Fragmente des Wahns
wartete, die mit dem Firmenlogo der Gemeinschaftspraxis versehen war. Der Klingelton ertönte und Alex trat ein.
Sofort drang der typische Ärztegeruch in seine Nase und Alex betrachtete seine Umgebung. Vor ihm befand sich der Empfang, wo zwei Arzthelferinnen ihrer Arbeit nachgingen. Rechts von ihm befanden sich drei Stühle, die frei waren.
Alex hatte den Empfang noch nicht einmal erreicht, als er schon angesprochen wurde.
„Wie kann ich Ihnen helfen?“, wollte eine junge Arzthelferin von ihm wissen.
Alex wusste keine richtige Antwort darauf.
„Ich … ich hätte gerne Doktor Niederseher gesprochen … bitte.“
„Gerne. Haben Sie denn einen Termin?“
„Nein, leider nicht.“
„Kein Problem, aber dann kann es etwas dauern, bis Sie drankommen.“
„Okay.“
„Wie ist Ihr Name?“
„Ich … war noch nie hier.“
„Kein Problem. Ich bräuchte dann Ihre Versicherungskarte und Sie müssten dieses Formular ausfüllen.“
Die Arzthelferin fischte ein Blatt Papier hervor und gab ihm ein Klemmbrett und einen Kugelschreiber.
„Wenn Sie etwas nicht wissen, dann lassen Sie es einfach …“
„Herr Schneider?“
Sein Name ertönte mit einem fragenden Unterton dicht neben ihm. Es war eine männliche, etwas höhere Stimme, die Alex zwar nicht zuordnen konnte, aber die er erkannte.
„Ja?“, fragte Alex zurück und wandte der Person zu.
Es war eindeutig ein Arzt und das nicht nur wegen seines weißen Kittels. Der Mann um die geschätzten vierzig Jahre symbolisierte das Sinnbild eines charmanten Arztes.
Ein gepflegter unauffälliger Drei-Tage-Bart, kurze braune Haare, sauber frisiert, dazu freundliche braune Augen und ein Lächeln, das perfekt zu einem Zahnarzt gepasst hätte. Doch Alex kannte ihn nicht.
„Sie sind es wirklich“, sprach der Arzt weiter. „Ich bin so froh, dass Sie hier sind. Nachdem Erik nichts mehr von sich hören ließ, habe ich schon das Schlimmste befürchtet. Wie geht es Ihnen?“
„Ähm … kennen wir uns?“
„Doktor Niederseher. Kennen Sie etwa diesen Patienten? Er sagte gerade, dass er noch nie bei uns gewesen wäre?“
„Schon gut, Monika. Ich übernehme ab jetzt.“
„Aber …“, doch Niederseher ließ keine Widerworte zu und bedeutete seiner Arzthelferin, ruhig zu sein. Sie verstand und schwieg.
„Es tut mir leid, Herr Schneider. Ich würde Ihnen gerne alles erklären, wenn ich darf?“
„Ja … schon … nur …“
„Bitte gehen Sie in das Behandlungszimmer 2, gleich hinter mir den Flur entlang. Ich möchte nur kurz Ihre Patientenakte holen. Ich beeile mich.“
„Meine Patientenakte?“
Alex verstand die Welt nicht mehr. Hatte Doktor Niederseher etwa seine Krankenakte von Doktor Fleischmann bekommen?
„Wie gesagt, ich werde Ihnen alles erklären. Doch bitte haben Sie noch ein wenig Geduld. Monika, würdest du Herrn Schneider vielleicht das Behandlungszimmer zeigen?“
„Natürlich, Doktor.“
Sie stand auf, ging um den Empfang auf Alex zu und bedeutete ihm, ihr zu folgen. Er verstand zwar immer noch kein Wort von alledem, doch er hatte auch keinen besseren Plan. Deswegen ließ er alles über sich ergehen. Es konnte nur besser werden.
Der Flur machte gleich darauf einen Knick nach rechts und schon erschien das Behandlungszimmer 2 auf der linken Seite, wo Alex abgesetzt wurde, um zu warten.
Es gab nicht viel zu sehen. Einen mittelgroßen, hellbraunen Schreibtisch, dahinter ein schwarzer Drehhocker. Davor standen zwei einfache weiße Stühle. Alex wählte den rechten und setzte sich, während er auf Doktor Niederseher wartete.
Zum Glück dauerte es nicht lange, bis er mit, der Patientenakte in der Hand, die Tür hinter sich schloss. Jetzt waren sie allein, ungestört und bereit, über alles zu reden.
„Hallo, Herr Schneider. Schön, Sie wiederzusehen.“ Niederseher reichte Alex die Hand. Er nahm die Begrüßung nach kurzem Zögern an.
„Sie kennen mich also wirklich?“
„Ja, Herr Schneider, weil ich Sie behandelt habe.“
„Wann? Warum weiß ich davon nichts?“
„Nun“, Niederseher stoppte kurz. „Ich kann mir vorstellen, dass Sie viele Fragen haben, aber ich glaube, es wäre trotz alledem besser und leichter für mich, wenn ich zuerst ein paar Fragen stellen dürfte. Wäre das in Ordnung für Sie?“
„Wenn es nicht anders geht.“ Alex verstand zwar nicht, was hier eigentlich passierte, aber er hatte wohl keine andere Wahl, als die Situation so hinzunehmen, wie sie nun mal war.
„Schön“, sagte Niederseher. „Zuerst
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