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Forellenquintett

Titel: Forellenquintett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Stein, und Oerlinghoff krümmte sich vor Schmerz.
    Vor ihm versperrten schräge Stützbalken das Weiterkommen, hoch über sich sah er die Plattform, er zwängte sich zwischen einem Holzpfeiler und Gebüsch hindurch, dann war er bei der Holztreppe, die zu der Plattform hinaufführte. Humpelnd stieg er hoch und ging vor bis an die Brüstung. In der Ferne sah er die Lichterketten des Schweizer Ufers und noch weiter dahinter andere Lichter, die zu Höfen auf den Schweizer Vorbergen gehören mussten. Das Schlauchboot war nicht mehr zu sehen.
    Er sollte jetzt den Weg nehmen, der von der Plattform zurück zu einer Straße führen würde, so schnell wie möglich sollte er das tun, er musste die Fahndung koordinieren … Wirklich?
    In seiner Hand spürte er noch immer das Seil. Er sah über die Brüstung nach unten. Es müsste hoch genug sein. Mehr als genug. Soviel Fallhöhe brauchte er gar nicht.

Mittwoch, 12. Oktober
    E s ist mir immer noch nicht ganz klar, was Sie mit Herrn von Oerlinghoff nun wirklich besprochen haben«, sagte Hauptkommissar Walliser und versuchte, mit der linken Hand möglichst unauffällig seine schmerzende rechte Schulter durchzukneten. Es war zwei Uhr morgens, die Fahndung nach den beiden Frauen und nach dem entführten Polizeidirektor hatte bisher nichts gebracht, natürlich nichts, natürlich hatte der Staatsschutz keine Erkenntnisse zu »Deutscher, Wolf«, und vor ihm saß dieser Mensch, gegen den er - er wusste nicht warum - einen immer tieferen Widerwillen fasste.
    »Und ich verstehe immer weniger, was dies mit der Entführung Ihres Vorgesetzten zu tun hat«, erwiderte Schatte.
    »Ich versuche zu verstehen«, erklärte Walliser, »was Frau Wegenast mit ihrem Eindringen eigentlich beabsichtigt hat. Wollte sie wirklich zu Oerlinghoff, oder ist sie Ihnen gefolgt?«
    »Dann hätte sie ja wohl auch mich mitgenommen und nicht den Polizeidirektor.«
    »Trotzdem«, beharrte Walliser, »würde ich gerne wissen, was da gesprochen wurde. Da sitzen also Sie, zu später Stunde, und reden mit Herrn von Oerlinghoff, und dann öffnet sich die Tür, und herein kommt die polizeilich gesuchte Tamar Wegenast und hinter ihr die ebenfalls gesuchte Marlen Ruoff... Was geschieht da? Sagt man da guten Abend, nett, dass Sie gekommen sind, dürfen wir Ihnen was zu trinken anbieten... oder wie?«
    »Wenn es der Wahrheitsfindung dient, also gut«, sagte Schatte. »Die beiden Frauen trugen Gummistiefel, an denen jede Menge Sand und Schlamm klebte und mit denen sie Oerlinghoffs schönen alten Perser versauten oder Buchara oder was es war, und die Wegenast erklärte Ihrem Vorgesetzten, er solle den Dreck trocknen lassen und dann vorsichtig mit dem Staubsauger drangehen, aber ganz vorsichtig, verstehen Sie?«
    »Schön«, sagte Walliser und fuhr sich über die Augen. »Was sagt Ihnen der Name Wolf Deutscher?«
    Schatte sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Wollen Sie mir freundlicherweise erklären, warum Sie mich das fragen?«
    »Sagt Ihnen der Name etwas, oder tut er das nicht?«
    »Wolf Deutscher ist mein Sekretär«, antwortete Schatte, »und auch mein Fahrer, er wird mich hier abholen und nach Aeschenhorn ins Hotel Seehof bringen, falls Sie beschließen sollten, meine Zeit, meine Geduld und meine Nerven nicht länger in Anspruch zu nehmen.«
    »Wie lautet der richtige Name von Deutscher?«
    »Ach? Darf man so nicht heißen? Ist es politisch unkorrekt?«
    »Ist gut«, sagte Walliser. »Gehen Sie. Aber bleiben Sie bitte in Aeschenhorn, oder hinterlassen Sie, wo Sie zu erreichen sind.«
    Schatte holte ein Handy aus seiner Jackentasche und rief eine Kurzwahl auf.
    »Du kannst mich jetzt in der Polizeidirektion abholen«, sagte er, als der Teilnehmer sich meldete. »Ich warte unten in der Wache.« Er beendete das Gespräch, stand auf und deutete eine knappe Verbeugung an. Auch Walliser stand auf.
    »Bleiben Sie«, sagte Schatte. »Ich finde den Weg allein.«
    Walliser sah ihm nach. Bei der Einsatzzentrale gab es einen Ruheraum. Dort würde er sich hinlegen, für zwei oder drei Stunden nur, und danach... Danach würde man weitersehen. Vielleicht hätte bis dahin die Polizeiführung im Innenministerium den Fall übernommen und würde ihre Stuttgarter Obergescheiten einfliegen, oder Oerlinghoff wäre wieder aufgetaucht, oder… Ach egal. Für ihn blieb genug Arbeit. Zum Beispiel brauchte er eine Aufstellung, an wen Munition ausgegeben worden war und wie viel davon warum verbraucht war...
    Übrigens waren es inzwischen nur

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