Formbar. Begabt
eifrig darauf bedacht, mich auch einmal in Aktion zu sehen. Es beschränkt sich jedoch nicht nur darauf, dass ich verschont blieb. Vielmehr habe ich mir zusätzlich gewünscht, dass Jan mit der Seespring-Aufgabe beglückt wird, was ebenfalls prompt in Erfüllung gegangen ist. Als die Aufgabe mit dem Blickkontakt vorgelesen wurde, bin ich in Panik ausgebrochen und war mir schon von Anfang an sicher, dass die Flasche auf mich zeigen wird – genauso auch auf Miris Party.
Das sind insgesamt vier komische Situationen innerhalb von drei Tagen. Ganz klar, ich sollte kein Flaschendrehen mehr spielen!
Und dann probiere ich etwas total Abwegiges aus.
Ich habe keine Ahnung, was auf einmal in meinem Kopf abläuft und welche Teile sich plötzlich zusammensetzen. Möglicherweise ist es der Restalkohol im Blut oder auch der Schlafmangel, aber meine fast leere Wasserflasche neben mir bringt mich auf eine Idee. Auf spaßige Art und Weise habe ich schon häufiger getestet, ob ich magische Fähigkeiten besitze. Ich stellte den Zufallsmodus bei der Stereo-Anlage ein und versuchte, mein Lieblingslied per Gedankenkraft herbeizuwünschen. Ich hypnotisierte den Toaster und rief »Jetzt!«, in der Hoffnung, dass die goldbraun geröstete Scheibe in genau diesem Moment hochspringen würde, oder motivierte das Telefon mit »Klingel doch endlich, du blödes Teil!« und glaubte an Gedankenübertragung, sollte in diesem Augenblick tatsächlich ein Anruf eingegangen sein.
Bei mir ist es wie bei jedem anderen: Manchmal funktioniert es, manchmal auch nicht. Bisher bin ich nicht auf den Gedanken gekommen, besondere Fähigkeiten zu haben, die über eine gepflegte Verrücktheit hinausgehen.
Wenig überzeugt greife ich nach meiner Wasserflasche und trinke die letzten Schlucke. Anschließend lege ich sie neben mich und versetze sie mit einer Drehung in Schwung. Gebannt starre ich auf das Plastik, das im Sonnenlicht glitzert. Was genau erwarte ich jetzt? Eine plötzliche Eingebung?
Die Kreise werden langsamer und der Hals zeigt auf den See. Ein Zeichen! Ich sollte die blöde Flasche versenken.
Noch ein Versuch. Diesmal werde ich meinem Testobjekt aber mitteilen, was ich von ihm erwarte!
Erneut stoße ich die Flasche an.
Flasche! Zeig auf mich! Zeig auf mich!
Hinter mir höre ich plötzlich ein Knacken. Erschrocken drehe ich mich um. Eine Amsel schaut mich ertappt an. Als ich wieder zur Flasche zurückschaue, zeigt diese auf mich.
Super! Keine Ahnung, ob das Zufall war!
Danke, doofes Vieh!
Letzter Versuch. Allmählich komme ich mir nämlich richtig blöd vor. Wieder versetze ich das Teil in Bewegung und beabsichtige, mich diesmal von nichts ablenken zu lassen. Die Flasche dreht sich schnell im Kreis, und ich konzentriere mich so stark, dass ich nur noch von einem Gedanken beherrscht werde:
Zeig auf mich! Zeig auf mich! Jetzt!
Die Flasche bremst abrupt ab, als hätte sie jemand aus der Bewegung heraus festgehalten. Sie zeigt zweifelsohne auf mich.
Entgeistert starre ich auf das glänzende Plastik und frage mich, was gerade geschehen ist. Vordergründig betrachtet liegt das natürlich auf der Hand. Ich habe der Flasche befohlen, anzuhalten und auf mich zu zeigen. Genau das hat sie getan. Aber schon alleine dieses Eingeständnis eröffnet eine derartige Menge an Fragen, dass mir beim Gedanken daran ganz schwindlig wird.
Was ich zuerst brauche, ist Klarheit.
Noch einmal versetze ich die Flasche in Drehung, bin jedoch so nervös, dass ich kaum einen sinnvollen Gedanken fassen kann. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass die Flasche immer langsamer wird und schließlich auf die Bäume zeigt. Das hat keinen Zweck. Habe ich mir die Sache doch nur eingebildet und jage gerade einer Halluzination nach?
Der Sand, auf dem die Flasche liegt, bildet eine gerade Fläche. Zwar gibt es ein paar Steinchen, diese sind jedoch zu weit weg, als dass mein Testobjekt sie hätte berühren können. Obwohl ich mir merkwürdig vorkomme, wedele ich in der näheren Umgebung der Flasche durch die Luft. Sogar unsichtbare Fäden wären eine schlüssigere Erklärung als die Gedankenkraft-Variante. Vielleicht mit einem Magneten, der an der Flasche befestigt wurde?
Klar. Ein Magnet für Miris Party, einer für die Weinflasche gestern Abend, dann wieder einer für meine Wasserflasche heute Morgen. Das ist unmöglich. Niemand könnte ein solches Täuschungsmanöver derart großflächig anlegen.
Erdbeben?
An drei verschiedenen Tagen? Außerdem wäre das nicht nur mir
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