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Foxtrott 4: Sechs Monate mit deutschen Soldaten in Afghanistan (German Edition)

Foxtrott 4: Sechs Monate mit deutschen Soldaten in Afghanistan (German Edition)

Titel: Foxtrott 4: Sechs Monate mit deutschen Soldaten in Afghanistan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Schnitt
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kleine Heubündel nach Hause.
    Schröder meldet über Funk: »Jetzt drei Arbeiter plus ein Müllsammler bei uns im Bereich, die überwacht werden. Kommen.« – »Gefechtsstand verstanden.«
    Körner sitzt leicht gelangweilt in seiner Stellung und guckt in die Landschaft. Er spielt mit seinem beigen Cap. Eine Kamel-Karawane zieht langsam am Eingangstor vorbei.
    Körner, brummelnd: »Wünschen tu ich es mir nicht, dass wir jetzt Feindkontakt haben. Also ist schon ganz okay so …« Körner zieht tief an seiner Zigarette. »… Manchmal gibt es Phasen, da ist nichts los, da wünscht man sich nur, dass die Zeit vorbeigeht …«
    Er greift sich das Fernglas, das vor ihm liegt, und richtet es auf eine Gruppe Afghanen bei der Feldarbeit. »Aber besser so und Langeweile haben und sicher sein als Feuerkampf, und vielleicht passiert dann noch was. Und das wollen wir ja alle nicht.«
    Der afghanische Polizist, der vor dem blau lackierten Eingangstor Wache steht, durchsucht einen Zivilisten. Schröder: »Gefechtsstand, hier Turm, kommen.«
    »Gefechtsstand.«
    Eine Gruppe Arbeiter hockt dicht gedrängt neben dem Eingangstor.
    »Hier Turm, wir haben hier sechs Arbeiter, Maler mit jeder Menge Farbe in Eimern. Die möchten jetzt hier rein. Frage: Ist das angemeldet oder bekannt, dass die heute kommen? Kommen.«
    »Hier Gefechtsstand. Der KTF (Kompanietruppführer) hat mir weitergemeldet, dass hier mit Malarbeiten gerechnet wird. Insofern kann das durchaus sein, dass es die richtigen Maler sind. Kommen.«
    Schröder: »Verstanden. Ende.«
    Matthias Chill, der seine Wachschicht im Fahrzeug auf dem Hof absitzt, muss die Arbeiter nun untersuchen, bevor sie den Außenposten der Bundeswehr betreten dürfen.
    Schröder: »Jetzt noch mal an selber Stelle wie eben gerade – sechs Mann durchsuchen, ebenso deren Eimer kontrollieren.«
    Chill erklärt mir das allgegenwärtige Misstrauen: »Die Bedrohung ist nach wie vor da. Auch wenn man sie nicht sieht, wissen wir ganz genau, dass wir womöglich schon was weiß ich wie vielen Taliban-Typen über den Weg gelaufen sind. Aber da die unbewaffnet hier rumrennen und uns ausspionieren, weiß man das nicht. Das sind ›Zivilisten‹ und fertig.«
    Mit Plastikhandschuhen tastet er die Arbeiter ab.
    Schröder brüllt ihm von oben zu: »Chill, ihr könnt reinkommen und eure Wachposten da wieder rauslösen.«
    Er schaut vom Turm hinunter auf den Hof des Polizeihauptquartiers: »Auf jeden Fall sind wir jetzt, gerade im Morgenbetrieb, total unterbesetzt. Ist total für’n Arsch.«
    Auf einem Feld vor dem Polizeiquartier stehen sich zwei hellbraune Hunde mit gebleckten Zähnen gegenüber – knurren und bellen. Körner zu Schröder: »Hunde sind so blöd, die kläffen sich sogar gegenseitig an.« Darauf Schröder: »Menschen sind auch nicht viel schlauer – sonst wären wir nicht hier.«

Tee und Fladenbrot
    Morgens um 4 Uhr. Nach einer Pause für Essen und ein paar Stunden Schlaf stehen wir wieder – gefühlt noch immer – auf dem Wachturm des PHQs im südlichen Chahar Darreh. Die Sonne geht auf. Noch ist es angenehm kühl. Die beiden Hunde, die sich gestern angekläfft haben, spielen jetzt ausgelassen auf einem Acker. Ein Bauer treibt seine Ziegenherde durch die Landschaft. Das G82-Scharfschützengewehr ist in Richtung Norden gerichtet. In diese Richtung können die Bundeswehrsoldaten sich noch etwa 500 Meter gefahrlos bewegen. Dann müssen sie mit Sprengsätzen rechnen. Dort hinten verläuft die LOC Cherry (Line Of Communication: militärisch für wichtige Verbindungsstraße). Zirka 700 Meter entfernt vom Außenposten im Polizei-Hauptquartier beginnt das »Indianerland«. Nur über so viel Land, wie die Soldaten vom Turm aus überblicken können, hat die Bundeswehr effektiv die Kontrolle. Hinter der Baumreihe und der Lehmmauer ist Schluss. Dort können die Aufständischen sich relativ frei bewegen.
    Die Gruppenführer des Foxtrott-Zuges sitzen eng zusammen auf den Feldbetten in der Stube des Zugführers im Polizeihauptquartier. Andreas Isensee weist seine Soldaten in den Auftrag ein.
    »Westlich Kunduz ist ein IED gefunden worden. Die IRF-Alpha (Immediate Reaction Force) sollte da rausfahren, also auf der LOC Taurus, sollte raus, um das Ding zu räumen …«
    Die Soldaten prüfen die Angabe auf ihren Karten.
    »… kurze Zeit vorher gab es einen IED-Strike gegen ein Zivilfahrzeug, das zirka 1,5 Kilometer entfernt durch ein Dorf fuhr. Das Ding wurde komplett zerstört. Da hat man aber keinen

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