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Forbidden

Forbidden

Titel: Forbidden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabitha Suzuma
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ihren Teller so weit wie möglich von sich weg und stößt dabei Kits Glas um.
    »Willa, pass doch auf!«, brüllt Kit.
    »Und warum muss sie nicht alle ihre Bohnen aufessen?«, ruft Tiffin.
    »Willa, iss deine Bohnen! Tiffin, wenn du nicht weißt, was viermal sieben ist, wirst du morgen bei deinem Test durchfallen!« Lochan verliert allmählich die Beherrschung. Das bereitet mir ein perverses Vergnügen.
    »Maya, muss ich meine Bohnen wirklich aufessen?« Willa wendet sich bittend an mich.
    »Frag Lochan, er ist der Koch.«
    »Ich glaub, das Wort ›Koch‹ ist hier fehl am Platz«, bemerkt Kit prustend.
    »Dann eben Boss«, sage ich.
    »Ja, das kann man wohl sagen!«
    Lochan wirft mir einen Blick zu, der fragt: Was hab ich dir denn getan? Wieder verspüre ich eine leichte Befriedigung.
    »Willa, so ’ne Scheiße! Mach das weg! Du hast über den ganzen Tisch Wasser ausgeschüttet!«, ruft Kit.
    »Ich kann nicht!«
    »Hör auf, das Baby zu spielen, und hol den Schwamm!«
    »Lochie, Kit hat ›Scheiße‹ gesagt.«
    »Ich will nichts mehr essen!«, schimpft Tiffin. »Und ich will auch nicht mehr ausgefragt werden!«
    »Willst du bei deinem Mathetest durchfallen?«
    »Mir doch egal! Mir doch egal! Mir doch egal!«
    »Lochie, Kit hat ›Scheiße‹ gesagt!«, wiederholt Willa wütend.
    »Eine Scheiße geht mit dir auf die Reise …«, singt Kit.
    »Könnt ihr jetzt alle mal den Mund halten! Was ist eigentlich los?« Lochan schlägt mit der Faust auf den Tisch.
    Tiffin nutzt den Moment, in dem Lochan durch die anderen abgelenkt ist, springt blitzschnell auf, schnappt sich im Flur seine Fußballhandschuhe und ist auch schon draußen. Willa bricht in Tränen aus, lässt sich vom Stuhl gleiten und stapft hoch in ihr Zimmer. Kit kippt den Inhalt der drei Teller mit ungegessenen Bohnen in den Topf zurück und sagt: »Ist doch praktisch, jetzt kannst du uns das morgen noch mal hinstellen.«
    Lochan stöhnt und versteckt das Gesicht in den Händen.
    Plötzlich fühle ich mich schrecklich. Ich weiß nicht, was ich beweisen wollte. Vielleicht, dass Lochan mich braucht? Oder wollte ich mich für sein Schweigen rächen? Egal, ich komme mir jedenfalls schäbig vor. Es hätte mich nichts gekostet, einzugreifen und die Situation zu entschärfen. Das tue ich immer, ohne groß nachzudenken. Ich hätte verhindern können, dass alle sich gegenseitig immer weiter hochschaukeln, Lochan schließlich die Beherrschung verliert und sich danach Vorwürfe macht, dass wieder einmal ein Abendessen im Chaos geendet hat. Aber ich habe es nicht getan. Und noch viel schlimmer: Ich habe mit einer gewissen Freude beobachtet, wie alles den Bach runterging.
    Lochan wirkt auf einmal sehr müde, er reibt sich die Augen, lächelt gequält. Lässt seinen Blick über den Tisch mit dem übrig gebliebenen Essen wandern und versucht, die Situation durch einen Witz zu retten: »Maya, noch ein paar Bohnen? Du brauchst dich nicht zurückzuhalten!«
    Er hätte alles Recht, auf uns wütend zu sein, stattdessen verhält er sich so versöhnlich, dass es mir wehtut. Ich will etwas sagen, etwas tun, um das alles ungeschehen zu machen, aber mir fällt nichts ein. Lochan kaut auf seiner Lippe, steht dann auf und räumt den Tisch ab. Mir fällt auf, dass seine wunde Stelle größer geworden ist, dass er immer mehr und mehr daran herumgenagt hat. Die Stelle wirkt so wund, so entzündet, dass mir fast die Tränen kommen, als ich ihn so sehe. Ich stehe auf, um ihm zu helfen, erinnere Kit daran, dass er mit dem Abspülen dran ist, und ohne groß nachzudenken, berühre ich Lochans Hand – und bin überrascht, als er sie diesmal nicht wegzieht.
    »Deine arme Lippe«, sage ich sanft. »Das macht es immer noch schlimmer.«
    »Entschuldigung.« Er hört damit auf und presst seinen Handrücken verlegen auf den Mund.
    »Ja, das Ding ist echt groß geworden.« Kit nutzt die Gelegenheit, um seinem Bruder wieder eins reinzuwürgen. Er stellt die Teller mit lautem Klirren in die Spüle. »Die Jungs an der Schule fragen mich schon, ob das eine Hautkrankheit ist.«
    »Kit, das ist totaler Schwachsinn –«, beginne ich.
    »Was denn? Ich bin doch deiner Meinung. Das Ding da ist echt krass, und wenn er weiter darauf herumbeißt, wird es ihn noch für immer entstellen.«
    Ich versuche, ihm einen warnenden Blick zuzuwerfen, aber er weicht mir aus, fuhrwerkt laut mit dem Geschirr in der Spüle herum. Lochan hat sich an die Wand gelehnt, wartet darauf, dass der Wasserkessel pfeift, und starrt

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