Forellenquintett
Seitenscheibe herab und fragte:
»Wo isse Gewerbegebiet?«
Der Beamte musterte Ramiz und warf einen Blick auf Ansgar Kulitz, dann wandte er sich um und fragte einen Kollegen.
»Rechts«, kam die Auskunft, »und dann immer geradeaus!« Der Beamte winkte den Wagen weiter. Der Frau mit dem Kopftuch, die im Fond saß, hatte er keine Beachtung geschenkt.
Sie fuhren die Straße entlang, passierten einen Bahnübergang und sahen dann den Wegweiser zum Gewerbegebiet, flankiert von anderen Hinweisschildern. Eines davon zeigte ein stilisiertes Auto mit einem die Zähne bleckenden Kühlergrill und eine Dusche darüber. Doch als sie auf die Zufahrt zur Waschanlage einbiegen wollten, war dort ein Sperrschild - weiß im roten Kreis - aufgestellt.
Kulitz stieg aus und zog es auf die Seite, so dass Ramiz vorbeikonnte. Dann stellte er es auf seinen alten Platz zurück und folgte dem Wagen. Die Tore der Waschanlage waren geschlossen, und zusätzlich war quer vor der Ausfahrt ein weißer Kleinlastwagen abgestellt.
Hoflach stand wartend neben dem Lastwagen. »Er klopft schon«, bemerkte er, als Tamar Wegenast ausgestiegen war und auf ihn zukam. »Hören Sie?«
Aus der Waschanlage drangen schwache regelmäßige Schläge, als bearbeite jemand Blech mit einem Holzknüppel.
»Ich glaube, er hämmert gegen das Wagendach«, sagte Hoflach, und seine Stimme klang zufrieden. »Wissen Sie, aus dem Auto kommt er nicht heraus, die Türen sind genau im Griff - auf dem Monitor können Sie es sehen.«
Tamar folgte ihm in den kleinen Raum zu dem Steuerungspult der Anlage. Grün zeigte der Monitor die Umrisslinien eines Geländewagens und dazu den exakten Stand der Bürsten und Spritzdüsen. »Dieser Geländewagen …?«, fragte Tamar.
»Das ist das Fahrzeug, mit dem man auf dem Uferweg hinter Ihnen her war«, erklärte Hoflach. »Kennzeichen CB, für Cottbus. Außerdem hab ich’s am Dreck erkannt. Der ist vorgestern Nacht aus der Baustelle fast nicht mehr herausgekommen.«
»Und wie lange sitzt der Fahrer da schon drin?«, wollte Kulitz wissen.
»Schon eine Weile. Ich hab ja erst die anderen Kunden wegschicken müssen.«
»Aber wer ist das überhaupt?«
»Weiß ich doch nicht«, antwortete Hoflach. »Ein junger Kerl. Ein bisschen hochnäsig. Wollte mir ein Trinkgeld geben, so auf die Tour von ganz oben runter... Jedenfalls hab ich gedacht, den sollte sich die Kommissarin mal anschauen.« Er sah von der Seite her auf Tamar Wegenast. »Wenn Sie wollen, lass ich ihn jetzt raus. Aber Vorsicht - wenn er aus der Anlage draußen ist, kann er wieder telefonieren.«
Tamar tauschte einen Blick mit Ramiz, der ebenfalls ausgestiegen und zum Maschinenraum gekommen war.
»Machen Sie mal.«
Hoflach drückte auf ein paar Knöpfe, auf den Monitoren bauten sich bunt neue Signale auf, die Tore der Anlage öffneten sich, und das Laufband, wieder in Betrieb gesetzt, schob einen schwarz glänzenden Landrover aus der Waschanlage nach außen, bis er vor dem quergestellten Kleinlastwagen stehen blieb.
Tamar trat zur Fahrertür und klopfte oben an das Fenster.
»Vorsicht«, sagte Hoflach in ihrem Rücken, »jetzt wird es gleich laut!«
Der Mann, der mit gerötetem Gesicht vor dem Steuer saß, beachtete sie nicht. Er hantierte mit einem Mobiltelefon, aber dann schlüpfte Ramiz auf den Beifahrersitz, und der Mann am Steuer ließ das Mobiltelefon fallen und stieß die Fahrertür auf und sprang ungeschickt nach draußen, so dass er in den Knien einknickte.
»Herr von Oerlinghoff?«, fragte Tamar.
Der Mann, der sich im Hotel Seehof als Wolf Deutscher eingetragen hatte, hob die Hand, als wolle er sie ohrfeigen, aber dann ließ er sie doch wieder fallen, denn hinter ihm war Ramiz aus dem Wagen geklettert und tippte ihm auf die Schulter und hielt in der rechten Hand noch immer das Ding, das man kaum sah und das wohl doch ein Messer war.
»Haben Sie Nachrichten gehört?«
»Verdammte Lesbe«, sagte der Mann, »was geht dich das an?«
»Wissen Sie, dass Ihr Vater tot ist?«
»Ich sagte doch, dass Sie das nichts angeht.«
Tamar zuckte mit den Schultern und wandte sich an Kulitz, der neben Hoflach stehen geblieben war.
»Kennen Sie diesen Mann?«
Kulitz zögerte. Dann trat er einen Schritt vor, mit einem kleinen schiefen Lächeln auf dem Gesicht. »Dzien dobry, Kumpel«, sagte er.
K riminalhauptkommissar Walliser hielt ein Lederetui mit einem Fahrzeugschlüssel hoch. »Dieser Landrover ist auf Orschach, Kevin zugelassen. Wie sind Sie an seine
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