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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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mir gut gefallen.«
    »Er hat im Lauf seines Lebens viele solche Reden gehalten«, war alles, was Zephyr darauf zu antworten wußte. »Während des Krieges gegen Rasferret starben die Kobolde zu Hunderten.«
    »Aber das ist ewig her«, sagte Puck tonlos. Er blickte noch immer in die Ferne. »Er hat’s trotzdem nicht verlernt.«
    Da Kobolde nach ihrem Tod keinen Leichnam zurücklassen, findet natürlich auch kein Begräbnis statt, sondern lediglich eine feierliche Zusammenkunft der Hinterbliebenen - ohne den offenen oder geschlossenen Sarg, wie man ihn bei menschlichen Beerdigungen kennt. Die Tradition verlangt außerdem, daß jeder einzelne Verblichene - außer in Zeiten allgemeinen Notstands, wie etwa im Krieg, wenn andere Dinge ungeteilte Aufmerksamkeit verlangen - mit einer eigenen Zeremonie bedacht wird. Daher hatten die Feierlichkeiten zum Andenken von Spinnweb, Mostrich und Saffron Dey nicht gleichzeitig, sondern nacheinander stattgefunden, und als man den dritten Verstorbenen gebührend verabschiedet hatte, waren alle Beteiligten mit ihren Nerven völlig am Ende gewesen. Und als Saffrons Bruder Laertes zum Schluß noch eine abfällige Bemerkung über Pucks Beziehung zu ihr gemacht hatte, war es, bevor jemand einschreiten konnte, zu einem Duell gekommen. Jetzt hatte Puck einen Schmiß auf der Wange, wo Laertes’ Klinge ihn gestreift hatte; Saffrons Bruder seinerseits würde noch eine Weile humpeln.
    »Noch immer sauer auf mich?« fragte jetzt Puck. »Wegen der Sache mit Saffron?«
    Zephyr nickte bedauernd. »Ich möcht’s nicht sein, besonders nach... nach allem, was passiert ist, aber es ist nun mal so. Was du mir angetan hast, läßt sich nicht ungeschehen machen.«
    Auch Puck nickte, noch immer ohne sie anzusehen. »Ich kann’s dir nicht verdenken. Aber warum bist du dann hier? Solltest du nicht diesem George-Heini nachsteigen oder sonstwas?«
    »George geht mich nichts mehr an.« Jetzt war es an Zephyr, in die Ferne zu blicken. »Heut nacht ist er anderweitig beschäftigt.«
    »Hat endlich ne Menschengeliebte gefunden, wie?«
    »Vielleicht. Da ist... etwas Seltsames im Gange. Gesehen hab ich sie allerdings nicht.«
    »Woher weißt du’s dann?«
    »Vom Wind. Der Wind flüstert schon die halbe Nacht die Neuigkeit.« Sie schniefte. »Auch mit dem Wind stimmt was nicht.«
    Sie verstummte, und wieder drohte ein längeres Schweigen. Doch Zephyr vergaß nicht, weswegen sie gekommen war, und zwang sich weiter zureden.
    »Ich hab mich vorhin mit Hobart unterhalten.«
    »Ja? Worüber?«
    »Dies und das. Er hat mir eine Geschichte erzählt... hat mir erzählt, was er und Oma Zee einmal taten, als sie den schlimmsten Krach ihres Lebens hatten. Und was sie taten, hat ihre Ehe gerettet.«
    Puck nickte. »Erzähl.«
    »Angenommen«, sagte Zephyr, »da gab’s zwei Kobolde. Nehmen wir weiter an, der eine von beiden, also sie, wäre über etwas, was der andere getan hat, unheimlich wütend, und gleichzeitig wäre er sehr deprimiert, durcheinander und vielleicht sogar selbst ein bißchen wütend. War kein besonders romantisches Paar, oder?«
    »Nein. Nicht besonders.«
    »Es könnte aber ein zweites Paar geben, fast haargenau wie das erste, wirklich identisch, nur, daß sie sich nicht kennen würden.«
    Endlich sah er sie an. »Nicht kennen?«
    »Fremde. Hätten sich noch nie gesehen. Und die Fremde könnte eines Nachts beschließen, einen Ausflug zu machen, sie könnte, sagen wir mal, in ihren Gleiter steigen und irgendwohin fliegen, wo es schön und einsam ist - wie unten am Fluß, in der Fall-Creek-Schlucht. Wenn jetzt der Fremde zufällig - aber wirklich rein zufällig - auch da hinkäme und die beiden sich über den Weg liefen... dann könnte es ja durchaus romantisch werden -glaubst du nicht? Ich meine, wenn sie sich nicht kennen würden, hätte sie überhaupt keinen Grund, sauer zu sein. Und wenn er deprimiert wäre, könnte sie ihn vielleicht etwas aufheitern. Sie könnten sich sogar ineinander verlieben.«
    Puck mußte das erst mal verdauen. »Das könnte funktionieren«, sagte er endlich.
    »Ja, aber da ist noch etwas«, fügte Zephyr hinzu.
    »Diese zwei Fremden... also, sie müßten es mit der Treue wirklich sehr genau nehmen. Nicht wie die zwei anderen. Wenn einer von beiden anfinge, den anderen zu betrügen, könnte das ganz schlimme Folgen haben.«
    »Schlimme Folgen«, wiederholte Puck. »Schön. Aber ich glaub nicht, daß es diesbezüglich irgendwas zu befürchten gibt.« »Natürlich nicht. Warum

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