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Fly Me To The Moon - In seinem Bann 6

Fly Me To The Moon - In seinem Bann 6

Titel: Fly Me To The Moon - In seinem Bann 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaïs Goutier
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Kapitel 7
     
     

    Von Ians Geburtstag am 22. November erfuhr ich ganz beiläufig und geradezu zufällig, als ihn der verfrühte Geburtstagsgruß eines exzentrischen Geschäftspartners aus Fernost in Gestalt eines ledernen Kaugummi-Täschchens von Hermés zwei Wochen zu früh erreichte und er das Präsent umgehend an mich weiterverschenkte. Es hatte genau die richtige Größe für meinen Lieblingsgloss und gab somit ein sehr stilvolles Lipstick-Case ab.
    »Wann hättest du mir erzählt, dass du Geburtstag hast, Ian?« wollte ich von ihm wissen.
    Er zuckte mit den Schultern. »Eventuell abends, wenn ich von dieser Ortsbegehung aus Zürich zurücksein werde.«
    »Eventuell?« fragte ich stirnrunzelnd.
    »Ja, sofern ich daran gedacht hätte.«
    »Ian, ich bitte dich. Wir kennen uns jetzt seit beinahe einem halben Jahr und du wirst nicht müde zu behaupten, ich sei der wichtigste Mensch in deinem Leben. Und nun erklärst du mir, du hättest mir eventuell an deinem Geburtstagsabend erzählt, dass es dein Geburtstag ist, sofern du daran gedacht hättest?« Mein Tonfall sollte eigentlich eine ironische Färbung haben, aber tatsächlich klang ich lediglich gekränkt.
    »Ich habe meinen Geburtstag schon seit fünfzehn Jahren nicht mehr gefeiert, Ann-Sophie. An den exakten Termin erinnert werde ich nur durch Bethany, die eigentlich immer versucht, mich an diesem Tag telefonisch zu erreichen.«
    Ich klappte den Mund auf und wieder zu.
    »Aber was ist mit Freunden, Bekannten, Menschen, die dir wichtig sind?«
    »Wirklich wichtig sind mir nur zwei Menschen auf der Welt, das weißt du, Ann-Sophie. Und für die anderen veranstalte ich jedes Jahr im Frühsommer irgendwo auf der Welt ein Charity-Event, das sich als Sommerfest tarnt, bei dem irgendwelche Stars auftreten und bei dem es gutes Essen, teuren Champagner und eine Fünfsterne-Gratisübernachtung gibt. Da fällt es gar nicht weiter auf, wenn der Gastgeber selbst gar nicht anwesend ist.«
    Es klang so sarkastisch, dass es fast wehtat.
     
    Statt seinen Geburtstag gemeinsam zu feiern, würde Ian also frühmorgens nach Zürich fliegen, während ich in Frankfurt bleiben und zwei Seminare und meine Sprechstunde absolvieren würde. Abends würden wir uns dann im Grand Reed treffen und im Petite Europe zu Abend essen.
    In meinen Augen gab es so viele gute Gründe, Ians Geburtstag sehr viel gebührender zu feiern, aber wenn es schon nicht anders ging, wollte ich ihm wenigstens ein besonderes Geschenk machen.
    Aber was schenkte man einem Mann, der sich alles leisten konnte und doch nichts zu brauchen schien? Über welches Geschenk würde sich ein Mensch freuen, dessen Leben in einen Koffer passte und der alles als überflüssigen Ballast zu empfinden schien, was nicht leicht und funktional genug war für diesen rasanten Lebenswandel?
    Ziel- und planlos durchstreifte ich in den nachfolgenden Tagen Kaufhäuser, Buchhandlungen, Antiquariate und Galerien, aber eigentlich war mir schon dabei bewusst, dass ich auf diese Weise nicht fündig werden würde. Immerhin würde es das erste Geschenk sein, das ich dem Mann machte, der im letzten halben Jahr zum wichtigsten Menschen in meinem Leben geworden war und der mich in den vergangenen Wochen mit Aufmerksamkeit und kostbaren Geschenken förmlich überhäuft hatte. Ich konnte Ian unmöglich irgendetwas schenken, das man einfach in einem x-beliebigen Laden kaufen konnte. Und Kunst in der Liga, in der sie Ian sammelte und für die Sammlung Reed erwarb, kam ohnehin nicht in Frage. Es ging mir schon ein bisschen besser, als ich zu dieser Erkenntnis gekommen war und die chaotisch sinnlose Suche einstellte. Das befreite mich zwar nicht von der weiterhin andauernden Grübelei, gab mir aber zumindest das Gefühl, der Antwort schon eine Idee näher gekommen zu sein.
    Der eigentliche Geistesblitz ereilte mich dann erst am nächsten Tag, als ich an meinem Schreibtisch saß und über einer Formulierung in dem geplanten Katalogvorwort brütete. Wie so oft drehte ich mich mit meinem Schreibtischsessel langsam um die eigene Achse und ließ meinen Blick dabei über die Buchrücken wandern, die dicht an dicht in dem Regal hinter mir standen. Und da fiel es mir ins Auge. Gegeben sei: die Gabe , ein kleiner kluger Essay-Band über Argumentationsfiguren bei Marcel Duchamp.
    Duchamp war nicht nur einer der bedeutendsten Wegbereiter der Moderne, Mitbegründer von Dadaismus, Surrealismus und Konzeptkunst und berühmt für seine Ready-mades, darunter

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