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FOOD CRASH

FOOD CRASH

Titel: FOOD CRASH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix zu Löwenstein
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Produktion von Mais, Bohnen, (und bei genügend vorhandenem Wasser) Reis und Maniok beschränkt hat. Dadurch ist ihre Versorgung mit Mineralien und Vitaminen, sekundären Pflanzeninhaltsstoffen – und was immer sonst noch in der Vielfalt die Bedürfnisse der menschlichen Gesundheit abdeckt – deutlich eingeschränkt worden. Und zudem hat die Ertragsfähigkeit ihrer kleinen Gärten gelitten, denn dort hat die Kombination vieler verschiedener Kulturen im Mischanbau für eine optimale Ausnutzung aller Nischen und damit für hohe Erträge gesorgt.
    Die Einschränkung der Agrobiodiversität ist keine direkte Auswirkung eines bestimmten technischen Verfahrens im konventionellen Landbau. Sie ist es aber indirekt, weil die Konzentration auf wenige Tier- und Pflanzenarten die Bedingung für Rationalisierung und Management-Vereinfachung darstellt. So ist sie eine offensichtlich unausweichliche Folge der Einführung des konventionellen Landbausystems. Sie hat überall dort stattgefunden, wo die »moderne«, industrielle Landwirtschaft die traditionelle Landwirtschaft abgelöst hat.
    Auch dieser Verlust ist ein viel zu hoher Preis für den kurzfristigen Vorteil von Ertragssteigerung auf dem Acker und im Viehstall.

Die Düngung des Wassers
    Das Idealbild der Düngung im Ökologischen Landbau ist der Kreislauf. Alle Nährstoffe, die durch die Abfuhr der Ernteerzeugnisse dem Ackerboden entzogen werden, kehren dorthin auch wieder zurück. Wenn außer dem Mist der Tiere auch noch der Klärschlamm die mit der menschlichen Nahrung aufgenommenen Nährstoffe zurückführen würde, wäre der Kreislauf tatsächlich geschlossen. Das aber geht nicht, weil wir nirgends über Trennsysteme verfügen, die verhindern würden, dass sich auch alle möglichen giftigen Stoffe in dem befinden, was aus unseren Abwässern herausgefiltert wird. So muss auch der Ökologische Landbau die für die Pflanzen zentralen »Grundnährstoffe« Kalium und Phosphat durch Düngemittel ergänzen, die aus dem Abbau fossiler Vorräte stammen.
    Der für einen hohen Ertrag wichtigste Nährstoff ist der Stickstoff (N). Bei der Herstellung dieses Düngemittels wird der in der Luft enthaltene Stickstoff im »Haber-Bosch-Verfahren« gewonnen und dann in flüssiger oder granulierter Form auf dem Acker ausgebracht. Weltweit werden jährlich ca. 100 Millionen Tonnen an mineralischem Stickstoff hergestellt. [66] Das erfordert den Einsatz von 200 Millionen Tonnen Erdöl [67] (bzw. im entsprechenden Energieäquivalent: Erdgas). Die Höchsterträge in konventionellen Anbausystemen sind ohne die intensive Zufuhr dieses Hauptnährstoffes nicht möglich. Allerdings sinkt die Ausnutzung dieses Wachstumsförderers durch die Pflanze in dem Maß, in dem sein Einsatz gesteigert wird: Die Stickstoffnutzungseffizienz von Getreide hat zwischen den Jahren 1960 und 2000 von 80 auf 30 % abgenommen. Heute werden mit der Nahrung – gemessen in einer weltweiten Bilanz – nur noch 17 % des ausgebrachten Stickstoffes aufgenommen. [68] Weiter unten wird noch davon die Rede sein, welche Auswirkungen das auf die Umwelt hat, die mit den Überschüssen fertig werden muss.
    Der Ökolandbau hat für die Stickstoffversorgung nur organische Düngemittel (Mist, Kompost, Haarmehl etc.) zur Hand. Außerdem verfügen Leguminosen (Hülsenfrüchtler wie z.B. Klee, Luzerne, Bohnen) über die Fähigkeit, auf natürliche Art und Weise das zu tun, was die Herren Haber und Bosch unter Einsatz von Energie taten: Durch die Symbiose mit Bakterien an ihren Wurzelsystemen binden sie Luftstickstoff und machen sich so unabhängig vom Nitratgehalt des Bodens. Sie düngen sich sozusagen selbst und tragen so zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit bei. [69] Deshalb ist der Anbau von Leguminosen für eine Ökologische Landwirtschaft so wichtig und bietet eine weltweit noch völlig unternutzte Möglichkeit, die mineralische Stickstoff-Düngung zu ersetzen.
    Der elementare Unterschied zwischen den beiden Anbausystemen liegt nicht nur in der Quelle des Stickstoffs, sondern auch in seiner Wirkung. Plakativ gesprochen, düngt der mineralische Stickstoff die Pflanze, der organische den Boden. Das bedeutet, dass Stickstoff aus dem Düngesack sich im Bodenwasser löst und dort unmittelbar als Nährlösung der Pflanzenwurzel zur Verfügung steht. Das Gegenmodell ist die Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit durch Zufuhr von organischer Substanz, aus der dann im Rahmen der natürlichen Mineralisierungsvorgänge Stickstoff in die

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