Frag die Karten
im Zentrum aufhält,
seit Mr. Clemente Direktor des Instituts geworden ist.«
Danach entstand eine Pause. »Ich
bedauere, aber über diesen Einzelfall besitze ich keine Informationen, Ma’am«,
antwortete die Frau.
»Aber bei Ihren Erfahrungen mit diesem
und ähnlichen Instituten — würden Sie nicht sagen, daß das eine bemerkenswert
lange Zeit ist?«
»Ist der Mann denn schwer behindert?«
»Mr. Clemente meint, er sei ein sehr
geschickter Arbeiter.«
»Dann gibt es vielleicht ein Problem,
das für Außenstehende nicht erkennbar ist. Ich schlage Ihnen vor, Sie
unterhalten sich darüber mit Mr. Clemente.«
Ich dankte ihr für die Information und
legte auf.
›Auf Bewährung Entlassene...‹ Ich
starrte auf die Worte, dann ging ich in Hanks Büro und steckte den Kopf durch
die Tür.
»Wie heißt dein Freund bei der
Verwaltung der Haftanstalten?«
Hank blickte hoch und sah eulenhaft aus
mit seinen starken Brillengläsern. »Dave Gardner. Warum? Was machst du
überhaupt hier? Ich dachte, du untersuchst diesen Mordfall.«
»Genau das tue ich. Und — vielen Dank.«
Zurück in meinem Büro, rief ich bei der
Verwaltung der Haftanstalten an und ließ mich mit Dave Gardner verbinden. Er
hatte Hank in der Vergangenheit viele Gefälligkeiten erwiesen und war gern
bereit, für mich in Jeff Nevermans Strafregister nachzusehen.
»Es ist nicht allzu schlimm, im
Vergleich zu den meisten«, bemerkte er, als er sich wieder meldete. »Zwei
Festnahmen wegen ungebührlichen Verhaltens vor ungefähr zehn Jahren. Nicht viel
mehr als Streitereien in einer Kneipe wegen einer Kellnerin. Dann kommt die
große Sache: ein Diebstahl. Er hat drei bis fünf Jahre bekommen. Im September
vor zwei Jahren ist er entlassen worden, und seither hat er sich nichts mehr
zuschulden kommen lassen.«
»Worum ging es bei dem Diebstahl?«
»Er ist erwischt worden, als er Waren
geklaut hat, aus der Ladung, die er transportieren sollte. Das ist allgemeine
Übung bei Lastwagenfahrern, aber die Firma hatte sich offenbar entschlossen, an
Neverman ein Exempel zu statuieren, und hat den Fall bis ins kleinste Detail
aufgerollt. Ihr Freund scheint in erster Linie Pech gehabt zu haben.«
Genau das, was Neverman selbst auch
behauptet. Ich dankte Dave für seine Hilfe, und er bat mich, Hank zu bestellen,
daß er im Laufe der nächsten Woche bei ihm vorbeischauen würde.
»Hoffentlich sind Sie dann auch gerade
im Büro«, fügte er hinzu. »Nach allem, was ich von Ihnen gehört habe, würde ich
Sie gern kennenlernen.«
Was mochte Hank ihm erzählt haben? Ich
wollte nicht fragen und erklärte höflicherweise, daß auch ich ihn gern
kennenlernen würde.
Nun zu Sebastian. Sein langer
Aufenthalt im Blindenzentrum gab mir zu denken. Clemente hatte angedeutet, der
Bürstenmann sei bei einer Explosion in einer Erdölraffinerie erblindet. Es gab
eine Reihe von Raffinerien an der San Francisco Bay, in der Nähe von Richmond
und bei der Enge von Carquinez, und eine Personalabteilung konnte mir
vielleicht sagen...
Ich hielt inne. Wie dumm von mir! Ich
kannte ja nicht einmal den Familiennamen von Sebastian, dem Bürstenmann.
Wer konnte mir sagen, wie er hieß? Wen
konnte ich anrufen, ohne Clemente damit zu verraten, daß ich Ermittlungen über
das Blindenzentrum anstellte?
Ich rief im Albatroß-Laden an. Mr. Moe
kam an den Apparat; es klang so als ob er es eilig hätte. Sebastian hieß mit
Familiennamen Hetzer. Ja, Hetzer. Warum ich das wissen wolle?
»Ich muß ihm einen Scheck ausstellen
für ein paar Bürsten. Danke.« Und ich legte auf, bevor er mich fragen konnte,
warum ich mich nicht im Blindenzentrum erkundigt hatte.
Eine Viertelstunde später, nachdem ich
erst einen erfolglosen Anruf hinter mir hatte, fragte mich der Personalchef der
Firma Standard Oil in Point Richmond vorsichtig, ob er zurückrufen könne.
Ich war einverstanden und froh darüber,
daß ich ihm versichert hatte, die Rechtsberatungsfirma All Souls denke im
Rahmen ihres Förderprogramms für Behinderte daran, Mr. Hetzer einzustellen, und
Miss McCone sei damit beauftragt worden, sich nach Referenzen über Mr. Hetzer
umzuhören. Gleich danach lief ich nach vorn zu Ted und teilte ihm mit, ich sei
vorübergehend Personalchef von All Souls, dann eilte ich wieder in mein Büro
und erwartete den Rückruf.
Sebastian Hetzer hatte seit seiner
Entlassung aus der Armee nach dem Koreakrieg bei einem Reparaturteam der
Ölgesellschaft gearbeitet, wie mir der Personalchef mitteilte. Die Explosion
und
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