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Frame, Janet

Frame, Janet

Titel: Frame, Janet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wenn Eulen schrein
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zerlumptes Schulmädchen war und in der Kälte an der Schulmauer stand und zusah, wie die anderen Seil sprangen,
eins, zwei, drei,
alle schnell herbei,
    und darauf wartete, dass sie mich mitspielen ließen. Sharon wird es nicht so gehen. Sobald sie alt genug ist, kaufe ich ihr ein Springseil mit bunt lackierten Griffen und einen Puppenwagen mit seidenen Troddeln am Dach und eine Schlafpuppe, eine große, die gehen und sprechen und sich nass machen kann und die auf einer seidigen Matratze und mit dem Kopf auf einem gestickten, rüschenbesetzten Kissen liegt; und ein Puppenhaus und ein Teegeschirr aus echtem Porzellan. Ich werde Sharon alles kaufen, was ihr Herz begehrt.
    Freitag
    Mir geht immer noch der schreckliche Traum von heute Nacht im Kopf herum, aus dem ich voller Angst und schreiend aufwachte, bis Tim mich überzeugte, dass es nur ein Traum war und keine Wirklichkeit.
    «Es ist nur ein Traum, Liebes», sagte er immer wieder. «Du hast irgendetwas zum Tee oder zum Abendbrot gegessen, das dir nicht bekommen ist.»
    Und ich sagte immer wieder: «Es ist kein Traum, es ist Wirklichkeit, ich weiß, dass es Wirklichkeit ist.»
    Wie dumm von mir. Ich glaube jetzt, dass es an den Salz-Crackern mit Käse lag, die es gestern Abend gab, als die Broadfoots kamen, und an der Aufregung, alles für sie vorzubereiten und mir zu überlegen, was ich anziehen sollte, und ja nicht zu vergessen, was für Bücher ich in der letzten Zeit gelesen und was für Musik ich gehört hatte.
    Aber meinen Traum, der mich in der Nacht zum Weinen gebracht hat, den will ich erzählen.
    Tim und ich waren mitten in der Wüste und bereiteten eine Party vor, die wir für zwei Leute geben wollten. Ich erinnere mich genau an den Schauplatz; überall lagen Sand und tote Bäume und vertrocknetes Gestrüpp; und die Sonne war so heiß, als schiene sie durch Glas. Kein Fluss floss durch die Wüste, und es gab keine Oasen, wie man sie sich in der Wüste vorstellt, mit Dattelpalmen und einem Saum aus frischem Grün um das klare Wasser. Auch waren keine anderen Menschen da, nur ein verkümmertes Kind, ein Arabermädchen, das in ein weißes Gewand gehüllt war und wie tot auf einem grotesken Schaukelpferd saß, das sich aus dem Sand erhob und schwarz angemalt war und eine dreifach in leuchtendem Rot und Gelb und Blau gestreifte Zunge hatte.
    Ich habe gesagt, dass Tim und ich Vorbereitungen trafen, diese beiden Unbekannten zu bewirten; aber wir hatten weder Essen noch Trinken, das wir ihnen anbieten konnten, und saßen einfach mit gekreuzten Beinen im Sand.
    «Du musst ihnen vorsingen», sagte Tim zu mir. «Wenn dir ein Lied einfällt.»
    Und ich erwiderte: «Du musst ihnen vortanzen.»
    Und obwohl ich wusste, dass es weder Speise noch Musik gab, sah ich mich dauernd nach dem Kaffee um und den Sardinen und dem Plattenspieler, auf dem die Fünfte Symphonie bereitlag.
    Und dann begann plötzlich das Araberkind auf seinem Schaukelpferd zu schaukeln und wirbelte Sand und Staub auf, ganze Wolken davon, und ich sah, dass der Sand aus Goldkörnern bestand, und der Staub auch, und ich rief Tim zu: «Tim, Tim, mach, dass sie damit aufhört, sie zerstört das Gold. Sieh doch. All die Körner fliegen in den Himmel, und wir werden sie nie wiedersehen. Mach, dass sie aufhört, Tim.»
    Und Tim antwortete: «Aber Teresa, es macht ihr Spaß. Schau, sie strahlt über ihr ganzes kleines Arabergesicht. Lass sie doch weiterschaukeln.»
    Und ich rief weiter: «Aber das Gold, Tim. Das Gold. Sie soll aufhören.»
    Also ging Tim zu dem kleinen Mädchen und sprach mit ihm, woraufhin es von seinem Pferd herunterkletterte, und beide, Pferd und Kind, verschwanden, ohne eine Spur zu hinterlassen außer der dreimal gestreiften roten und gelben und blauen Zunge, die jetzt größer geworden war und wie ein Teppich auf dem Sand lag. Dann erschienen unsere beiden Gäste und gingen auf dem Teppich. Zuerst dachte ich, es seien Alison und Herbert Bessick, und es waren auch Alison und Herbert Bessick; aber als sie näher kamen, sah ich, dass es Tim und ich waren, aber verändert; denn Tim grinste brutal, und ich hielt mir die Seite, unterhalb der Brust, und es ist erstaunlich, dass ich überhaupt gehen konnte, denn aus einer Wunde in meiner Seite floss Blut und tropfte wie in vorherbestimmtem Muster auf den roten Streifen des Teppichs. Und so näherten sich uns die zwei Traummenschen, und ich begann zu weinen und wandte mich Hilfe suchend Tim zu; aber er war nicht da, ich konnte ihn nirgendwo sehen,

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