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Formbar. Begabt

Formbar. Begabt

Titel: Formbar. Begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juna Benett
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lachen – inklusive mir, aber in meinem Kopf nimmt ein beklemmender Gedanke Form an. Es war nicht das erste Mal, dass eine Flasche mitten in der Drehung stoppte. Auf Miris Party habe ich die gleiche Siuation schon einmal erlebt. Dabei war Jan ebenfalls anwesend.
    Also muss er irgendetwas damit zu tun haben.
    Mal angenommen, Jan könnte irgendwie das Flaschendrehen manipulieren – würde er es nicht zu etwas Sinnvollerem nutzen, als sich selbst in den See zu manövrieren? Vielleicht wollte er zeigen, wie gut er in Boxershorts aussieht? Unwahrscheinlich.
    Wie erklärt diese Theorie die Gelegenheiten, bei denen die Flasche auf mich zeigte? Warum sollte er eine Frage von mir hören oder mir eine Minute lang in die Augen schauen wollen?
    Jan als Flaschen»geist« kann ich wohl ausschließen.
    Ich versuche, mich möglichst genau an die Situation von gestern Abend zu erinnern. Die Flasche wurde von Jasmin in Bewegung versetzt. Ich war in größter Panik und, noch bevor der Hals auf mich zeigte, davon überzeugt, dass es mich treffen würde. Was unmittelbar danach genauso eingetreten ist.
    Habe ich hellseherische Fähigkeiten?
    Die könnte ich gewinnbringend dafür einsetzen, einen Abi-Schnitt von 0,75 zu bekommen. Aber hätte sich diese Hellsicht nicht schon in anderen Situationen zeigen müssen?
    Oder ich bin Telekinetiker! Diese Idee gefällt mir. Accio Kaffeetasse! Komm herbei und sorge dafür, dass ich mich nie wieder unnötig bewegen muss.
    Scheinbar zeichnet sich ein Grinsen auf meinem Gesicht ab, denn Laro fragt irritiert, was ich denn an Wildschweinen so amüsant fände. Mir ist da wohl eine wesentliche Gesprächswendung entgangen.
    »Entschuldigt, Mädels. Ich kann mich momentan überhaupt nicht konzentrieren.«
    Viv nickt mitfühlend, doch Jasmin zieht fragend die Augenbrauen hoch. »Wieso denn das?«
    Laro stöhnt. »Ist doch offensichtlich. Bemühe mal deine Gehirnzellen, und erinnere dich, in wecher Gesellschaft wir uns gestern Abend befanden. Hast du mal darauf geachtet, wie sie sich benimmt, wenn Jan in der Nähe ist?«
    Jasmin schlägt sich mit der flachen Hand an die Stirn. »Und ich habe dich genötigt, diese Starr-Aufgabe zu machen. Tut mir leid. Ich hatte das überhaupt nicht auf dem Schirm. Wie lange findest du ihn schon toll? Und warum wissen alle Bescheid außer mir?«
    »Eigentlich wollte ich es komplett für mich behalten«, antworte ich besänftigend, »aber das war schwer möglich, nachdem ich in der Einkaufspassage eine Kaffeetasse ruiniert habe, weil er mich so aus dem Konzept gebracht hat.«
    Viv lacht. »Ach Hannah, glaubst du echt, dass ich das erst bei dieser Gelegenheit bemerkt habe? Du bist so durchschaubar.«
    Beleidigt verschränke ich die Arme. »Okay, dann wusstest du es eben früher. Auch egal, da sich unsere Beziehung ja eher zurückentwickelt als aufbaut.«
    Laro mustert mich ernst. »Ich sag's nicht gerne, aber scheinbar hat er irgendein Problem mit dir. Seine Mimik, wenn er dich betrachtet, gefällt mir gar nicht. Als würde er dich abgrundtief hassen.«
    Ich muss mich beherrschen, damit mir nicht die Tränen in die Augen treten. »Ich weiß. Es fällt mir ja selbst auf. Und zu allem Übel laufen wir uns ständig über den Weg. Wenn ich wenigstens etwas Abstand gewinnen könnte.«
    »Ich bin mir nicht sicher«, wendet Viv ein, »Kann es wirklich nur Zufall sein, dass er andauernd in ihrer Nähe auftaucht? Vielleicht hat er doch Interesse und nur eine äußerst unglückliche Art und Weise, es zu zeigen.«
    Sowohl Laro als auch Jasmin schenken Viv skeptische Blicke. Für diese Diskussion kann ich einfach keine Kraft mehr aufbringen.
    »Seid mir nicht böse, aber ich möchte gerade einfach nur allein sein. Ich setze mich ein bisschen ans Seeufer und stoße nachher wieder zu euch, ja?«
    »Bist du sicher, dass ich nicht mitkommen soll?« Viv macht schon Anstalten aufzustehen.
    »Bleib sitzen. Ich brauche wirklich etwas Zeit für mich.«
    Unter den besorgten Mienen meiner Freundinnen nehme ich die Wasserflasche und stolpere Richtung See davon.

    Dort angekommen lasse ich mich am Ufer nieder, ganz nahe bei der Stelle, an welcher Jan gestern Nacht aus dem Wasser gestiegen ist. Gedankenverloren betrachte ich das Sonnenlicht, das durch die Baumwipfel fällt und die glatte Oberfläche des Waldsees berührt.
    Während der ersten fünfzehn Runden zeigte die Flasche kein einziges Mal auf mich. Ein unwahrscheinlicher Zufall, der den anderen ebenfalls aufgefallen ist: Immerhin war Jasmin ganz

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