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Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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Endstation.
    Als Erstes
ging er zum kleinen, frei stehenden Tiefkühler in einer Kochecke, prüfte am eingelegten,
dünnen Faden, ob jemand ihn geöffnet hatte. Er kontrollierte die Temperatur, holte
die Polstertasche aus der eiskalten Kühltasche, kontrollierte auch hier die Temperatur,
auch die zehn Zentimeter große Ampulle darin war intakt. Er legte die Polstertasche
in den leeren Gefrierschrank. Die Kühltasche würde er wegwerfen. Jetzt erst schob
er das alte, metallene Aktenmöbel zur Seite. Dahinter in der Wand war eine sehr
schmale Tür ohne Falle, ohne nichts. Mit dem Schlüssel, mit dem er den Lift dirigiert
hatte, bediente er jetzt ein Schloss, das sich etwas entfernt unter einem Paneel
des Parkettbodens befand. Die Tür schnappte auf. Er kontrollierte, ob auch hier
das Steinchen noch auf der hinteren oberen Kante lag. Diese Tür war ebenfalls nicht
geöffnet worden.
    Er setzte
sich an den Tisch und befasste sich mit dem Paket der Araber. Mit dieser Art Zündmechanismus
war er vertraut, dieses neueste amerikanische Modell hatte er erst vor kurzer Zeit
erklärt bekommen, also war auch dieses Detail von langer Hand geplant. Aller Wahrscheinlichkeit
nach stammte es aus der Libyenbeute. Er öffnete das Gehäuse, studierte den Sprengmechanismus,
den Behälter für die Ampulle. Jetzt stutzte er doch, er war der Meinung gewesen,
man habe eine russische Ampulle geliefert; von den Rumänen aus dem Satellitenstaat.
Im Grunde war es nicht sein Problem. Er würde nur nicht gern in irgendeiner Geheimdienstintrige
als Bauernopfer dienen. Er maß mit dem Mikromesser. Alles stimmte, Ampulle und Gehäuse
stimmten hundertstelmillimetergenau ineinander. Der Mechanismus war per Funk auszulösen,
nicht über das Handy. Aus Sicherheitsgründen, keiner würde diese Frequenz kennen.
     
    Diese Pamela Thoma …
     
    Es tat gut, mit Cooper im Heck des
Volvo die Autobahn Richtung Lausanne zu fahren, unter der Betonbrücke durch, auf
der immer noch der Spruch gesprayt stand, »Lebe – wann wenn nicht jetzt«, doch er
verblasste. Zumindest das Hakenkreuz war weg. Dann fuhr sie Richtung Murten, kontrollierte,
welche Autos ihr folgten.
    Sie hatten
sich in Murten auf einer der Seeterrassen verabredet. Sie würden Fisch essen, Gehirnnahrung.
Sie freute sich auf das Wiedersehen mit Robert. Das Auto parkte sie in Sichtweite
der Terrasse, Cooper konnte darin warten. Robert war schon da. Er kam ihr vom Tisch
entgegen. Er strahlte, war etwas magerer, er war ja von Indien zurück, musste sich
von gekochtem Gemüse ernährt haben. Er umarmte sie, und sie hatte leichte Gewissensbisse,
als sie sein Rasierwasser roch. Wem gegenüber war sie jetzt nicht fair?
    Sie würde
das später klären. Robert wusste, sie entfernte sich. Sie selbst wusste nicht, wie
weit und wohin.
    Nein, es
erstaunte sie überhaupt nicht. Robert zog ein kleines Gerät aus seiner Mappe, mit
dem er wie selbstverständlich die Umgebung des Tisches, aber auch sie auf allfällige
Lausch- und Peiltechnik abcheckte. Sicher war sicher. Das gehörte genau zu Roberts
Möglichkeiten, die sie sonst nicht mochte, jetzt aber war sie in der Situation,
dafür dankbar zu sein.
    Beim Apéro
entspannte sie sich etwas. Roberts Charme, sein Witz, die Leichtigkeit seiner Worte
bezauberten wie eh und je, zumindest jetzt war sie in seiner Welt wieder in Sicherheit.
Sie wusste auch, er tat es aus Liebe, spürte ihre Anspannung.
    Sie war
sich nur zu sehr bewusst, die Zeit war knapp. Francis war zwar in Lucius’ Obhut,
Lucius war dank Gary bewaffnet, das mittlere Stockwerk des Hauses war total gesichert.
Gary hatte gemeint, man nehme an, Francis sei zu schwer verletzt, um das Haus verlassen
zu können. Man werde ihn draußen abpassen. Doch sicher war sicher.
     
    Robert wusste, sie hatte es angedeutet,
dass es um Menschenleben ging. Sie hatte auch das von ihm gelernt, dass der Mensch
das, was er tat, bewusst tun sollte, aufmerksam. Wenn er aß, sollte er eben essen.
Also aß sie die zarten Felchen mit der luftigen Soße, die Salzkartoffeln, die wieder
einmal so waren, wie sie selber es nie hinkriegen würde, genoss Roberts vertrautes
Gesicht, seine Stimme, seine Nähe, beruhigte sich etwas.
    Beim Espresso
legte sie dar, was darzulegen war. Die zwei Probleme, die Gefährdung von Francis
und Maude Berry. Es ging nicht um die politischen Verwicklungen, welcher Art auch
immer sie waren. Sie konnte ihm den Hintergrund des Stadionbaus nicht nennen. Er
würde selber zwei und zwei zusammenzählen. Es ging

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