Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fraeulein Jensen und die Liebe

Fraeulein Jensen und die Liebe

Titel: Fraeulein Jensen und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hansen
Vom Netzwerk:
Sportklamotten von dir ausleihen könnte. Am besten ungewaschene, die schön nach Schweiß riechen? Die würde ich nämlich gerne anziehen.«
     

     
    Ich sitze im Zug. In zwanzig Minuten sind wir in München. Die Landschaft sieht aus, als hätte sie jemand gemalt. Ich sehe entspannt nach draußen. Denn obwohl ich in ein paar Stunden meinen Jugendschwarm Tim Lobinger treffen werde, bin ich die Ruhe in Person. Dank Maren!
    Nachdem Pia auf die Idee mit Maren gekommen war, rief ich sie tatsächlich sofort an. Ich erklärte ihr, dass ich ein paar Stunden bei ihr nehmen wollte, und noch am selben Tag konnte ich bei ihr vorbeikommen.
    Maren musste ein Vermögen mit diesem komischen Personal Training verdienen! Ihr eigenes (!) Studio in Hamburg-Blankenese (!) bestand aus weißen Geräten fürs Krafttraining, einer »Relax-Lounge« mit weißen Ledersofas und einem kleinen Pool, bei dem unter Wasser die »Vier Jahreszeiten« von Vivaldi gespielt wurden.
    Überall an den Wänden hingen Bilder von Maren: Maren beim Kitesurfen, Maren beim Klettern in einer Felswand, Maren beim Fallschirmspringen. Auf jedem der Bilder strahlte Maren entspannt in die Kamera und sah dabei aus wie ein Model.
    »Das kannst du auch bald«, sagte Maren lachend, als sie sah, wie ich andächtig vor einem Bild stand, auf dem sie sich gerade von einem Hochhaus abseilte.
    »Ach, so ein bisschen Ausdauer würde mir schon reichen. In einer Woche habe ich ein wichtiges Date ... äh, einen wichtigen Termin, bei dem ich trainieren muss. Meinst du, bis dahin kann man aus mir ein halbwegs sportliches Wesen machen?«
    »Na klar, bis dahin haben wir doch noch eine Menge Zeit«, sagte Maren. Sie wirkte so positiv, so hoffnungsvoll, so optimistisch. Fast tat sie mir leid.
    Und tatsächlich war ihr Trainer-Ich schon nach einer Stunde gebrochen.
    »Musst du denn unbedingt trainieren?«, fragte sie niedergeschlagen. »Ich meine, man kann sich doch auch nur unterhalten.«
    Was war passiert?
    Nun, erst sollte ich mich auf dem Laufband ein wenig warm machen. Sie hatte mir ein Pulsmessgerät umgebunden, damit sie »aufgrund der Frequenz meinen Leistungsstand ermitteln« konnte. Das hätte ich ihr auch ohne diesen Technik-Schnickschnack sagen können: Der Leistungsstand war nicht vorhanden. Auch Maren merkte das, als ich schon nach fünf Minuten Laufband einen Puls von 190 hatte und sie mich »allein schon aus gesundheitlichen Gründen« vom Band holte. Danach sollte ich ein paar Gewichte heben. Leider blieb es bei dem »sollte«. Schon bei der ersten Hantel zog es derart in meinem Oberarm, dass ich sicher war, mir alle vorhandenen Bänder gezerrt zu haben. Als ich dann auch noch bei den anschließenden Liegestützen versagte (das ist ja Mord!), brach Maren die ganze Sache ab.
    »Macht doch nichts«, sagte ich kleinlaut. »Ich habe eben ewig keinen Sport mehr gemacht.« Ich wollte mich gerade verdrücken, als ich auf Marens Knöchel sah. Er war mit einem roten und blauen Tape verbunden. Maren sah damit noch sportlicher aus als ohnehin schon!
    »Wozu hast du das denn?«
    »Ach, nur zum Stützen. Heute Nachmittag mach ich noch Capoeira. Das geht unheimlich auf die Gelenke. Manche haben aber auch so ein Tape nach einer Verletzung.«
    »Das ist ja wunderbar«, schrie ich und umarmte Maren stürmisch.
    Zehn Minuten später hatte auch ich so ein schickes Tape um den Knöchel. Ich würde Tim einfach sagen, dass ich wegen einer alten Verletzung keinen Sport machen dürfe. Wie schnell sich doch Probleme lösen, wenn man nur hart daran arbeitet.
     

     
    Schon wieder München also. Vielleicht bringt mir die Stadt ja dieses Mal Glück. Na ja, streng genommen kann München nichts dafür, dass ich jetzt nicht beim Zirkus Krone stehe und mir jemand zuruft: »Hannah, machst du das Popcorn schon mal fertig?«
    Halt. Nicht wehmütig werden. Ich hatte mich ja bewusst gegen Martin Lacey entschieden (so ungefähr jedenfalls), da darf man im Rückblick nicht jammern. Also München, du Stadt der Traummänner. Ich rücke unerschrocken zum nächsten Eroberungsfeldzug an!
    Guter Dinge stehe ich an der Tür und warte darauf, dass der Zug im Bahnhof einfährt. Doch, ich bin bereit. Das Tape am Knöchel sagt mir die ganze Zeit: »Du schaffst das.« Man fühlt sich in der Tat richtig sportlich damit. Inzwischen habe ich so lange auf dieses Tape gestarrt, dass ich fast wirklich davon überzeugt bin, dass es schlichtweg ein medizinisches »Must-have« ist.
    Damit das Tape auch zur vollen Geltung kommt,

Weitere Kostenlose Bücher