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Fräulein Jacobs funktioniert nicht: Als ich aufhörte, gut zu sein (German Edition)

Fräulein Jacobs funktioniert nicht: Als ich aufhörte, gut zu sein (German Edition)

Titel: Fräulein Jacobs funktioniert nicht: Als ich aufhörte, gut zu sein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Jacobs
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aufschauend. Er hat langes gelocktes weißes Haar, das er im Nacken mit einem Lederband locker zusammenhält. Er trägt trotz der Kälte nur ein Flanellhemd und dicke Stoffhosen. In seinem schmalen Gesicht wächst ein grauer Bart, und auf der feinen Nase sitzt eine randlose Lesebrille, über die hinweg er mich immer wieder aus gutmütigen, grünen Augen anblinzelt.
    »Hast du denn dieses Prachttier geschossen?«, frage ich. Pete schmunzelt und schüttelt den Kopf.
    »Ich habe ihn tiefgefroren aus Kanada mitgebracht«, sagt er und löst weiter mit kleinen Schnitten seines spitzen Messers die Haut von Kiefer und Unterkiefer, Nase und Ohren. Die bereits abgezogene Haut riecht stark nach Tierfett, ein bisschen wie ranzige Butter. Ich beuge mich über das glänzende Fell des Bären, betrachte die speckigen, dicken Haare und frage: »Darf ich es anfassen?«
    »Nur zu«, lächelt Pete. Ich streiche mit meiner Hand darüber. Das Fell ist ölig, damit wasserabweisend, wie ich später erfahre, etwas blutig und rauh, stellenweise sogar borstig; am Rücken kann ich meine ganze Hand in den dicken Haaren versenken. Neben der einen schweren Tatze des Bären liegt ausgestreckt eine tote Ratte. Ich sehe mich weiter um. Um uns herum stehen Plastikeimer, gefüllt mit Füßen von Hirschen und anderem Wild, Eimer mit Fellstücken, mit abgeschnittenen Ohren, Seilen und Werkzeug. Weitere Schnüre, Fuchsschwänze und Gummistiefel hängen an oder klemmen zwischen dem Gebälk des Vordaches, unter dem wir stehen. Ich trete wieder dichter an den Tisch heran und betrachte die tote Ratte. Pete erzählt, er habe früher einmal auf einer Tour vierzehn tiefgefrorene Bären mit Eingeweiden und allem Drum und Dran aus Kanada hierher transportiert. »Da ich mit einem Laster gefahren bin, nahm ich den einen neben mich auf den Beifahrersitz, und vier weitere guckten hinten über den Rand des Containers auf die Straße.« Er lachte. »Die Leute haben geguckt! Das war großartig.«
    Den Schädel hat er fast völlig enthäutet, die blanken Zähne und die Augenhöhlen liegen frei.
    »Und warum häutest du ihn nicht gleich vor Ort?«, frage ich.
    »Wenn du in Kanada oder Alaska einen Bären schießt und häutest, dann ist nach zwölf Stunden nichts mehr von ihm übrig. Die Wölfe, Kojoten und Raubvögel fressen alles auf. Da bleiben nur die Knochen liegen. Hier kann ich aber noch mehr als nur das Fell verwerten.«
    Er schabt mit der Messerklinge weiter über den Schädelknochen und meint dann: »Ich denke, ich brauche hier noch ein bisschen Zeit.« Ganz vertieft arbeitet er jetzt an der Partie rund ums Ohr. »Jim, zeig ihr doch drinnen die Felle, du kennst dich ja aus. Ich komme in einer Minute zu euch.«
    Da mir, seit die Sonne versunken ist, auch etwas kalt ist, begrüße ich diesen Vorschlag. Pete blinzelt mir noch einmal zu, und dann folge ich Jim über einen Steintritt ins Haus. Jim knipst als Erstes eine Glühlampe an. Im gelben Licht erkenne ich die Wände, die bis unter die Decke mit Tierhäuten, Soldatenmänteln und Lederjacken von Indianern oder Trappern behängt sind. An Holzbalken baumeln Steigbügel aus verrostetem Eisen, Trensen, Hörner an Lederriemen, Kappen stapeln sich auf Ablagen, Bücher liegen daneben. Ich schaue nach oben auf die abgelaufenen Sohlen schwarzer Kavalleriestiefel, deren Leder am Schaft so mürbe aussieht wie geschnittenes, trockenes Brot. Wanderstäbe stehen in den Ecken, Tonbehälter liegen herum, Lederhandschuhe, Indianerschmuck, Silbersachen sind in alten verstaubten Schaukästen ausgelegt. Jim zieht an der Kette einer weiteren Lampe. Ich gehe ganz langsam zu ihm, bewege mich durch dieses Sammelsurium wie durch einen Garten Eden. Der Geruch des Leders, des Eisens, des Staubes setzt Phantasien in meinem Kopf frei. Ich höre Schüsse, trampelnde Büffel, heulende Indianer, die Hilferufe sterbender Soldaten, die unter der gleißenden Sonne Arizonas auf dem Sandboden vor einer Baracke liegen, und ich höre den Galopp fliehender Pferde. Ich traue mich nicht, etwas anzufassen, weil ich befürchte, durch meine Berührung einen Geist zu wecken.
    Ich trete neben Jim an eine längliche Schmuckvitrine. Darauf stapeln sich Büffelfelle, Büffelhäute, und an Ringen hängen aufgezogen etliche Kojotenfelle, kleinere und größere Dachs- und Stinktierfelle. Jim nimmt einige von ihnen in die Hand und benennt die Tiere, von denen sie stammen. Dann zeigt er auf mehrere Mützen, die links an einem Balken an Nägeln hängen. Ich nehme mir

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