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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Herzschlag, der in seinen Ohren dröhnte,
bildete den Kontrapunkt dazu. Während er vorantrieb – oder vielleicht war es
auch die Strömung, die ihn mitzog – bemerkte er, dass nicht nur seine Sicht
klarer, sondern dass es auch heller wurde vor ihm. Viel heller. Ein
aufmerksamer und sachlicher Teil seines Bewusstseins erklärte ihm, dass es Zeit
wurde, wieder emporzutauchen, weil das hier ein Zeichen dafür war, dass er zu
halluzinieren begann. Aber dann war er unvermittelt aus dem Wasser heraus.
Helles Licht ringsum, Herrgott, es war himmelblau um ihn herum, weil das Himmel war ! Und er mittendrin – flog er jetzt etwa? Er riss sich die Maske vom
Gesicht, denn da war doch Luft um ihn herum –
    Ein Blick an seinem nassen Körper hinunter, und der
Schock traf ihn ungemindert. Unter ihm war nichts. Er schwebte mitten in diesem
Himmelblau, dann geriet er ins Trudeln, suchte panisch nach einem Halt. Er
wusste nicht, ob er nach unten fiel oder nach oben flog, weil es da keinen
Anhaltspunkt gab, kein Oben und Unten! Aber die Musik, die war noch da,
klingelnder Pop, Kaufhausgedudel, Aufzugsmusik. Und Stimmen –
    „– gleich ein Eis haben?“
    Dreh dich um!, befahl er sich selbst, dreh dich
doch um!
    Als er es tat, sah er in die Sonnenbrillengläser einer
ziemlich fetten Frau in schwarzem T-Shirt und weißen Hosen. Sie starrte ihn
genervt an. An ihren Ohren baumelten übergroße zebra-gestreifte Ohrreifen. Ein
kleines Mädchen im Hello-Kitty-T-Shirt zerrte quengelnd an ihrem Arm.
    Jetzt atmete er in flachen Stößen. Etwas wie ein
Zugfenster befand sich zwischen ihm und der Frau und den anderen Leuten, die er
um sie herum entdeckte. Da war ein Mann mit einer Kamera vor dem Gesicht und
einem Schriftzug auf dem Sweatshirt – University of Oxford , erriet er
trotz der Falten, die einige Buchstaben verschluckten. Fotografierte der etwa ihn ?!
Hinter ihm stand eine ältere Frau mit einem Kleinkind auf dem Arm, das
gelangweilt an seinem Schnuller nuckelte. Aber all die anderen Leute sahen ganz
gebannt hinaus – durch dieses Fenster, auf dessen anderer Seite er selbst war.
Es war gewölbt. Von oben fiel Sonnenlicht auf das Glas und ließ die
Metallstege, die es unterteilten, aufblinken.
    Er streckte den Arm aus und hätte es berühren müssen, konnte
aber nichts ertasten. Stattdessen entdeckte er sein Spiegelbild im Glas, sah
sich selbst, wie er hilflos ins Leere griff – sah die Tauchermaske, die ihm um
den Hals hing – nasse Haarsträhnen – sein Gesicht: eine Landschaft aus Schatten
und Licht, die Augen dunkle Flecken –
    „Hallo! Hallo !“ Er brüllte. Die mussten ihn
doch einfach hören! Er hörte sie ja schließlich auch!
    „Siehst du die Themse da unten?“, sagte die dicke Frau
gerade zu dem Quengelmädchen, ohne sich an seinen Rufen zu stören. „Jetzt guck
doch mal raus, Emily! So was kriegst du so schnell nicht wieder zu sehen!“
    „Nä, bestimmt nicht!“, bestätigte der Mann mit der
Kamera. „Dreißig Pfund pro Mann! Die leg ich nicht noch mal hin!“
    „Mir wird da aber schwindelig! Wie lang dauert das
denn noch! Ich will wieder –“
    Die Themse !
    Auf einmal kapierte er, was er sah. Das war das London
Eye! Er starrte genau in eine der gläsernen Kapseln des Riesenrades hinein! Da
vor ihm, unter ihm ausgebreitet wie ein riesiges Sprungtuch, da lag seine Welt!
Sein normales Leben!
    Er musste – musste – anfassen – festhalten –
sich dranklammern! Los, mach schon! Beweg dich nach vorn, krall die Hände an
die Stege, halt dich fest … die Dinger bewegen sich so langsam, da kannst du
außen dran mitfahren!
    Es war wie im Traum. Er stürzte sich mit aller Kraft
auf die Kapsel und kam doch nicht voran. Er konnte kaum noch atmen, und
irgendwo in seinem noch nicht ganz untergegangenen Hirn kreischten jetzt alle
Alarmglocken los.
    Ganz langsam glitt die Gondel weiter. Er kämpfte wie
ein Verrückter und mit den letzten Reserven. Mann, wenn er sich sogar da im
Glas gespiegelt sehen konnte, dann musste er doch hinkommen können!
    Sein Spiegelbild … für einen Moment war es deutlicher
zu erkennen, vielleicht fiel das Licht günstiger. Er sah sich lächeln, wie er
sich auf unzähligen Fotos hatte lächeln sehen: Ein Grinsen, das aussah, als würde
er gekitzelt, wie seine Mutter immer sagte. Diesmal grinste er sich selbst zu.
Dann hob das Spiegelbild die Hand und legte den Zeigefinger an den lächelnden
Mund: Psst ! Wir teilen ein Geheimnis, sagte diese Geste ebenso wie der
Blick.
    Na klar doch, und

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