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Forgotten

Forgotten

Titel: Forgotten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
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damals so gestorben ist – sagen wir, eines natürlichen Todes. Aber wir waren unsterblich ineinander verliebt, deswegen finden sich unsere Seelen immer wieder, egal, welche Form unsere Körper auch annehmen.«
    »Bist du Hindu?«, frage ich, um zu überspielen, dass ich seine Vorstellung wahnsinnig romantisch finde.
    »Eigentlich bin ich katholisch, aber an meiner letzten Schule haben wir im Religionsunterricht ganz unterschiedliche Glaubenssysteme durchgenommen. Das Konzept von Re­inkar­na­tion hat mir irgendwie am meisten zugesagt.«
    »Wenn du katholisch bist, müsstest du dann nicht an den Himmel und die Hölle und so was glauben?«
    »Ich hab gesagt, eigentlic h bin ich katholisch«, korrigiert er mich.
    »Also kein Himmel?«, bohre ich weiter.
    Er zuckt die Achseln. »Das weiß man wohl erst, wenn es so weit ist. Himmel oder Reinkarnation – das sind beides Vorstellungen, die dem Menschen den Gedanken an den Tod leichter machen sollen. Weil danach eben nicht alles zu Ende ist. Ich hoffe jedenfalls, dass eine von ihnen stimmt. Ich mag den Gedanken nicht besonders, als Wurmfutter zu enden.«
    »Ich mag den Gedanken an den Tod generell nicht besonders«, sage ich wahrheitsgemäß.
    Wir sind beide einen Augenblick lang still, dann bricht Luke das unangenehme Schweigen. »Soll man sich Diskus­sionen über den Tod nicht eigentlich bis zum dritten Date aufheben?«
    Wir lachen, allerdings nur halbherzig. Luke dreht sich wieder auf den Rücken.
    Ich versuche, an die Unbeschwertheit von eben anzuknüpfen, und frage: »Und wie haben wir geheißen?«
    »Geheißen?«
    »Ja, unsere Namen. Damals. Wannanders. Als wir unsterblich ineinander verliebt waren.«
    »Es klingt total kitschig, wenn du es so formulierst.« Luke schaut weg, und ich stelle mir vor, dass er rot wird, was ich allerdings in der Dunkelheit nicht sehen kann.
    »Nein«, sage ich hastig. »Nein, ich finde es schön. Ehrlich. Es muss dir nicht peinlich sein. Ganz im Gegenteil.«
    Er sieht mir wieder in die Augen, und eine lange Weile halten sich unsere Blicke gegenseitig fest. Und dann, bevor ich in Panik verfallen kann angesichts dessen, was er im Begriff ist zu tun, beugt Luke sich zu mir und küsst mich.
    Erst spüre ich den Kuss kaum, aber dann wird er heftiger. Er ist sanft und elektrisierend zugleich. Er ist so vollkommen, dass ich jetzt schon todtraurig bin, dass ich ihn morgen vergessen haben werde.
    Als wir uns voneinander lösen, ruht sein Blick noch immer auf mir. Der Augenblick wiegt schwerer, als er auch nur ahnt; ich drehe den Kopf weg und atme tief ein und aus. Es ist so ungerecht. Darf ich mich nicht wenigstens an diese eine Sache erinnern? Ist das zu viel verlangt?
    »Alles in Ordnung?«, fragt er. »War’s so schlimm?«
    Sofort drehe ich mich wieder zu ihm um. »Nein!«, sage ich ein bisschen zu laut. »Nein, im Gegenteil, das war … der Wahnsinn.« Ich bin froh, dass es dunkel ist. Ich spüre mein Gesicht brennen.
    »Gut«, sagt Luke. »Das wollte ich nämlich schon eine ganze Weile machen.«
    »Ich bin froh, dass du’s gemacht hast.« Vielleicht liegt es daran, dass wir es so offen ausgesprochen haben, doch auf einmal bin ich ganz verlegen. Luke vielleicht auch, denn er dreht sich wieder auf den Rücken, achtet aber darauf, dass ich mich an ihn schmiegen kann.
    Wieder befangenes Schweigen.
    Bis ich den Faden von eben wieder aufnehme.
    »Also … wannanders … Ich glaube, ich hab Heloise geheißen. Oder Elizabeth. Nein, ich hab’s: Caroline.«
    Luke zögert kurz, dann steigt er auf das Spiel ein. Guter Name«, antwortet er ernst. »Ich war Benjamin.«
    »Oder William«, unterbreche ich ihn.
    »Ja, William klingt auch nicht schlecht. Also William. Ich war Steinmetz.«
    »Was sonst? Und ich war Hausfrau und hab mich um unsere drei Kinder gekümmert: Eliza, Mathilda und …«
    »Rex, nach unserem Hausdinosaurier.«
    »Rex?«, quietsche ich. Und dann passiert es urplötzlich und ohne jede Vorwarnung: Ich bekomme einen Lachanfall. Ich kann gar nicht mehr aufhören. Die ganze Nervosität, das ganze Glück sprudelt auf einmal über, und ich lache, bis ich Seitenstechen bekomme. Luke lacht etwa eine Minute lang mit, dann verstummt er und starrt mich halb fasziniert, halb ungläubig an, während ich mich zu einer Kugel zusammenrolle und huste und japse und fast ersticke. Als ich mich endlich beruhigt habe, ist mein Gesicht nass von Tränen und mein Magen hat einen Knoten.
    »So komisch, ja?«, hakt er nach.
    Ein kleines Restkichern

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