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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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er?« schrie Jack die drei verbliebenen Pokerspieler an. »Ich will ihn jetzt hier haben! ICH WILL IHN JETZT HIER HABEN!«
    Unten, am Boden, hielt sich Mailer, was von seiner Nase übriggeblieben war, und schrie durch eingeschlagene Zähne.
     
    IV
     
    Ragnarök wäre Jack mit Freuden zu Diensten gewesen, doch seiner berittenen Attacke auf die Rho Alpha Tau war ein vorzeitiges Ende beschieden. Er kam bis zur Cayuga-Heights-Brücke, bevor ihn das Glück verließ und der Hengst die Geduld verlor. Er hatte das Pferd behandelt, als säße er auf seiner Maschine und hätte vor, einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufzustellen, und trotz seiner mangelnden Reiterfahrung hatte er bis zuletzt geglaubt, alles unter Kontrolle zu haben. Sie waren schon halb über die Brücke, der Fluß donnerte von unten herauf, als der Hengst plötzlich auszurutschen schien. Seine Schultern sackten vorn weg; die Kruppe schnellte empor und katapultierte Ragnarök in die Luft.
    Vollkommen gelassen sah er zu, wie sich die Welt auf den Kopf stellte. Er rechnete fest damit, über die Brüstung zu fliegen, und irgendwie spielte es keine Rolle, daß dieser Umstand ihn daran gehindert hätte, Jack in die Finger zu kriegen. Sein letzter Gedanke, bevor er auf das Geländer krachte, war, daß der Regen nachzulassen schien.
    Sein Kopf dröhnte beim Aufprall wie eine Glocke; seine Sonnenbrille brach entzwei und fiel in die Schlucht, während er selbst auf das kalte Metall der Brücke knallte. Blut rann ihm aus einer Platzwunde über der Braue, die spärlicher werdenden Regentropfen benetzten seine weit geöffneten Pupillen. Der Hengst blickte ihn einen Augenblick lang nachdenklich an, dann schnaubte er und begab sich zum jenseitigen Ende der Brücke, wo er gemächlich anfing, das gelbe Gras vor Carl Sagans Haustür abzurupfen.
    Es verging eine halbe Stunde, während der Ragnarök ohnmächtig auf der Brücke lag. Unterdessen hörte der Regen ganz auf, und Stephen George fand endlich, naß, verdreckt und erschöpft, zum Hügel zurück. Nach einem kurzen und ergebnislosen Marsch auf der Fraternity Row (auch da wollte sich kein Fräulein in Bedrängnis noch sonst eine potentielle gute Tat einfinden), beschloß der Geschichtenerzähler, nach Hause zu gehen und seine Strategie zu überdenken. Auf den gestürzten Bohemier stieß er etwa zwei Minuten, nachdem er diesen Entschluß gefaßt hatte... und er wäre um ein Haar an ihm vorbeigegangen, ohne ihn zu bemerken. Diesmal verspürte George keinen Triumph, kein Gefühl von Befreiung. Er vergewisserte sich lediglich, daß Ragnarök noch atmete, und rannte dann davon, um einen Krankenwagen zu rufen.
    Natürlich wurde ihm überhaupt nicht bewußt, daß es genau das war, wonach er den ganzen Nachmittag über gesucht hatte.
     
    Im Krankenhaus
     
    I
     
    Als Ragnarök wieder zu sich kam, lag er in einem Einzelzimmer im Tompkins-County-Kreiskrankenhaus. Er trug einen Verband um die Stirn, und man hatte ihm eine Rippe zusammengepflastert, aber ansonsten war er, wenn man von seinem aschfahlen und eingefallenen Gesicht absah, in einer bemerkenswert guten Verfassung.
    »Du siehst wie Tofu aus«, sagte Myoko liebevoll, als er die Augen aufschlug.
    »Wenn du das nächstemal mein Pferd stiehlst«, fügte Löwenherz hinzu, »solltest du vorher ein paar Reitstunden nehmen.«
    Ragnarök hob unter Schmerzen den Kopf ein paar Zentimeter und sah sich neugierig um. »Hab ich ihn umgebracht?« fragte er mit schwacher Stimme.
    »Karl dem Großen geht’s gut«, sagte Löwenherz in der Annahme, er habe den Hengst gemeint. »Glücklicherweise und deinen Bemühungen zum Trotz. Was zum Teufel hattest du eigentlich vor?«
    »Das ist doch jetzt egal«, unterbrach ihn Myoko. »Wie fühlst du dich, Ragnarök?«
    Der Kopf des Schwarzen Ritters fiel wieder auf das Kissen zurück. Er schien die letzten Fragen gar nicht gehört zu haben. Abwesend flüsterte er zu sich selbst: »Nein, hab ich nicht. Noch nicht.«
    Myoko und Löwenherz tauschten Blicke aus. Dann sagte sie etwas zögernd: »Ragnarök? Die Besuchszeit ist fast um, aber Jinsei müßte in einer Viertelstunde hier sein. Möchtest du sie dann sehen?«
    »Noch nicht«, wiederholte Ragnarök, und plötzlich saß er aufrecht und versuchte, aus dem Bett zu steigen.
    »Moment mal, Rag«, sagte Löwenherz erschrocken. »Der Arzt meint, du brauchst Ruhe. Es ist noch nicht raus, ob du eine Gehirnerschütterung hast oder nicht.«
    »Ich muß mit Stephen George reden«, beharrte der Schwarze

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