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Frag die Karten

Frag die Karten

Titel: Frag die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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das darauffolgende Feuer vor drei Jahren ging auf das Konto von Hetzers
Nachlässigkeit, aber die Firma hatte auf Strafverfolgung verzichtet und ihn
abgefunden. Gleich nach dem Unglück war er in das Armeekrankenhaus in San
Francisco eingeliefert worden und sechs Monate später ins
Sunrise-Blindenzentrum verlegt worden.
    »Was für ein Arbeiter war Hetzer
gewesen?«
    »Brauchbar. Allerdings hatte er eine
Neigung gezeigt, persönliche Probleme am Arbeitsplatz auszuagieren. Zur Zeit
seines Unfalls waren es finanzielle Sorgen gewesen.«
    »Welche Art finanzielle Sorgen?«
    Der Personalchef kicherte. »Hetzer war
leidenschaftlicher Zocker — bei Ponyrennen. Er hatte sich häufig Geld geborgt,
um seine Verluste zu decken. Es war ein immer wiederkehrendes Problem gewesen.«
    »Und würde Standard Oil ihn erneut
einstellen, falls er das Augenlicht wiederfinden würde?«
    Eine Pause. Dann: »Offenbar haben Sie
den Mann noch nicht persönlich kennengelernt. Er hat das Augenlicht für immer
verloren, und es besteht nicht die geringste Chance, daß er es wiedergewinnen
könnte. Außerdem ist er durch die Explosion stark entstellt worden.«
    Nachdem ich meine Anrufe erledigt
hatte, räumte ich den Schreibtisch auf und machte mich fertig zum Gehen. Die
Geschichten, die ich von Clemente, Neverman und Sebastian gehört hatte,
schienen sich durch meine Nachprüfungen bestätigt zu haben — aber es gab noch
eine Version, bei der das nicht der Fall war. Es war das, was mir Mr. Moe
gestern früh mitgeteilt hatte. Also wollte ich nach Hause fahren und ihn jetzt
gleich noch einmal befragen.
     
    Um halb sieben betrat ich Mr. Moes
Lebensmittelladen. Das Geschäft war leer, aber ich hörte Geräusche drüben im
Lagerraum. Ich stieß die Schwingtüren auf und schaute hinein.
    Mr. Moe stand da, mit dem Rücken zu
mir, und nahm gerade eine große grüne Flasche aus einem Karton. Das harte Licht
einer nackten Glühbirne fiel auf Kisten mit Salat, Orangen und Konservendosen.
    Ich klopfte an den Türrahmen. »Mr. Moe,
haben Sie einen Augenblick Zeit für mich?«
    Der Lebensmittelhändler fuhr zusammen
und ließ die Flasche fallen. Sie zerbrach auf dem Steinboden. Die Pfütze
breitete sich rasch aus, näherte sich meinen Füßen, und ich nahm den scharfen
Geruch von Gin wahr.
    »Tut mir leid, daß ich Sie erschreckt
habe!« rief ich.
    Mr. Moe scheuchte mich vor der sich
ausbreitenden Flut davon. »Schon gut. Aber bitte, hier ist alles überschwemmt.
Gehen Sie nach vorn ins Geschäft. Ich kümmere mich um das hier später.« Er
schubste mich hinaus in den Laden und hakte die Tür zum Lagerraum ein.
    »Es hat doch keine Schwierigkeiten
gegeben wegen des Schecks für Sebastian?« fragte er. »Der Name, den ich Ihnen
nannte, war doch richtig?«
    »Der Scheck...?« Ich hatte die
Geschichte schon fast vergessen, die ich ihm am Telefon aufgetischt hatte.
»Nein, nein, das hat geklappt.«
    »Gut.« Er verschränkte die Arme vor der
Brust und lehnte sich gegen die Theke. Trotz seines höflichen Verhaltens fühlte
ich, daß er äußerst nervös war und mich so schnell wie möglich loswerden
wollte.
    »Mr. Moe, ich muß ein paar Worte privat
mit Ihnen sprechen. Können Sie...« Ich deutete auf die Eingangstür.
    »Jetzt ist die Zeit zum Einkaufen fürs
Abendessen. Wenn ich jetzt schließe, verliere ich Kunden.« Und als wollte er
Mr. Moes Behauptung unterstreichen, betrat ein Mann das Geschäft und verlangte
eine Stange Zigaretten. Ich wartete, bis der Lebensmittelhändler den Betrag in
die Kasse getippt hatte.
    »Na schön, wir können auch zwischen
zwei Kunden miteinander reden«, schlug ich vor. »Sehen Sie, ich bin nämlich
dahintergekommen, daß Sie mir — und vermutlich auch der Polizei — nicht die
Wahrheit gesagt haben über das, was vorgestern abend geschehen ist.«
    Er zog die Stirn in tiefe Falten. »Ich
verstehe nicht ganz.«
    »O doch, ich glaube, sie verstehen sehr
gut. Als ich Mollys Leichnam identifizieren mußte, habe ich ihre Einkäufe auf
dem Boden liegen gesehen — es waren die Lebensmittel, die sie hier bei Ihnen
gekauft hat.«
    »Das sagten Sie bereits.« Mr. Moe
schaute mich beunruhigt an, während eine Frau das Geschäft betrat und zu den
Gemüseregalenging.
    »Auf dem Boden lagen Eier, Orangen und
ein Paket mit gefrorenen weißen Bohnen.« Ich wartete, um meiner Folgerung
Nachdruck zu verschaffen. »Die Bohnen waren noch gefroren. Sie waren außen ein
wenig angetaut, aber nicht sehr.«
    Mr. Moes Augen flackerten; er kniff

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