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Frame, Janet

Frame, Janet

Titel: Frame, Janet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wenn Eulen schrein
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bringt.
    Während sie Toby eine Tasse Tee einschenkte, dachte sie aufgeregt, Albert trinkt starken Tee ohne Milch. Das werde ich mein Leben lang behalten. Und er nimmt zwei Teelöffel Zucker.
    «Nimm dir ein Törtchen, Toby. Ich habe sie selbst gebacken.»
    Toby hörte zu, während Fay ihm das Rezept für die Törtchen, die sie gebacken hatte, hersagte.
    «Und man muss beim Kochen alles sehr genau abwiegen, besonders das Mehl, und man darf nie das Backpulver feucht werden lassen. Nun denk aber bloß nicht, ich werde auf einmal häuslich, nur weil ich heirate. Das sollst du nicht denken, aber es ist wahr.»
    Sie lächelte ihm wieder zu. Toby Withers tat ihr leid, so beschränkt wie er wirkte, mit seinem dümmlichen Blick und seinen Anfällen und seiner Geldbesessenheit, obwohl das eigentlich kein Grund zum Mitleid war, sondern eher zur Bewunderung. Albert war auch so. Ach, ach, dachte sie, ich habe den richtigen Mann bekommen, das weiß ich. Und das Haus bekommt die neuen Jalousien, die man nicht abstauben muss, die allerneuesten Jalousien. Armer Toby. Er hat nie ein Mädchen gehabt, soweit ich weiß.
    «Nein, ich habe früher nie gern gekocht, Toby, aber jetzt mache ich es gern», sagte sie stolz. «Schmecken sie dir?»
    Toby lobte den Geschmack. Er hatte genug davon, in diesem Zimmer zu sitzen; er meinte, eine Art Anfall gehabt zu haben, doch war er sich nicht sicher. Aber jetzt wollte er von Fay fort und nach Hause fahren und sein Geld zählen, um sich zu vergewissern, wie viel er hatte. Er wollte nach Hause fahren und den neuen Atlas hervorholen, den er gekauft hatte, und ihn von Anfang bis Ende studieren, die Orte mit ihren Namen und die wunderschönen Farben der Weiden und Felder und die Bilder von den Gebirgen mit ihren winzigen Schneemützen. Er wollte allein in seinem Zimmer sitzen und mit dem Finger über die Länder der Erde fahren. Und in den Tabellen von Gold und Eisen und Stahl lesen, und die verkleinerten Weizengarben sehen und die verschiedenen blauen Meere, seine eigenen, den Pazifik und das Tasmanische Meer, und die entfernteren und blaueren Ozeane, den Indischen, den Antarktischen, die Adria.
    Aber Fay sagte: «Du musst dir meine Geschenke ansehen, Toby.»
    Und sie führte ihn ins Wohnzimmer, in dem sich die Bettbezüge und Laken und Handtücher und Töpfe und Pfannen und Messer und Gabeln und Tassen und Teller und Uhren nur so zu stapeln schienen.
    «Und das ist mein Tafelservice von den Mortons. Und das sind die Teedecken. Sind sie nicht bezaubernd? Ich zeige sie dir alle, weil du sagst, dass du nicht zur Hochzeit kommen kannst. Ich gebe extra einen Abend, an dem ich meine Geschenke zeige. Und sieh doch hier die Taschentücher und Salatbestecke.»
    Sie war überwältigt und aufgeregt.
    «Und die Mädchen im Werk haben mir einen automatischen Toaster und Toastständer geschenkt, und sie haben mich gefeiert, und der Direktor hat eine Rede gehalten und gesagt, was für eine gute Arbeiterin ich immer war. Ich weiß nicht, wenn man heiratet, behandeln einen die Leute auf einmal ganz anders. Früher wurde ich immer ausgeschimpft, weil ich so trödelte, und jetzt sagen sie, ich war eine gute Arbeiterin und es tut ihnen leid, mich zu verlieren.»
    «Wie war eigentlich die Arbeit in der Spinnerei?»
    «Ach, wahrscheinlich genauso wie überall. Maschinen und Lärm, aber pünktlich Frühstücks- und Mittagspause. Und zehn Prozent Ermäßigung, oder noch mehr, auf Wollwaren. Die Decken für meine Aussteuer habe ich fast gleich gekauft, nachdem ich in der Spinnerei angefangen hatte.»
    «Und du wirst in deinem neuen Haus drunter schlafen, und sie werden dich nicht daran erinnern?»
    «Red keinen Quatsch, Toby. An die Decken werde ich bestimmt nicht denken, wenn ich ins Bett gehe.»
    Toby schaute verlegen. Dann fragte er ernst:
    «Hast du einen Lederriemen getragen?»
    «Wie bitte?»
    «Einen Lederriemen. Um den Hals, sodass er eine Narbe hinterließ. Es hieß doch immer –»
    Fay unterbrach ihn: «Ach, das war eine alte Geschichte, das kannst du doch nicht wirklich geglaubt haben. Das war ein Ammenmärchen und nicht wahr.»
    «Aber Märchen sind immer wahr.»
    «Und Riesen und Feen gibt es auch? Toby Withers!»
    «Ja, es gibt Riesen und Feen, in anderer Gestalt. Es gibt einen Riesenbomber und eine Rieseneinsamkeit.»
    Fay schaute Toby mitleidig an. Armer Kerl. Da war er dreißig Jahre alt oder schon über dreißig. Und glaubte an den Riemen und an die Narbe.
    Sie machte ein schelmisches Gesicht. «Du kannst

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