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FOOD CRASH

FOOD CRASH

Titel: FOOD CRASH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix zu Löwenstein
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hinterlassen dort im Monatsdurchschnitt fast 100 Euro. Hier liegt ein offensichtlich großes und noch weitgehend unerschöpftes Nachfragepotenzial. Was in Frankreich möglich ist, sollte in Deutschland nicht unterbleiben. Es ist einfach nicht folgerichtig, wenn in der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung ein Ziel von 20 % Ökolandbau steht, dieses einfach anzuwendende Instrument aber zu seiner Erreichung nicht herangezogen wird.
Am Ende des voranstehenden Kapitels war die Rede davon, wie derzeit die Prioritäten der
Forschungspolitik
gesetzt sind.
     
    Wenn Forschung für die Entwicklung einer Gesellschaft relevant ist, dann ist es auch relevant, welche Richtungsentscheidungen durch die Investition in Forschung getroffen werden. Für jedermann sichtbar und verständlich wird das in diesen Tagen im Bereich der Energiewirtschaft. Es ist die politische Entscheidung, Geld in die Entwicklung von Elektroantrieben zu setzen, die den entscheidenden Impuls dafür setzt, wie wir uns morgen fortbewegen – oder wenigstens, wie bald wir das mit welcher Technologie tun. Das ist in der Landwirtschaft nicht anders.
    Hier kommt noch etwas anderes dazu: Das Ergebnis industrieller Forschung sind Produkte, die patentiert werden und durch ihren Verkauf die Kosten der Forschung wieder einspielen. In der Landwirtschaft sind das vor allem chemisch-synthetische Pestizide, (gentechnisch verändertes) Saatgut und Maschinen. Ehe ein chemischer Wirkstoff bis zur Verkaufsreife eines Unkrautvertilgungsmittels entwickelt wird, muss eine Firma wie BASF zwischen 150 und 250 Millionen Euro investieren, die ihr über die Jahre von den Verwendern des Mittels zurückgezahlt werden.
     
    Bei der Entwicklung von Produkten für den Ökologischen Landbau ist das in der Regel anders: Wenn man einmal herausgefunden hat, dass Thymianöl hilfreich gegen Feuerbrand in Apfelbäumen ist, dann kann man zwar Fläschchen mit dem Öl an Obstbauern verkaufen, aber das kann jeder andere auch, der weiß, wie man es aus Thymianblättern destilliert. Wenn die Erkenntnis obendrein lautet, dass Thymianöl nur eine Teilwirkung gegen diese Krankheit hat, die die Obstplantagen ganzer Gegenden bedrohen kann, wenn stattdessen nur eine Kombination aus der Verstäubung des Öls, einer bestimmten Technik des Obstbaumschnittes, der Wahl der Sorten und vielleicht noch irgendwelcher Bodenbearbeitungsverfahren die Lösung bringt, dann ist es endgültig vorbei mit dem kommerzialisierbaren Nutzen. Denn hier entsteht Wissen, kein Produkt.
     
    Weil der Markt solche Forschungsinvestitionen nicht zurückzahlt, ist das Engagement der Allgemeinheit bei ihrer Finanzierung unabdingbar.
    Das gilt noch viel mehr für die Grundlagenforschung, die auch in der konventionellen Landwirtschaft vor allem staatliche Forschungseinrichtungen oder vom Staat finanzierte Forschungsprojekte leisten müssen. Ob hier das Ziel, komplexe Naturzusammenhänge aufzudecken und für die Landbewirtschaftung nutzbar zu machen, im Vordergrund steht oder ob man sich auf den genetischen Bauplan von Pflanzen und Lebewesen und die technischen Möglichkeiten, ihn zu manipulieren, konzentriert, macht einen nicht unerheblichen Unterschied.
     
    Wir brauchen also verstärkte Forschungsanstrengungen für eine Ökologische Landwirtschaft, mit Forschungsmethoden, die weit über den Tellerrand einzelner Spezialdisziplinen hinaussehen und die das Wissen und die Erfahrung der Bäuerinnen und Bauern sowohl nutzt als auch in den Verlauf ihrer Arbeit einbezieht. Es ist sicher nicht gut, wenn solche Projekte nur von den Forschern umgesetzt werden, die in der Szene der Ökolandbauforschung ohnehin zu Hause sind. Da gibt es exzellente Wissenschaftler und Institute. Ihre Welt ist aber zu klein, als dass man auf die Befruchtung durch die konventionelle Agrarforschung verzichten dürfte. Was nicht funktioniert, ist ein Ansatz, der sagt: »Wir stellen Agrarforschungsprojekte zur Ausschreibung, die Ökolandbauthemen behandeln. Und dann sollen sich alle beteiligen.« Die Erfahrung zeigt nämlich, dass dann Institute, die mit Ökolandbau weder jetzt etwas am Hut haben noch in Zukunft etwas am Hut haben wollen, das, was sie ohnehin an Arbeiten vorhatten, so umformulieren, dass es in die Anforderungen der Ökolandbauausschreibung passt, und dann lediglich diese Mittel abgrasen.
     
    Wir brauchen vielmehr ein eigenes starkes und gut ausgestattetes Forschungsnetzwerk für den ökologischen Landbau, in dem Projekte entwickelt und in das

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