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Forgotten

Forgotten

Titel: Forgotten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
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ganz still und koste den Moment aus. Dann, kurz bevor ich mich umdrehe, um zu Geschichte zu schweben, fällt mein Blick auf einen mir bekannten kurzen Rock im Schottenkaromuster. Auf der anderen Seite der riesigen Halle steht Jamie vor dem Getränkeautomaten und starrt mich an.
    Ich winke, und sie winkt zurück, aber irgendwie wirkt ihre Geste leer. Ich überlege, ob ich zu ihr rübergehen und kurz hallo sagen soll, aber noch bevor meine Füße sich in Gang setzen können, hat sie sich schon umgedreht und ist verschwunden.

14
    »Jamie?«
    »Hi. Wieso meldest du dich so komisch?«
    »Ich bin bloß überrascht, dass du anrufst.«
    »Wieso denn?« Jamie stellt sich dumm.
    »Du schienst heute irgendwie sauer oder so«, sage ich vorsichtig.
    »Hä? Keine Ahnung, was du meinst.« Ich sehe ihren be­tretenen Gesichtsausdruck vor mir, und ich höre an ihrem Tonfall, dass es ihr leidtut. Das reicht mir.
    »Und, was machst du so heute Abend?«
    »Nicht viel«, meint sie. »Essen, Glotze gucken …«
    »Ich auch.«
    »Hast du schon mit deiner Mom geredet – wegen den ­Sachen, die du gefunden hast?«
    »Was? Bist du verrückt? Natürlich nicht!« Vor lauter Schreck quietsche ich ins Telefon. »Ich kann sie nicht einfach so drauf ansprechen. Völlig unmöglich«, zische ich minimal leiser.
    »Wem sagst du das«, meint Jamie auf eine Art und Weise, die mir irgendwie auf die Nerven geht. Was weiß sie schon? Ihre Mutter wird sich nie so gemein und hinterhältig verhalten wie meine. Sie wird Jamie immer in allem unterstützen.
    »Na ja, ich hab’s jedenfalls getan«, verkündet sie.
    »Was getan?«
    »Mann, dein verkorkstes Hirn ist manchmal so nervig«, sagt sie mit einem leidgeprüften Seufzer. »Ich hab mich nach der Schule mit Ted getroffen.«
    Jetzt fällt es mir wieder ein.
    Mir fällt die Affäre wieder ein, die eine Ehe zerstören, eine Karriere ruinieren und das Herz meiner besten Freundin in tausend Stücke zerfetzen wird. Ich erinnere mich an die Zettel, die ich heute Morgen gelesen habe, auf denen steht, dass ich versucht habe, ihr die Sache auszureden. Und an andere Zettel, auf denen ich mich in ihrem Auftrag ermahne, mich bloß nicht in ihre Angelegenheiten einzumischen.
    Plötzlich fühle ich mich ganz beklommen. Ja, Jamie kann ziemlich bockig sein, aber ich hätte es trotzdem weiter versuchen sollen. Ich hätte mir mehr Mühe geben müssen.
    »Ach, Jamie … Und? Geht es dir gut?«
    »Ob es mir gut geht? Soll das ein Witz sein? Mir geht’s fantastisch! Ted ist ein Hammer typ.«
    Wider Willen frage ich mich, ob Jamie das nur gemacht hat, weil sie mich mit Luke gesehen hat, und fühle mich natürlich sofort schuldig.
    »Ich finde nur, dass du dir genau überlegen solltest, auf was du dich da einlässt. Das ist kein Spiel.« Ich gebe mir Mühe, wie eine besorgte Freundin zu klingen, nicht wie eine vorwurfsvolle Mutter, aber irgendwie kommt es bei ihr genau andersherum an.
    »Ich dachte, du freust dich für mich.«
    »Ja, natürlich freue ich mich, wenn du glücklich bist. Ich finde nur nicht, dass diese Sache mit Mr Rice richtig ist. Ich mach mir Sorgen um dich. Wirklich.«
    »Das kannst du dir sparen!«, schnappt Jamie.
    Ich weiß, dass sie sauer ist, aber ich darf jetzt nicht lockerlassen. Ich ignoriere den Zettel, auf dem ich mir notiert hatte, dass Jamie nie, nie, nie und unter gar keinen Umständen von mir etwas über ihre Zukunft erfahren will.
    »Er wird seine Frau nicht verlassen, und am Ende bist du die Leidtragende. Du versuchst sogar, dich …«
    »Halt den Mund, London!«, faucht Jamie ins Telefon. »Ich hab dir gesagt, dass ich es nicht wissen will, und du hast es dir extra aufgeschrieben, damit du es nicht vergisst! Tu gar nicht erst so, als wüsstest du nichts davon!«
    »Schön«, sage ich kalt. »Dann verrate ich dir eben nichts. Aber man muss nicht in die Zukunft schauen können, um zu wissen, dass ein erwachsener Mann von einer jungen, hübschen Schülerin nur eins wollen kann.«
    »Du bist so gemein, London!«
    »Ich höre auf, gemein zu sein, wenn du aufhörst, dich wie eine Schlampe zu benehmen!«
    Es folgt ein geschocktes Schweigen, und noch im selben Augenblick möchte ich die schrecklichen Worte zurücknehmen. Zu spät.
    Ich seufze. Meine Erinnerung hat mich also nicht getrogen: Nach diesem Streit werden Jamie und ich eine ganze Weile nicht mehr miteinander sprechen. Trotzdem versuche ich, die Situation noch zu retten.
    »J, ehrlich, ich mach mir bloß Sorgen.«
    »Du musst dir keine

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