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Frag die Karten

Frag die Karten

Titel: Frag die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Schrittkombination
zwang. Als wir ganz oben auf dem Hügel meine Autodecke ausbreiteten, sagte
Greg: »Ach, wenn du mich doch auch einmal in den Clinch nehmen und so mit mir
Spazierengehen würdest!«
    Ich mußte lachen. Gregs Scherze hatten
allmählich die Spannung in mir abklingen lassen, die ich empfand, weil wir seit
unserem großen Streit zum erstenmal wieder miteinander unterwegs waren. Und ich
fühlte, daß er heute nicht ernsthaft auf das Thema eingehen wollte.
    Nachdem wir die Decke ausgebreitet
hatten, kramte Greg in der Tüte, die ich vom Lebensmittelgeschäft mitgebracht
hatte, und war begeistert darüber, daß ich ›seine‹ Salami und Käsesandwiches
besorgt hatte. Ich öffnete die zwei Flaschen San Miguel-Bier und wickelte mein
Pastrami-Sandwich aus.
    »Dieser Lunch ist als Ausgleich gedacht
für Informationen über das Ergebnis der Autopsie im Fall Molly Antonio«, sagte
ich. »Habt ihr inzwischen die Todeszeit eingrenzen können?«
    »Sehr genau. Wir wissen aus der Aussage
des Ehemanns, was sie zu Abend gegessen hat. Nach dem Mageninhalt zu schließen,
ist sie keine zwei Stunden danach umgebracht worden. Und sie hat um sechs zu
Abend gegessen.«
    Ich dachte an Gus Antonio, einen
kleinen, von Arthritis geplagten Mann, den seine Umwelt in ständige Verwirrung
zu versetzen schien. »Und bist du sicher, daß seine Information zuverlässig
ist?«
    »So gut wie sicher. Er aß grundsätzlich
Punkt sechs mit seiner Frau zu Abend. Und er erinnert sich gerade an diese
Mahlzeit so genau, weil es für seine Frau ein erstaunlich improvisiertes Essen
gewesen ist.«
    »Was hat es denn gegeben?«
    »Hamburgers und Röstkartoffeln. Kein
Gemüse, was ungewöhnlich war, denn normalerweise servierte sie meist sogar zwei
Sorten, obwohl ihr Mann Gemüse nicht ausstehen kann. Sie sagte ihm, sie hätte
vergessen einzukaufen und würde später noch mal weggehen, um Lebensmittel zu
besorgen.«
    Es stimmte mit dem überein, was mir Mr.
Moe mitgeteilt hatte. »Sie muß von irgend etwas abgelenkt gewesen sein, wenn
sie sogar vergessen hat, Gemüse einzukaufen. Und nach diesem improvisierten
Essen — das sich freilich noch immer wesentlich besser anhört als die meisten
meiner Mahlzeiten — ging Gus in Ellens Kneipe, um Domino zu spielen.«
    »Richtig. Er behauptet, den ganzen
Abend im Nebenzimmer gesessen zu haben, bis er kurz vor elf die Tote fand. Wir
befragten den Barkeeper, aber das Lokal hat unglücklicherweise einen
Hinterausgang neben den Toiletten. Es ist natürlich möglich, daß sich Gus
hinausgeschlichen hat und später auf demselben Weg zurückgekommen ist, wobei
jeder annehmen würde, er sei auf der Toilette gewesen. Wir werden auch mit den
Domino-Partnern sprechen, aber es ist nicht leicht, sie aufzutreiben.«
    »Ich kann mir einfach nicht vorstellen,
daß Gus zu einer so schrecklichen Tat fähig ist«, sagte ich. »Er hat es ohnehin
schwer genug, mit seinem Leben fertig zu werden.«
    »Ich verstehe, was du damit sagen
willst. Ich hatte heute vormittag einige Mühe, zusammenhängende Aussagen von
ihm zu erhalten’, obwohl er sich einigermaßen beruhigt zu haben scheint. Es
sieht so aus, als ob er jeden Abend genau nach diesem Schema verbracht hätte:
erst zum Abendessen zu seiner Frau, dann in die Kneipe, anschließend noch
einmal zu seiner Frau und schließlich zu sich nach Hause.«
    »Soviel ich weiß, ist er nie davon abgewichen.
Aber ich bin nicht häufig genug zu Hause, um genau über sein Kommen und Gehen
Bescheid zu wissen.«
    »Sharon, was steckt eigentlich hinter
diesen merkwürdigen Wohnverhältnissen? Kannst du mir darüber etwas mehr sagen?«
    Ich hielt meine Bierflasche in die Höhe
und schaute durch das getönte Glas in die Sonne. »Nur, was ich dir gestern
abend schon gesagt habe.«
    »Aber warum hat sie ihn rausgeworfen?
Man jagt doch nicht nach so vielen Jahren — er behauptet, sie seien vierzig
Jahre verheiratet gewesen — einen Ehemann zum Teufel, ohne daß es irgend etwas
gegeben hat, was dafür verantwortlich ist.«
    »Molly sagte nur, daß sie sich lange
genug habe verrückt machen lassen von ihm.«
    »Und was meinte sie damit?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Es ist verdammt seltsam.« Er schwieg
einen Augenblick. »Was arbeitet er eigentlich? Man erzählte mir, daß er für das
Sunrise-Blindenzentrum tätig ist.«
    »Ja. Er führt einen der Patienten
herum, einen Mann namens Sebastian, der die Regale in den Läden mit den im
Blindenzentrum hergestellten Bürsten auffüllt.«
    »Und wie

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