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Flut

Flut

Titel: Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Galera
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Stacheldraht mit zwei Stöcken aussieht. Dort muss es sein.
    Er bedankt sich für die Gastfreundschaft und den Mate und entschuldigt sich, seinerseits nichts anbieten zu können. Ente beugt sich vor und flüstert.
    Sag jetzt nichts, damit Val dich nicht hört. Falls wir uns wiedersehen und sie dich beschuldigt, uns beklaut zu haben, widersprich nicht.
    Ente gibt ihm eine Taschenlampe.
    Das kann ich nicht annehmen.
    Bring sie mir später oder morgen zurück.
    Du hast einen gut bei mir.
    Willst du echt nicht lieber bis morgen früh warten?
    Ich muss jetzt gehen.
    Er schüttelt Ente die Hand und ruft nach Beta, die schon eingeschlafen ist. Er zieht sich die Kapuze über den Kopf und bricht auf. Es regnet heftig, seine Füße versinken im lehmigenBoden. Mit Hilfe der Taschenlampe findet er den Weg aus dem Dickicht auf den Pfad, der bald auf einen grasbewachsenen Hang führt. Jenseits des Lichtkegels herrscht totale Finsternis, trotzdem erahnt er Bäume, Steine, das Tal, den Abgrund und das Meer. Ab und an eröffnet ein Blitz einen flüchtigen Blick auf die Sintflutlandschaft.
    In der Talsohle trifft er auf den winzigen Kieselstrand, den Ente erwähnt hat. Die Regenfälle haben den Bach in einen kleinen Fluss verwandelt, und es dauert eine Weile, bis er eine geeignete Stelle zum Überqueren gefunden hat. Das strömende Wasser reicht ihm bis zum Bauchnabel, als er sich mit der Taschenlampe im Mund und der Hündin auf dem Arm die zwei bis drei Meter bis zum anderen Ufer kämpft. Der Pfad auf der anderen Seite ist bei Tag wahrscheinlich gut zu erkennen, jetzt im Dunkeln muss er eine Weile danach suchen. Mehrmals versperrt ihm eine Schlucht oder geschlossenes Dickicht den Weg. Als er das Gefühl hat, sich verlaufen zu haben, sieht er ein Stück weiter den Stacheldraht. Er tastet sich eine Weile am Zaun entlang, bis er das Tor entdeckt. Nach einer kurzen Überprüfung mit der Taschenlampe befreit er einen der Stöcke aus einer Nylon-Schlaufe, und die Pforte sinkt auf den durchnässten Boden.
    Auf den ersten Metern ist der Zugang nichts anderes als ein beinahe unsichtbares Loch im dichten Urwald. Doch bald erscheint im Licht der Taschenlampe ein sorgsam angelegter Weg. Das Gras an den Rändern scheint erst vor Kurzem geschnitten worden zu sein, der Weg ist fest und eben, trotz wochenlangem Regen. Langsam geht es bergauf, um Felsen herum, die sich ab einem gewissen Punkt linker Hand zu einer Wand auftürmen. Er streicht über die glitschige Felswand und stützt sich an ihr ab. Die Hündin folgt direkt hinter ihm und schnüffelt an seinen Knöcheln. In der wilden Vegetation erkennt er Spuren menschlichen Einwirkens, kleine Beete, Bromelienblüten, mit Draht an den Bäumen befestigt, die sich wie Torbögen über den Pfad neigen.
    Er steigt eine Treppe aus Baumwurzeln hoch und entdeckt hinter dem nächsten Felsen ein großes Aquarium, das am Wegesrand steht. Als er die Taschenlampe darauf hält, sieht er diverse Stein-, Ton- und Keramikscherben darin liegen, wie in einer Museumsvitrine ausgestellt. Die sanften Rundungen lassen darauf schließen, dass sie von alten Plastiken, Schalen und Tellern stammen. Auf einigen stehen Inschriften aus ihm unbekannten Buchstaben oder Muster aus Dreiecken und Rauten. In einer Ecke des Glaskastens liegt ein halbes Dutzend Pfeilspitzen, sie ähneln denen, die er am ersten Tag seiner Wanderung gefunden hat. Der Deckel scheint das Aquarium gut abzudichten, der weiße Sand auf dem Boden ist so trocken, wie er es sich überhaupt nicht mehr vorstellen kann.
    Ein paar Meter weiter versperrt ein großer Fels den Weg. Zwischen Boden und Fels entdeckt er einen etwa hüfthohen Durchgang. Um die Öffnung herum steht ein kleines Tor aus Bambus. Er horcht eine Weile, hört jedoch nur den Regen. Dann macht er die Taschenlampe aus. Ein schwaches, kaum wahrnehmbares Licht dringt durch die Öffnung.
    Er duckt sich und zwängt sich zwischen den Felsen durch, bis er in einer Art Vorzimmer landet. Rechts ragen Äste durch eine natürliche Öffnung, die zum Teil von einer gewellten Eternit-Dachplatte bedeckt ist. Ein schmaler Spalt führt tiefer in die Höhle hinein. Er schaltet die Taschenlampe ein und lässt den Lichtkegel herumfahren. Ein Stück weiter hinten liegt der Panzer einer großen Seeschildkröte.
    Schließlich fasst sich auch die Hündin ein Herz und folgt ihm leise knurrend. Er untersucht den Spalt mit der Taschenlampe und schiebt sich mit zwei seitlichen Schritten hindurch.
    Der Alte sitzt ihm zugewandt

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