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Fortunas Odyssee (German Edition)

Fortunas Odyssee (German Edition)

Titel: Fortunas Odyssee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliane Reinert
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um ihn noch mehr zum Lachen zu bringen.
    Aber als sie den Schwamm vom Nacken nach unten gleiten ließ, korrigierte er sie.
    »Nein, nicht so, sondern von unten nach oben.«
    Sie hielt inne, lachte und runzelte die Stirn.
    »Nein nicht so«, äffte sie ihn nach. »Wer sagt denn, dass das falsch ist?«
    »Ich habe gesehen, wie der Pfarrer es Fred gezeigt hat…«
    Der Schwamm fiel ins Wasser.
    »Wie bitte?«
    Er wiederholte, was er gesagt hatte.
    »Was hast du genau gesehen? Wann war das?« Sie war erschrocken.
    Sie packte ihn an den Armen und drückte fest zu. In ihrem Blick war etwas Alarmierendes. Sie schüttelte ihn unaufhörlich.
    Tim stotterte ein bisschen, aber dann erzählte er in allen Einzelheiten, was an jenem Abend passiert war, als er losgezogen war, um Fred zu suchen.
    Mama hielt sich die Hand an den Mund, aber er konnte den Grund für die ganze Aufregung nicht verstehen.
    Sie stürmte aus dem Bad, lief die Treppe hinunter, indem sie zwei Stufen auf einmal nahm und traf auf Tereza, die ein altes Geschirrhandtuch in den Händen hielt.
    »Ich muss Fred aus der Kirche abholen!«
    »Aber wa…«
    »Weil er in Gefahr ist. Der Padre, dieser Padre, Tereza …«
    Während sie sprach, füllten sich ihre Augen mit Tränen und sie konnte ihre Lippenbewegungen nicht kontrollieren.
    Tereza ließ das Handtuch fallen, hielt die Hand an den Mund und riss ihre großen schwarzen Augen auf.
    »Ich komme mit!«
    Die beiden liefen, so schnell sie konnten, die menschenleeren Straßen entlang, die im Licht der Spätnachmittagssonne lagen. Zu dieser Stunde versammelten sich die Familien üblicherweise in ihren Häusern und sprachen über die Tagesereignisse. So war es Brauch unter den Bewohnern Madrigals. Sie blieben nur an besonders heißen Tagen oder wenn es ein Fest gab, noch länger auf der Straße. An diesem Herbsttag war es allerdings ziemlich frisch.
    Als sie in die Kirche kamen, gingen sie sofort zum Flur, zu dem Unbefugte keinen Zutritt hatten. Eine Nonne erschien und machte sie auf diesen Sachverhalt aufmerksam.
    »Und ob ich Zutritt habe!«, schrie Mama.
    Tereza fügte weise hinzu, dass es sich um einen Ernstfall handele und sie dringend mit dem Pfarrer sprechen müssten. So erfuhren sie, dass er mit einer Gruppe von Kindern im Wald war.
    »Wo im Wald?«
    »In der Nähe vom Wasserfall, an der Grotte der heiligen …«
    Sie ließen sie nicht aussprechen, sondern rannten los wie von der Tarantel gestochen, während sich die Nonne bekreuzigte.
    Ich kam vor ihnen an der Grotte an und sah Fred und Bitu mit dem Pfarrer. Sie saßen auf einer Decke, die sie auf dem Boden ausgebreitet hatten. Zwei Körbe mit Brot- und Obstresten standen ebenfalls auf der Decke. Außerdem sah ich leere Weinflaschen, deren Inhalt teilweise auf die Decke und den Boden getropft war. Obwohl das Wasser des Wasserfalls zu dieser Jahreszeit schon kalt war, erkannte ich sofort, dass sie ein Bad genommen hatten, denn ihre Haare waren nass und sie hatten nur Unterwäsche an. Das galt auch für den Pfarrer, der seine Kutte auf den Boden geworfen hatte. Er versuchte, seine Haare mit den Händen nach hinten zu streichen, was ihm nicht gelang. Ich stellte fest, dass der Alkohol ihm zugesetzt hatte. Zu meiner Überraschung war auch Bitu betrunken. Der Junge versuchte, aufzustehen, aber er fiel gleich wieder um und rollte auf dem Boden umher. Der Padre legte sich über ihn und wollte ihn küssen, aber in diesem Moment war Bitu schon eingeschlafen.
    »Komm, Fred, legen wir uns ein bisschen hin«, sagte Padre Benedito und streckte seine Hand zu Fred aus, der nicht getrunken hatte. Fred schüttelte verneinend den Kopf.
    »Meinen Sie nicht, dass es Zeit ist, zu gehen?«
    Der Pfarrer zuckte mit den Schultern, schloss die Augen und öffnete sie erst nach einer gewissen Zeit wieder.
    »Heute gehen wir erst, nachdem du dich dem Padre hingegeben hast, Fred.«
    »Es wird kalt, Padre. Wir müssen uns anziehen.«
    »Zieh das an«, sagte er und wies auf die Kutte. »Los, zieh sie an. Du siehst bestimmt ganz toll in dieser Kutte aus, wuunderschööön!«
    Fred hörte nicht auf ihn, nahm seine Kleider und begann, sich anzuziehen, aber als er sich das Hemd über die Schultern zog, erhielt er einen Stoß und fiel auf die Decke. Der Pfarrer beugte sich über ihn und zog ein Messer.
    »Sage niemals nein zum Padre! Dem Padre darf man nichts abschlagen.«
    Fred starrte schockiert auf das Messer, das gefährlich funkelte.
    »In Gottes Namen, Padre, lassen Sie dieses Messer

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