Foundation 02: Die Stahlhöhlen
hören, die von dem Mikromeiler aufgeheizt wurden. Das Zischen der zerrissenen Atmosphäre war zu vernehmen, wurde aber schnell dünner und ging schließlich in ein schrilles Pfeifen übet, das nach einer Stunde völlig verstummte.
Sie befanden sich im Weltraum.
Es war, als wären alle Empfindungen abgestumpft, als wäre nichts mehr wirklich. Er sagte sich, daß er sich jede Sekunde um Tausende von Meilen weiter von den Cities entfernte, von Jessie; aber irgendwie schien es ihn nicht sonderlich zu beeindrucken.
Am zweiten Tag (dem dritten? – Es war unmöglich, einen Sinn für die Zeit zu behalten, wenn man einmal von den regelmäßigen Essens- und Schlafenszeiten absah) stellte sich einen Augenblick lang eine seltsame Empfindung ein, so als würde er von innen nach außen gekehrt. Es dauerte nur einen Augenblick lang, und Baley wußte, daß es ein Sprung war, jene seltsam unbegreifliche, fast mystische Transition durch den Hyperraum, wodurch das Schiff und alles, was es enthielt, von einem Punkt im Weltraum zu einem anderen, Lichtjahre davon entfernt, versetzt wurde. Wieder ein Zeitabschnitt und ein weiterer Sprung. Und noch einmal ein Zeitabschnitt und noch einmal ein Sprung.
Baley sagte sich jetzt, daß er Lichtjahre von der Erde entfernt war, Dutzende von Lichtjahren, Hunderte, Tausende.
Wie viele, wußte er nicht. Niemand auf der Erde wußte auch nur die Position Solarias im Weltraum. Er war bereit, darauf eine Wette einzugehen. Sie waren unwissend, alle waren sie das.
Er fühlte sich schrecklich allein.
Das Gefühl der Bremsverzögerung stellte sich ein, und der Roboter kam in seinen Raum. Seine ausdruckslosen, rötlichen Augen überprüften den Sitz von Baleys Gurten. Er sah sich das Hydrauliksystem an, verstellte eine Schraube und vergewisserte sich, daß alles funktionierte.
Dann sagte er: »Wir werden in drei Stunden landen. Sie sollten bitte in diesem Raum bleiben. Ein Mann wird kommen, um Sie hinauszugeleiten und Sie zu Ihrem Aufenthaltsort zu bringen.«
»Warte!« sagte Baley angespannt. Im angeschnallten Zustand fühlte er sich hilflos. »Wenn wir landen, welche Tageszeit wird dann sein?«
Der Roboter antwortete sofort: »Nach galaktischer Standardzeit wird es…«
»Lokalzeit, Boy. Lokalzeit! Jehoshaphat!«
Der Roboter redete mit unverändertem Tonfall weiter. »Der solarianische Tag hat achtundzwanzigkommafünfunddreißig Standardstunden. Die solarianische Stunde ist in zehn Dekaden geteilt und diese wiederum hat hundert Centaden. Bei unserem Eintreffen auf dem Flughafen wird dort der Tag die zwanzigste Centade der fünften Dekade erreicht haben.«
Baley haßte diesen Roboter. Er haßte ihn wegen seiner Schwerfälligkeit, mit der er ihn verstand; haßte ihn, weil er ihn zwang, die Fragen direkt zu stellen, um damit seine eigene Schwäche einzugestehen.
Aber das mußte er. Und so sagte er ausdruckslos: »Wird es Tag sein?«
»Ja, Sir«, antwortete der Roboter und ging hinaus.
Es würde Tag sein! Er würde am hellichten Tag auf die ungeschützte Oberfläche eines Planeten hinaustreten müssen!
Er war nicht ganz sicher, wie es sein würde. Er hatte von bestimmten Punkten in der City aus gelegentlich einen Blick auf die planetarische Oberfläche der Erde werfen können; er war sogar schon für kurze Augenblicke draußen gewesen. Aber er war immer von Mauern umgeben gewesen oder wenigstens in Reichweite einer solchen. Diese Sicherheit war immer ganz nahe gewesen.
Wo aber würde jetzt Sicherheit sein? Nicht einmal die falschen Mauern der Dunkelheit.
Und weil er vor den Spacern keine Schwächen zeigen wollte – verdammt wollte er sein, wenn er das tat! –, spannte er seinen Körper gegen die Gurte, die ihn vor den Kräften der Bremsbeschleunigung schützten, schloß die Augen und kämpfte hartnäckig gegen die Panik an, die ihn überkommen wollte.
2
BEGEGNUNG MIT EINEM FREUND
Baley war im Begriff, seinen Kampf zu verlieren. Die Vernunft allein genügte nicht.
Baley sagte sich immer wieder: Es gibt Menschen, die ihr ganzes Leben im Freien verbringen. Die Spacer tun das. Unsere Vorfahren auf der Erde haben es in der Vergangenheit getan. Wandlosigkeit an sich ist nicht schändlich. Nur mein Bewußtsein sagt mir, daß es anders ist, und es hat unrecht.
Aber all das half ihm nicht. Etwas, das über die Vernunft hinausging, schrie nach Wänden und wollte keinen freien Raum.
Und je weiter die Zeit fortschritt, desto mehr war er überzeugt, daß er es nicht schaffen
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