hatte sie überholt. Natürlich entkräftete sie damit sein Argument nicht, sondern bestätigte es indirekt eher. Wenn Benedikts Freunde irgendeinen Weg gefunden hatten, die Stadt zu überwachen, dann konnten sie hier Signalflaggen schwenken oder Leuchtraketen schießen, um auf sich aufmerksam zu machen. Widerwillig stieg sie aus, nur um erneut festzustellen, dass der Regen noch kälter geworden schien. Benedikt kletterte auf der anderen Seite aus dem Fiat, drehte sich dann aber umständlich wieder herum und beugte sich noch einmal in den Wagen, um die Handbremse zu lösen, die Zündung einzuschalten und zweimal kurz am Lenkrad zu drehen; eine Handlungsweise, die sie nicht verstand und die keinerlei Sinn zu ergeben schien.
    »Hilf mir«, bat Benedikt, nachdem er sich wieder aufgerichtet, die Seitenscheibe heruntergekurbelt und die Tür zugeworfen hatte. Ohne irgendeine Reaktion auf seine Bitte abzuwarten, stemmte er die Füße in den Boden und schob den Wagen langsam zur Straßenmitte, während er gleichzeitig am Lenkrad drehte. Rachel sah ihm noch einen Herzschlag lang verständnislos zu, eilte dann aber um den Wagen herum und stemmte sich gegen das Heck des Fiat, um Benedikt zu unterstützen. Bis sie den Wagen ein Stück weit über die Straßenmitte hinausgeschoben hatten, hatte er halb gedreht und stand nahezu quer zur Fahrbahn. Benedikt gab ihr mit einem Nicken zu verstehen, dass sie aufhören und gleichzeitig aus dem Weg gehen sollte, trat selbst an die Kühlerhaube heran und schob den Fiat allein und scheinbar ohne sonderliche Anstrengung wieder zum Straßenrand zurück – und nicht nur zurück, sondern auch darüber hinaus.
    Rachel begriff erst, was er vorhatte, als es viel zu spät war. Der Wagen rumpelte über die aufgeweichte Grasnarbe neben der Straße, wurde dabei aber nicht etwa langsamer, sondern nahm ganz im Gegenteil noch an Tempo zu, als Benedikt seine gewaltigen Muskeln anstrengte und ihn immer schneller auf die Böschung zuschob, die neben der schmalen Bankette lauerte. Sie war nicht unbedingt so steil, dass es Rachel schwindelte, während sie hinuntersah, aber steil genug, und sie führte sicherlich vier oder fünf Meter weit in die Tiefe, ehe sie in eine nahezu monochrome Sumpflandschaft überging, die noch vor wenigen Wochen ein vor Leben strotzender grüner Wald gewesen war.
    »Was hast du vor?«, murmelte sie.
    Falls Benedikt die Frage überhaupt hörte, machte er sich jedenfalls nicht die Mühe, darauf zu antworten – es wäre ohnehin sinnlos gewesen. Die Frage war nicht nur durch und durch überflüssig, es war

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