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Frag die Toten

Frag die Toten

Titel: Frag die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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gegenüber ein paarmal erwähnt, dass ich zu dir gehe, dass du mir eine Hilfe warst, dass ich dank dir eine Verbindung zu meinen früheren Leben gefunden habe.«
    »Was hat er dazu gesagt?«
    »Ach, er hat sich sehr abfällig geäußert, aber auch nicht schlimmer als mein Mann. Jerry hält mich für total bescheuert.« Sie lachte auf. »Vielleicht bin ich’s ja.«
    »Aber nein, überhaupt nicht«, sagte Keisha. »Jeder glaubt an etwas anderes. Es gibt eben verschiedene Bewältigungsstrategien. Sie helfen uns, mit den Schwierigkeiten des Lebens klarzukommen. Hatte Wendell viel um die Ohren? Sorgen?«
    »Das kannst du laut sagen. Melissa war und ist ein ständiger Grund zur Sorge. Für ihn und Ellie. Sie – ich kann es nicht fassen, dass Ellie auch tot ist. Melissa ist mit sechzehn von zu Hause ausgezogen, hat allein gelebt, und dann hat sie diesen Mann kennengelernt, der sie geschwängert hat. Ellie und Wendell waren ihretwegen krank vor Kummer.«
    »Hast du mal deinen Rat angeboten? Irgendwelche Vorschläge gemacht? Ich meine, du bist Melissas Tante. Ich könnte mir vorstellen, dass du ihnen helfen wolltest, soweit du das konntest.«
    »Natürlich. Versucht habe ich es natürlich.«
    »Hast du dir deshalb eine Karte von mir geben lassen?«, fragte Keisha. Das konnte jetzt klappen oder auch nicht. »Um sie deinem Bruder und seiner Frau zu geben? Falls sie sich mal von mir hätten beraten lassen wollen? Denn nach dem, was du sagst, war es eher unwahrscheinlich, dass er sich bei mir gemeldet hätte.«
    Gail löste sich aus Keishas Umarmung. »Hab ich das?«
    »Erinnerst du dich nicht mehr?«
    Gail blinzelte ein paarmal. »Ich kann … ich bin mir nicht sicher.«
    »Das ist schon eine Weile her. Weißt du noch, als du diese Nähe zu Amelia Earhart zu spüren glaubtest.«
    Gail nickte. »Das war vor zwei Jahren oder so.«
    »Ich glaube, das war damals, als Amelia aus dir sprach. Da hast du mich um eine Karte gebeten. Du hast gesagt, du kennst jemanden, dem ich vielleicht helfen könnte.«
    Gail versuchte noch immer, sich zu erinnern. »Möglich wär’s. Ich glaube, ich kann mich erinnern. Vielleicht wollte ich Ellie eine geben. Sie hätte wahrscheinlich genauso wenig an das geglaubt, was du tust, aber sie war wenigstens nicht so borniert.«
    Keisha war zufrieden mit dem Verlauf des Gesprächs. Wie so viele ihrer Stammkunden war Gail sehr leicht zu beeinflussen.
    »Dann hast du sie wohl irgendwann deinem Bruder gegeben, oder deiner Schwägerin, oder einer von beiden hat sie mal bei dir gesehen und sie mitgenommen.« Keisha machte eine Handbewegung, als sei das unwichtig. »Jetzt will ich aber wissen, was ich im Moment für dich tun kann? Wie kann ich dir helfen, das hier zu verarbeiten?«
    »Ich wusste, ich kann mich auf dich verlassen«, sagte Gail. »Ich hab schon Jerry angerufen, nachdem ich’s bei dir versucht hatte.« Das muss also Gail gewesen sein, die vorhin angerufen hat, dachte Keisha. »Aber bei ihm ging nur der Anrufbeantworter dran, und ehrlich gesagt wollte ich eigentlich gar nicht mit ihm sprechen. Er war nie für mich da. Nicht so wie du.«
    Na ja, für fünfzig Dollar die Stunde.
    Keisha umarmte sie noch einmal. »Wann immer du das Bedürfnis hast, herzukommen und zu reden, komm einfach.«
    Gail lächelte und tupfte sich wieder die Augen ab. »Es gibt etwas, das du tun kannst. Und natürlich bezahle ich dich auch dafür, mehr als das Übliche.«
    »Also, Gail, wie gesagt, wann immer du reden möchtest –«
    »Nein, ich brauch dich für mehr als das, Keisha. Die von der Polizei haben nämlich keine Ahnung. Sie haben Melissa wegen etwas verhaftet, das sie unmöglich getan haben kann. Und wenn sie
das
schon vermurkst haben, dann werden sie auch die Ermittlungen zum Tod meines Bruders in den Sand setzen.«
    »Ich weiß nicht so recht, was ich –«
    »Ich will, dass du mir hilfst. Du sollst mir helfen herauszufinden, wer Wendell umgebracht hat und was Ellie wirklich zugestoßen ist.«
    »Gail, ich bin doch keine Privatdetektivin«, wandte Keisha ein.
    »Das weiß ich!«, sagte Gail. »Und genau deshalb bist du die Richtige. Du siehst Dinge, die sonst niemand sieht. Ich wette – ich wette, wenn du mit in das Haus meines Bruders kommst, ich wette, du würdest sofort spüren, was da passiert ist. Weißt du noch, die Geschichte, die du mir erzählt hast, von dem kleinen Mädchen, das entführt wurde, das sie dann im Haus des Nachbarn gefunden haben, wo überall Sporttrophäen herumstanden? Das

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