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Frag die Toten

Frag die Toten

Titel: Frag die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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und ließ es zu, dass diese ihre Hände festhielt.
    »Jemand hat ihn umgebracht?«, fragte Melissa ungläubig. »Sind Sie sicher?«
    Wedmore dachte an den Anblick in Garfields Haus zurück. »Ja«, sagte sie mit Bestimmtheit. »Was haben Sie mir nicht erzählt, Melissa? Was verheimlichen Sie mir?«
    »Ich habe Ihnen alles erzählt, das schwöre ich.«
    »Wer könnte Ihrem Vater etwas antun wollen?«
    »Niemand. Kein Mensch.«
    »Hat Ihnen sonst noch jemand geholfen, Melissa? Hat noch jemand mitgeholfen, Ihre Mutter und ihr Auto zum See zu bringen?«
    »Nein, wenn ich’s Ihnen doch sage. Nur ich und Dad. Und er hat Mom ja nicht mal was getan. Das war ich, ich ganz allein.«
    »Was ist mit dem Vater Ihres Kindes?«
    »Lester?«
    »Genau. Haben er und Ihr Vater sich verstanden? Wäre es möglich, dass es zwischen den beiden zu einer Auseinandersetzung gekommen ist?«
    »Meine Eltern
mochten
Lester«, sagte Melissa. »Auf
mich
waren sie böse, weil ich ihn nicht heiraten wollte.« Sie schlug die Hände vors Gesicht und weinte.
    Wedmore seufzte und stand auf.
    Das war der verzwickteste Fall, den sie seit langem gehabt hatte.
    Sie schickte sich gerade an, den Vernehmungsraum zu verlassen, da brummte ihr Handy. Es war eine SMS von Joy.
    »Hab was. Ruf mich an.«

[home]
    Zweiundzwanzig
    K eisha überlegte, wie sie es erklären würde.
    Denn erklären würde sie es müssen. Da hatte sie gar keinen Zweifel. Irgendwann würde die Polizei Wendell Garfield finden, wenn sie ihn nicht ohnehin schon gefunden hatten, und früher oder später würden sie auch ihre Visitenkarte in seiner Hemdtasche entdecken.
    Wäre die Karte irgendwo anders gewesen – in einer Schublade, selbst in seiner Brieftasche –, dann wäre das nichts Besonderes gewesen. Im Lauf der Zeit sammelten sich bei jedem alle möglichen Visitenkarten an. Mal fand man sie im Auto, mal im Mantel oder an Schwarze Bretter gepinnt.
    Aber eine Karte, die man in der Hemdtasche hatte, tja, die musste man erst vor kurzem bekommen oder wenigstens erst kürzlich konsultiert haben. Vorausgesetzt, dass Wendell Garfield nicht tage- oder wochenlang in demselben ungewaschenen Hemd herumgelaufen war, konnte die Polizei ziemlich sicher davon ausgehen, dass er entweder erst vor ein, zwei Tagen in den Besitz der Karte gekommen war oder in den letzten Tagen noch einmal einen Blick darauf geworfen hatte. Seit seine Frau vermisst wurde.
    Und wie kam man normalerweise in den Besitz einer Visitenkarte? Man bekam sie von der Person, deren Name draufstand.
    Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Polizei vor ihrer Tür stehen und sie fragen würde, ob sie sich mit Wendell Garfield getroffen hatte. Wann das Treffen stattgefunden hatte. Und wo. Was der Zweck dieses Treffens gewesen sei und von wem die Initiative dazu ausgegangen war.
    Was sollte sie dann sagen?
    »Ich habe kein Ahnung, wo er diese Karte herhat.«
    Das würde sie sagen.
    Es würde wahrscheinlich nicht ganz einfach werden, bei dieser Version zu bleiben, doch jetzt, wo Kirk alles hatte verschwinden lassen, was sie mit Garfield in Verbindung hätte bringen können, war sie sich ziemlich sicher, dass sie das durchziehen konnte.
    Sie würde der Polizei sagen, dass sie ihre Karte oft in Supermärkten ans Schwarze Brett heftete. Manchmal legte sie auch welche bei Künstlermärkten aus oder bei Veranstaltungen in Gemeindezentren. Gelegentlich verteilte sie sie auch einfach so, an Leute, die an einer Kasse oder Bushaltestelle warteten.
    Die Karten sind im Umlauf, würde sie sagen. Woher sollte sie wissen, wo Garfield die seine herhatte?
    Vielleicht war sie ihm vor einer Woche zufällig in die Hände gefallen, er hatte sie in die Schublade gesteckt, sich nach dem Verschwinden seiner Frau wieder an sie erinnert und hervorgeholt, in der Hoffnung, ein Medium könnte ihm da helfen, wo die Polizei es nicht konnte. Er hatte sich die Karte in die Hemdtasche gesteckt und hätte Keisha vielleicht angerufen, wenn ihm nicht davor jemand eine Stricknadel ins Hirn gerammt hätte.
    Natürlich wäre es unlogisch von Garfield gewesen, die Dienste eines Mediums in Anspruch zu nehmen, um seine Frau zu finden. Er wusste genau, was aus seiner Frau geworden war. Und Keisha wusste es jetzt auch. Aber die Polizei wusste es nicht. Für die war Wendell Garfield noch immer ein verzweifelter Ehemann, der inbrünstig auf die Rückkehr seiner Frau hoffte. Gut möglich, dass die Polizei eine andere Überlegung anstellen würde: Derjenige, der Ellie aus dem Weg

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