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Fräulein Hallo und der Bauernkaiser

Fräulein Hallo und der Bauernkaiser

Titel: Fräulein Hallo und der Bauernkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liao Yiwu
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Männer, die vor und auf dem Herd immer zu zweit den Hammer schwangen, als ob sie Felsen aus dem Berg schlagen müssten … das Echo jedenfalls war noch einige Berge weiter zu hören.
    Es ist nicht einfach, so altes Eisen einzuschmelzen, auf dem ganzen Berg wurden Bäume geschlagen für die Holzkohle, erst dann konnte man sich an die Schmelze machen, denn Holzkohle brennt um einige hundert Grad heißer als normales Brennholz. Der alte Wald ringsum hatte mich bei meinen Gebeten und meinen Studien immer begleitet, es waren lauter kostbare Hölzer, Gingko, Lorbeer, Rotbohnenbaum, uralte Zypressen, uralte Spießtannen, fast tausend Mu, alles kahlgeschlagen, nur für das Einschmelzen von Eisen. Den alten tausendjährigen Lorbeer, den man heute noch sehen kann, haben sie nicht abgeholzt, weil er an einer steilen Felswand wächst, dafür hatten sie nicht genug Leute. Jeder, der vorbeikommt, schwärmt, wie schön er ist und wie außerordentlich selten, aber kaum einer weiß, dass er von den sieben Lorbeerbäumen im Alten Tempel, die man nur zu dritt umfassen konnte, der mit Abstand hässlichste und unbrauchbarste ist.
    Dann kam die Kulturrevolution, nicht einmal pendelnde Mönche, wie ich einer war, durfte es da noch geben. Der Guanyin-Tempel wurde abgerissen, und natürlich wurden die sterblichen Überreste des Patriarchen, die ich an den Dachbalken gehängt hatte, heruntergeworfen, sie sind spurlos verschwunden. Einmal bin ich hergelaufen und habe mich am Berg versteckt. Von weitem sah ich ein paar der Tempeldächer mit den glasierten Ziegel, da war alles voller Menschen, die roten Fahnen irgendwelcher »Kampfbrigaden« flatterten im Wind, sie saßen in Reihen da und traten die Ziegel mit den Füßen nach unten. Dabei haben sie auch noch gesungen! Als würde die Begleitmusik der zerschellenden alten Ziegel, die der Kaiser eigenhändig gestiftet hatte, ihnen Laune machen.
    Als sie die Ziegel komplett hinuntergetreten hatten, leuchtete das Tempeldach hervor. Dann zerschlugen sie auch noch die Buddhastatuen, banden Seile um die Säulen des Schatztempels des Großen Helden und rissen eine nach der anderen um. Es waren ein paar Dutzend Leute, Arbeitslieder wurden gegrölt, kleine rote Fahnen tanzten, sie schufteten von morgens früh bis spät in die Nacht. Acht Säulen haben sie eingerissen, auf die Stufen geworfen und zerbrochen. Diese Steinsäulen waren Überreste der alten Zeit, jetzt liegen sie alle auf dem Berg, auf ihnen stehen gereimte Spruchpaare berühmter Männer aus allen Dynastien und Epochen, das letzte Spruchpaar stammt von Yin Changheng, das war der erste Militärgouverneur von Sichuan nach der Revolution von 1911 , mal sehen, ob wir das später wieder richten können.
    Als die Säulen gefallen waren, stürzte der Schatztempel mit einem lauten Krachen ein … ich konnte nicht mehr zusehen. Doch unter dem umgestürzten Nest blieben einige Eier unversehrt, aber eine Unzahl von Gedichten, Spruchpaaren, Bannern, Handschriften und Buddhasprüchen war für immer verloren. Der Obere Tempel war komplett verschwunden, vom Unteren waren nur ein paar Mauerreste übrig. Erst nach 1984 und durch die Anstrengungen und das Geld von über zehntausend Schülern, die sich zu Buddha bekehrten, konnte man neue Buddhastatuen herstellen und die Tempel und alles andere nach und nach wieder aufbauen. Im Ganzen kann man sagen, wir haben etwas auf die Beine gestellt. Aber um den ganzen Alten Tempel wieder aufzubauen, heißt es, würden wir über zwanzig Millionen Yuan [51] brauchen.
    LIAO YIWU:
    Ihr werdet den Kreis Eurer Wohltätigkeit sicher vollenden können.
    DENG KUAN:
    Die Menschen legen Brennholz nach, und die Flammen schlagen hoch, im Tempel auf den Votivstelen stehen schon ein paar tausend Namen, jeder von ihnen hat über hundert Yuan gespendet, ein Laienbruder, ein Firmenchef, hat für den Jadebuddha in der Empfangshalle dreihunderttausend gegeben. Mit den anderen Einkünften aus dem Verkauf von Räucherwerk, Tee, Gebäck und ewigen Lichtern kommen wir ganz gut hin.
    LIAO YIWU:
    Zahlen Mönche auch Steuern?
    DENG KUAN:
    Wenn es sich um normale Steuern handelt, die bringt der Obere Tempel auf. Aber die Welt geht vor die Hunde, raffgierige Beamte gibt es auf allen Ebenen, und sie möchten am liebsten noch auf einem kahlen Mönchsschädel ein paar Haare ausreißen. Wir unterstehen dem Büro für religiöse Angelegenheiten, aber dieses Büro ist wiederum dem Büro Einheitsfront unterstellt. Und diese Beamten – wenn sie sehen, wie

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