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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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wirst.«
    Lu wusste nicht, was er sagen sollte. »Sah ich gut aus?«
    Wei-Dong kicherte. »Du hast toll ausgesehen.«
    Ein Damm brach. Lu lachte und lachte, als die ganze Spannung endlich nachließ. Schließlich hörte er auf, weil er Angst hatte, dass er sich sonst wieder würde übergeben müssen. Er war jetzt am Bahnhof, mitten im Gedränge. Die Leute um ihn eilten ihren Zielen entgegen, doch er stand benommen da und rührte sich nicht, eine Insel in einem reißenden Fluss. Er ging ein paar Schritte zur Seite und hockte sich auf die Stufen am Eingang eines Schönheitssalons.
    »Wei-Dong?«
    »Ja?«
    »Warum rufst du mich an?«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte betretenes Schweigen, nur von vereinzelten Interferenzen unterbrochen. »Ich wollte euch helfen«, erwiderte Wei-Dong schließlich. »Euch und den Webblys.«
    »Du hast von den Webblys gehört?« Manchmal hatte Lu fast angenommen, Matthew habe die Webblys nur erfunden, eine Fantasiearmee aus tausend imaginären Freunden, die bereit waren, für einen zu kämpfen.
    »Gehört? Lu, das ist die geilste Gilde auf der ganzen Welt! Niemand kann die Webblys schlagen! Coca-Cola-Games schickt uns dreimal am Tag Memos dazu!«
    »Wieso schickt Coca-Cola-Games dir Memos?«
    »Oh.« Erneute Stille. »Hab ich dir das nicht erzählt? Ich arbeite jetzt für sie. Als Mechanischer Türke.«
    »Oh«, sagte Lu jetzt seinerseits. Er hatte von den MT s gehört, sich aber nie gefragt, was für Leute da im Sekundentakt Dialoge für NSC s improvisierten oder sich überlegten, was geschah, wenn man mit einer Donnerbüchse auf einen Bürostuhl schoss. »Muss interessant sein.«
    Wei-Donggrunzteschwach.»EsistdasLetzte«,sagteer.»IchhabevierSessionsgleichzeitigoffenundverdienekaumgenug,dieMietezubezahlen.UndsieverdienenjedeMengeanuns!LetztenMonathabensieihreQuartalszahlenveröffentlicht.DieSpielemit MT sfahrendreißigProzentmehrProfiteinalsdieohne.DeshalbstellensiejetztimmermehrLeutedafürein – dasBoardhieristvollerAngebote.UnsereLöhnesteigenabernicht.AlsohabeichüberdieWebblysnachgedacht,weißtdu … «Erstockte.»Ichdachte,vielleichtkönntetihrunsjahelfen,wennwireuchhelfen?WirspielenschließlichallefürGeld.WarumsolltenwiralsonichtaufderselbenSeitestehen?«
    »Klingt vernünftig.« Immer noch versuchte Lu zu verarbeiten, dass die Webblys unter amerikanischen Teenagern offenbar bekannt wie bunte Hunde waren. »Moment mal«, sagte er und spulte im Geiste zurück, was Wei-Dong, abgesehen von den vielen Grammatikfehlern, gerade erzählt hatte. »Du zahlst Miete?«
    »Ja genau. Ich stehe jetzt auf eigenen Füßen. Ist wirklich toll! Hab zwar nur ein mieses Zimmer in einem, keine Ahnung, wie ich das nennen soll, Hotel oder so. Eine Unterkunft für Leute ohne Geld. Hab aber WLAN und vier Rechner, und es gibt ’ne Menge Plätze, wo ich hin kann, verglichen mit daheim zumindest.« Er begann von seinen Lieblingsrestaurants zu plappern, von den Clubs, zu denen er jetzt Zugang hatte, erzählte lauter unwichtige Kleinigkeiten. Was Lu anging, hätte Los Angeles genauso gut im Pilzkönigreich liegen können. Er ließ es über sich ergehen, während er erneut überlegte, wo er sich ausruhen konnte. Einen flüchtigen Moment sehnte er sich nach seiner Mutter, die ihm immer traditionelle chinesische Medizin gegeben hatte, wenn er krank war. Es hatte nicht immer geholfen, manchmal aber schon, und die liebevolle Pflege hatte ihr Übriges getan.
    Auf einmal hatte er schreckliches Heimweh, so schlimm, dass ihm ganz schwindlig wurde. »Wei-Dong«, unterbrach er die virtuelle Führung durch Los Angeles. »Ich brauche etwas Zeit zum Nachdenken. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich bin verletzt, ich sitze auf der Straße, und ich kann niemanden anrufen, weil die Polizei den Anruf vielleicht zurückverfolgt. Was soll ich tun?«
    »Oh … Hm. Ich weiß es auch nicht. Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, du könntest mir sagen, was ich tun soll. Ich will doch mitmachen!«
    »Ich glaube, ich will einfach nur noch raus.« Lus Heimweh wurde allmählich zu Wut. Was bildete dieser Junge sich eigentlich ein, ihn von der anderen Seite der Welt anzurufen und zu fordern, dass man ihn »mitmachen« ließ? Hatte er nicht schon genug Probleme? »Was kannst du da drüben schon für mich tun? Was nützt mir dieser ganze – Schwachsinn ? Was bringt es mir, wenn alle, die ich kenne, ins Gefängnis wandern? Oder wenn man mir den Schädel einschlägt? Wird mein Leben dadurch vielleicht besser?«
    »Ich weiß es auch

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