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Forgotten

Forgotten

Titel: Forgotten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
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Erinnerung.
    Luke ist weg.

18
    »Was? Wo bin ich?«, schreie ich.
    Ich richte mich auf und zerre mir die Decke bis über die Brust hoch. Wessen Decke?
    Panisch sehe ich mich um.
    Ich liege in einem Van.
    Ich liege in einem Van neben einem Typen, den ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen habe.
    Ich recke den Hals, um aus dem Fenster zu spähen, und zu meinem Entsetzen wird mir klar, dass wir uns irgendwo mitten in der Pampa befinden. In einem Van! Mein Herz hämmert wie verrückt, und mein Mund ist staubtrocken. Vergewaltiger fahren Vans! Ich werde immer hysterischer, und weil ich absolut keine Ahnung habe, was ich sonst machen soll, schreie ich noch mal aus vollem Hals: »Wo bin ich?«
    Der Fremde neben mir wacht mit einem Ruck auf.
    »Hä?«, krächzt er und sieht mich an, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank. Er blinzelt ein paarmal, dann schüttelt er heftig den Kopf, als wollte er die letzten Reste eines Traums verscheuchen.
    »Was ist …«, fängt er an, dann setzt auch er sich auf und starrt eine Sekunde lang fassungslos aus dem Fenster. »Schei­ße!«, flucht er. »Scheiße, Scheiße, Scheiße! Es ist ja schon hell!«
    Blitzmerker, denke ich, spreche es jedoch nicht laut aus. Lieber kein Öl ins Feuer gießen.
    »Wie spät ist es?«, bellt er mich an. Dann versucht er hastig, sich mit den Beinen unter der Decke hervorzuwurschteln, was ihm Schwierigkeiten bereitet, weil ich sie mit den Füßen fest umklammert halte. Irgendwann gebe ich nach, er macht sich frei, betätigt einen Knopf an der Schiebetür auf seiner Seite und zieht sie auf. Halb springt, halb fällt er aus dem Van, wirft die Tür zu, reißt die Fahrertür auf und hechtet auf den Fahrersitz. Sekunden später erwacht der Motor röhrend zum Leben.
    »Wir müssen nach Hause«, sagt er und fummelt hektisch am Rückspiegel herum. »Wie sieht’s aus, willst du da hinten sitzen bleiben?«
    Ich komme zu dem Schluss, dass es vermutlich einfacher ist, vom Beifahrersitz aus zu fliehen, falls das nötig werden sollte, also steige ich nach vorne um. Ich halte den Türgriff fest umklammert, während der Fremde den Wagen zurücksetzt und auf eine Schotterpiste lenkt.
    »London, ist alles in Ordnung mit dir?«, fragt er, sobald wir in eine asphaltierte Wohnstraße eingebogen sind.
    Aha. Wenigstens weiß er, wie ich heiße. Viel älter als ich scheint er auch nicht zu sein. Es ist also durchaus denkbar, dass ich wissentlich und willentlich in diese Situation geraten bin und bloß vergessen habe, mir einen Zettel zu schreiben.
    »London?«, fragt er erneut und sieht mich mit Augen an, die ich nur von Filmstars kenne. Er klingt ernsthaft besorgt, und das beruhigt mich ein wenig. Was sehr begrüßenswert ist, ich war nämlich kurz davor, eine waschechte Panikattacke zu schieben.
    »Klar, alles in Ordnung«, murmle ich, wende den Blick ab und sehe aus dem Fenster.
    »Das tut mir so wahnsinnig leid«, sagt er zerknirscht. Dann, als ich nicht darauf reagiere, fügt er noch hinzu. »Deine Mom ist bestimmt ziemlich streng, was? Ich hoffe nur, dass du nicht einen Riesenärger bekommst.«
    Schweigend fahren wir weiter, dann biegen wir vom Freeway in meine Wohnsiedlung ab. Meine Schultern entspannen sich langsam, als ich merke, dass dieser Fremde mich nach Hause bringt. Meine Angst ist abgeflaut. Bestimmt kenne ich diese Person; ich muss einfach nur nach Hause und meine Mom fragen, wer er ist, oder in meinen alten Aufzeichnungen nachsehen.
    Doch dann überschwemmt mich eine neue Welle der Panik, als mir klarwird, dass meine Mutter es wohl kaum gutheißen wird, dass ich die Nacht mit irgendwelchen Jungs im Auto verbringe. Und erst um – wie viel Uhr ist es überhaupt? – sieben Uhr vierzehn nach Hause komme. Als wir in unsere Straße einbiegen und unser Haus in Sicht kommt, kann ich förmlich spüren, wie es vor mütterlichem Zorn bebt.
    Wir haben es gerade in die Einfahrt geschafft, da fliegt auch schon die Haustür auf und meine Mutter kommt uns entgegengestürzt. Noch bevor das Auto ganz zum Stehen gekommen ist, fängt sie an, wie eine Wilde am Türgriff zu rütteln.
    »O Mann«, flüstert der Junge und stellt die Schaltung hastig auf Parken, damit die automatische Türverriegelung aufgeht. »Es tut mir so leid, London«, sagt er noch mal, und zwar mit solcher Verzweiflung, dass er mir leidtut.
    »Ihr beide, ab ins Haus, aber sofort !«, bellt meine Mom mich und den Fremden an. Zögernd stellt er den Motor ab und löst seinen Sicherheitsgurt. Ich tue

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