Forgotten
dich liebe?«, fragt Luke obenhin, als hätte er das schon mal zu mir gesagt – dass er mich liebt, meine ich. Aber wenn mich meine Aufzeichnungen nicht täuschen, dann war das hier gerade das allererste Mal.
Mein Herz fühlt sich an, als wollte es mir aus der Brust springen, aber ich lasse mir nichts anmerken. »Ja. Eine Liste, wenn’s dir nichts ausmacht.«
Er lacht leise. »Es gibt zu viele Gründe, die komplette Liste kriege ich unmöglich zusammen. Aber ich kann’s ja mal versuchen.«
»Ich bin gespannt.« Ich versuche, ganz lässig zu wirken, auch wenn ich am liebsten davonschweben würde. Ich halte den Atem an.
»Also, das Offensichtlichste zuerst. Du siehst toll aus.«
»Das ist wirklich offensichtlich«, erwidere ich todernst, um die Tatsache zu überspielen, dass mein Magen gerade ein paar Purzelbäume schlägt.
»Ich liebe deine Haare. Das klingt vielleicht blöd, aber als ich dich zum ersten Mal gesehen hab in diesem unmöglichen Outfit, und deine roten Haare sind dir andauernd ins Gesicht geweht, da wollte ich sie unbedingt anfassen. Sie sind so weich, und sie riechen immer so gut. Warte mal …« Luke beugt sich über mich und vergräbt seine Nase in meinem Haar. Er atmet tief ein, dann dreht er sich wieder auf den Rücken.
»Ah. Himmlisch«, seufzt er.
»Du bist ein Freak«, sage ich anklagend.
Er ignoriert die Bemerkung. »Also … was noch? Ich liebe dich, weil du mit dem Neuen an der Schule gleich an seinem ersten Tag ein Gespräch anfängst. Und ich liebe dich, weil du Jamie nicht aufgegeben hast, obwohl sie schon so lange sauer auf dich ist und sich gerade ziemlich kindisch benimmt.«
»Sie ist es aber wert«, sage ich wie zu ihrer Verteidigung.
»Siehst du, genau das meine ich. Und du hältst nichts von dieser ganzen Cliquenwirtschaft. Du bist … erwachsen.«
»Richtig. Wie war das noch mit den Lachanfällen?«
» Meistens bist du erwachsen.« Luke pikst mich in die Rippen und grinst, bevor er wieder zur Decke schaut.
»Was noch?«, dränge ich ihn. »Das macht Spaß.«
»Mal sehen.« Er legt seinen linken Arm hinter den Kopf und sieht zur Wand, an der sein Bild lehnt. »Mir gefällt es, dass du es nicht komisch findest, dass ich gerne Ohren male.«
»Natürlich finde ich das komisch. Ein bisschen jedenfalls. Aber komisch ist gut«, sage ich. »Weiter?«
»Keine Ahnung, London.« Er dreht sich auf die Seite und stützt den Kopf auf die Hand. »Ich glaub, es ist einfach das Gesamtpaket. Ich kann dich nicht auseinandernehmen. Ich mag einfach alles an dir. Das war immer schon so.«
Ich frage mich gerade, was wohl mit »immer schon« gemeint war, als Luke mir sanft übers Gesicht streicht und wir einen Moment lang in Schweigen versinken. Es kommt mir nicht ganz ehrlich vor, aber dieser Augenblick zwischen uns ist so wunderschön, dass ich sage: »Ich mag auch alles an dir.«
Die Worte wiegen schwer, aber ich meine jedes einzelne von ihnen ernst, und Luke auch, glaube ich. Seltsamerweise fühle ich mich trotzdem leicht. Eigentlich ist es ganz einfach.
Wir liegen nebeneinander auf dem Perserteppich im Flur, Luke und ich, atmen den Atem des anderen ein und lauschen auf das Ticktack der Uhr, als plötzlich aus den Tiefen meines Bauchs ein sehr undamenhaftes Knurren zu hören ist.
»War das dein Magen?«, fragt Luke und starrt mich schockiert an.
»Jaha!«, rufe ich, bevor ein zweiter Lachanfall mich außer Gefecht setzt. »Ich … hab … dir … doch … gesagt … dass … ich … Hunger … hab …«, stoße ich hervor, während ich verzweifelt nach Luft schnappe. Luke schüttelt den Kopf und rappelt sich auf. Als ich ihn in all seiner Pracht über mir stehen sehe, verfliegt meine Albernheit.
»Na los. Sorgen wir dafür, dass du deinen Käsetoast bekommst«, sagt er und streckt mir die Hand hin.
»Wird auch Zeit.« Ich erlaube ihm, mir auf die Beine zu helfen. Sobald ich stehe, fange ich an zu frösteln. Die Kälte der Fliesen unter dem Teppich ist mir unter die Haut gekrochen, ohne dass ich es gemerkt habe.
»Frierst du?«, fragt er.
»Ja. Ich gehe schnell nach oben und hole mir einen Pulli. Geh ruhig schon in die Küche.«
Ich renne die Treppe hinauf und suche in meinem Zimmer nach einem Oberteil. Irgendwas Warmes, Flauschiges. Da ich auf Anhieb nichts Passendes finde, reiße ich die Schranktüren auf, knipse das Licht im Schrank an und beginne damit, Sachen aus den Regalen zu zerren. Nachdem ich alle Optionen durchgegangen bin, entscheide ich mich
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