Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Foxtrott 4: Sechs Monate mit deutschen Soldaten in Afghanistan (German Edition)

Foxtrott 4: Sechs Monate mit deutschen Soldaten in Afghanistan (German Edition)

Titel: Foxtrott 4: Sechs Monate mit deutschen Soldaten in Afghanistan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Schnitt
Vom Netzwerk:
Kunst. Wenn die Soldaten gefrühstückt haben, wird er die Befehle ausgeben.
    Ich sitze mit Schröder und seiner Gruppe unter der Plastikplane. Es gibt Pulver-Cappuccino und Bundeswehr-Hartkekse mit Marmelade aus dem EPa.

Präsenz zeigen
    Im Tiefflug rasen zwei C53-Transporthubschrauber über die Westplatte und über die Lehmhütten von Nawabad. Später erfahren wir, dass sie für einen Verletzten-Transport von Kunduz nach Mazar-i Sharif hier sind. In den frühen Morgenstunden wurde ein Fennek-Spähfahrzeug der Aufklärungskompanie angesprengt. Ein Soldat wurde mittelschwer, ein anderer leicht verletzt. Die beiden hatten noch Glück. Die IED wurde durch eine »pressure plate«, also eine Druckplatte, ausgelöst. Das Fahrzeug ist – aus Sicht der Aufständischen – von der falschen Seite auf den Auslöser gefahren.
    Isensee steht vor dem bunt bemalten Dingo. Seine Gruppenführer stehen um ihn herum.
    Befehlsausgabe:
    »Phase 1 ist Gewinnen Stellung eins. Phase 2 ist das Halten der Stellung eins und das Überwachen der ANP auf Objekt eins. Phase 3 ist das Durchstoßen bis zum Gewinnen dieses Raumes hier.«
    Er zeigt auf eine rot markierte Stelle seiner Zeichnung.
    »Phase 4 ist Gewinnen COP Juliet 89.
    Phase 5 ist Nehmen Objekt drei. Phase 6 ist Offenhalten Objekt vier. Phase 7 ist ab nach Hause.«
    Phase 7: Ab nach Hause. Das habe ich verstanden. Den Rest nur so halb. Ich halte mich an Schröder, Chill, Wild und Körner.
    Die Soldaten machen sich fertig, gehen Richtung Ausgang. Da fügt Isensee hinzu: »Und sollte die ANP (Afghanische Polizei) sich wieder prügeln wie beim letzten Mal: Nicht dazwischen gehen. Lasst sie einfach machen … Und mindestens 300 Meter Abstand, es könnte sein, dass die schießen.«
    Wir verlassen das Safe House. Der Zug marschiert aufgereiht, einer nach dem anderen. In drei Metern Abstand zueinander, um bei Beschuss oder einer Sprengfalle kein allzu kompaktes Ziel abzugeben. Ich gehe zwischen Schröder und Wild.
    Schröder erklärt, dass der Zug den Auftrag hat, eine Patrouille durchzuführen, bei der
    1. Kontakt zur Zivilbevölkerung durch Nachrichten-Offizier und Sprachmittler aufgenommen und
    2. die ANA bei einer Hausdurchsuchung begleitet werden soll.

Mit der ANP in Nawabad
    Nach 15 Minuten erreichen wir die ersten Häuser der Ortschaft. Vielleicht liegt es an der Uhrzeit, aber wir treffen keinen einzigen Einwohner der Stadt. Ich frage Schröder nach seinen Eindrücken von Nawabad. Die Soldaten waren in meiner Abwesenheit schon einmal hier.
    »Die Bevölkerung ist eingeschüchtert und steht uns sehr reserviert gegenüber«, sagt er. »15 000 Einwohner? Ich habe bei den Patrouillen vielleicht 50 bis 60 Menschen gesehen. Von weitem. Wenn sie uns kommen sehen, verschwinden sie. Selbst die Kinder bleiben in den Compounds.«
    Wir gehen durch die Gassen. Die Türen bleiben geschlossen. Immer noch scheint alles menschenleer. Eine Geisterstadt. Dann haben wir den Hof erreicht, den die afghanischen Soldaten durchsuchen sollen.
    Isensee über Funk: »3.0 hier Fox. Wir beginnen jetzt mit der Hausdurchsuchung.«
    Die ANP-Polizisten sammeln sich. Sie tragen weitgehend einheitliche blaue Uniformen. Schuhe, Kopfbedeckung und Winterjacken sind sichtbar privat beschafft. Manche haben Turnschuhe an, andere Stiefel, manche haben eine Jacke, andere nicht. Die Polizisten betreten den Compound. Und finden eine kleine Ziegenherde im Hof, dazu zwei ältere Männer und ein paar Kinder. Die Polizisten durchsuchen ein paar Ställe auf dem Gelände, nach etwa einer Viertelstunde ziehen sie ab. Kein großer Aufwand, kein Ergebnis.
    Das waren Phase 1 ( Gewinnen Stellung eins ) und Phase 2 (das Halten der Stellung eins und das Überwachen der ANP auf Objekt eins) von der Befehlsausgabe.
    Wir gehen weiter. Phase 3 (das Durchstoßen bis zum Gewinnen dieses Raumes hier – Fleck auf der selbstgemalten Karte) , umPhase 4 (Gewinnen COP Juliet 89) zu erledigen. Aufgereiht gehen wir über eine Sandstraße.
    Plötzlich hören wir Schüsse. Schröder über Funk: »Fox, hier 4, Feuerkampf.«
    Isensee lässt über Funk klären, ob die Schüsse von den afghanischen Polizisten kamen.
    Isensee: »Fox an alle, bei der ANP derzeit kein Feuerkampf. Wir klären weiter auf. Absicht unverändert. Ohren auf. Ende.«
    Zwei Afghaninnen mit Kopftuch stehen in einem Hauseingang und gucken. Schröder flucht: »Scheißrichtung. Wir laufen gerade voll in die Scheißrichtung.«
    Die afghanischen Polizisten durchsuchen eine Gruppe Zivilisten

Weitere Kostenlose Bücher