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Flutgrab

Flutgrab

Titel: Flutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meister Derek
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schüttete aus einer Tonschüssel ein paar Kamillenblüten in den Zuber. Dann schnallte er sich vom Gürtel einen Schlauch aus Schweinsblase und fügte einige Spritzer Arnikasud hinzu. Nach dem Bad würde er das Wasser austauschen müssen. Zumindest würde er den Preis dafür in Rungholts Brettchen ritzen.
    Eine Magd, kaum bekleidet und viel zu hübsch, um Holz zu schleppen, brachte ein paar Scheite. Während sich Rungholt und Marek mit den Blüten einrieben und den Sud verteilten, heizte Swoneken den Ofen nach. Dieser stand direkt im Zuber, nur abgetrennt durch ein paar Bretter, und die Kunst bestand darin, die Gäste nicht zu kochen.
    »Wünscht Ihr den Schwamm, Rungholt?«
    »Gern. Immer her damit.«
    Er reichte Rungholt einen der Schwämme, die er aus Venedig hatte kommen lassen, nicht nur wegen dieses reichlich teuren Vergnügens war sein Badhaus angesehen, neben den Hübschlerinnen war auch das Essen gut.
    »Viel zu tun, hm?«, fragte Rungholt Swoneken und hielt Marek den Schwamm hin, der jedoch ablehnte. Er hatte sich einen Nizkamp geschnappt und begonnen, seine Haare zu entlausen. Das Geviech fiel in den Zuber oder aufs Essbrett, das Swoneken zwischen sie geschoben hatte.
    »Wenn’s zu Hause nichts zu fressen gibt, kommen sie in Scharen her. Kann mich nicht beklagen.« Knackend zerdrückte Swoneken eine der Läuse und grinste Rungholt mit seinen drei fauligen Zahnstumpen an. »Irgendwo müssen die Witten ja bleiben.«
    Rungholt lachte.
    Im hinteren Bereich, neben dem Ausgang zur Gasse, war der Donnerbalken voll besetzt. Sturzbetrunken schissen vier wohlhabende Bernsteindreher, mit denen Rungholt schon so einige Geschäfte abgeschlossen hatte, in eine Rinne. Sie hockten aufgereiht da, unterhielten sich lautstark über die verschwundenen Kinder und begannen erst zu tuscheln, als die Sprache auf die Unfähigkeit des Rates kam. Swonekens Knecht stand mit Eimer und Schaufel bereit, aber die Männer wollten von ihm nur mehr Wein.
    Auch Rungholt und Marek wurde eingegossen. Missmutig registrierte Rungholt, dass alle in Swonekens Badhaus Rotspon tranken. »Swoneken, hast du mal darüber nachgedacht, deine Gäste mit gutem Bier abzufüllen?«
    »Dünnbier?« Der Bader schüttelte den Kopf. »Da schiffen die mir die Rinne zu. So viele Kübel kann ich gar nicht wegschaffen.«
    Rungholt lehnte sich vor. Sein Angebot musste nicht jeder hören. »Ich kann dir einige Dutzend Fässer von dem für den Außenhandel verkaufen.«
    »Was? Starkbier? Das hochprozentige? Dein Brau für Hamburg?«
    »Für Hamburg und Visby. Ja. Starkbier.«
    Nachdenklich rieb sich Swoneken das Kinn. »Hm. Ich denk drüber nach«, meinte er und wünschte den beiden viel Vergnügen.
    »Du musst dein Ausfuhrbier schon unter der Hand in Lübeck loswerden? Was hab ich verpasst?« Marek wusch sich vorsichtig sein geschwollenes Auge aus.
    »Eine ganze Menge. Die letzten Monate ist reichlich was passiert. Aber lass uns erst einmal anstoßen, mein Freund! Darauf, dass du da bist, auch wenn meine Ware auf der Strecke geblieben ist.«
    Nachdem die beiden die zweite Karaffe Rotspon geleert hatten, wurde Rungholt redselig. Er berichtete Marek vom Verschwinden der Kinder, von Dartzow und Kerkring. Und weil Marek unablässig nachbohrte, auch von dem Edelsteinraub bei d’ Alighieri. Dass er einen Kinderschädel gefunden hatte und in wenigen Tagen kein Hab und Gut mehr, verschwieg er geflissentlich.
    »Ein Hammermann?«, fragte Marek staunend. Rungholt konnte ihm an der Nasenspitze ablesen, dass er darauf brannte, mal wieder einem Sünder nachzuspüren. »Wie passt der mit den verschwundenen Kindern zusammen?«
    Swoneken kam und half Rungholt aus dem Zuber. Der legte sich gegenüber von Marek auf eine Holzbank. Er rief noch einmal die hübsche Magd herbei, die sofort begann, ihn mit Öl einzureiben.
    »Bin mir nicht sicher«, brummte Rungholt. »Bei der Sache mit den Kindern stimmt was nicht. Mornewechs Peterchen … Ich hab was übersehen. Ich bin schon sieben Mal meine Tafeln durchgegangen, aber … ich komme nicht drauf, was es ist. Egal. Ich suche den Dieb.«
    »Nicht die Kinder. Aha. Und der Dieb?«
    »Da stimmt auch was nicht.«
    »Na, großartig.«
    Rungholts Antwort war ein Brummen. Seufzend schloss er die Augen, spürte erst die Wärme der Finger, die seine Schwarten und Fettpolster durchwalkten, dann die Müdigkeit. Seit dem Wassereinbruch in seinem Schlafzimmer hatte er kaum ein Auge zubekommen.
    »Du gehst also beiden Fällen nach, obwohl

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