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Frame, Janet

Frame, Janet

Titel: Frame, Janet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wenn Eulen schrein
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ihren Tanz, zu Musik, im Büro auf und ab und dann zur Tür hinaus, während Flora Norris rief:
    «Schwester! Schwester! Wo haben Sie denn Ihre Augen? Fangen Sie sie, fangen Sie sie ein, sie ist verzweifelt.»
    Sie packten Daphne, als sie den Schluss des Foxtrotts tanzte, und ohne den Satinschuh aufzuheben, der ihr vom Fuß gefallen war, scheuchten die Schwestern sie in das Bergzimmer, wo sie allein saß, im strömenden Regen und ohne Mantel, und ihre Mutter in der Tür stand und ängstlich rief:
    «Daphne! Daphne! Du holst dir den Tod. Komm aus dem Regen, komm rein.»
    Und dann sang ihre Mutter das Lied, das sie alle kannten, Francie und Daphne und Toby und Chicks; sie sang es mit einem Jaulen in der Stimme, sodass es tragisch und schrecklich klang:
Francie, du freches Vöglein, komm rein,
es regnet für und für.
Was würde dein Mütterlein sagen,
ertränkst du vor meiner Tür?
Du bist ein ganz freches Vöglein,
an mich, ach, denkst du kaum.
Das ist mir doch völlig piepe,
sagte der Spatz auf dem Baum.

41
    Daphne blieb viele Tage im Bergzimmer, während draußen der Schnee fiel, mit weißem Wispern und Gewusel, und Wachsaugen mit winzigen staksigen Knochen saßen auf dem Schneegras und wogten als grüngoldene Wolke hierhin und dorthin. Und dann machte eines Tages jemand die Tür zu ihrem Zimmer auf. Es war der Mann, den sie den Doktor nannten, es gab einen Stamm der Doktoren, die sich in Weiß um den Häuptling drehten wie Karussells um einen hohen weißen Pfahl, der in der Mitte steht und Befehle erteilt, und wir werden doch zum Jahrmarkt gehen, jawohl, Francie und Toby und Chicks, wenn wir von der Müllgrube zurückkommen; um die Riesendame zu sehen, die von fünfzehn Männern mit vereinten Kräften über die Bühne getragen werden muss, und den Zwerg, der in einem Puppenhaus wohnt und auf einem winzigen elektrischen Herd kocht und in einem Eichenbett schläft und sich mit einer rüschenbesetzten rosa Daunendecke zudeckt, mit Federn von – von, ich glaube, von dem wilden Schwan, der ein Jahr und einen Tag lang über den Schnee zum Palast flog. Nein, das denke ich mir nicht aus, es ist wirklich wahr. Wir werden auf den Jahrmarkt gehen und mit Kugeln nach einem kleinen Mann werfen, um ihn von seinem Brett zu stoßen, oder nach einem Spielzeughund, den uns der nach Matratzenstoff und selbst gebrautem Bier und dem Inneren von Gummistiefeln riechende Mann von der Schaubude in silbernes und blaues Papier wickelt und überreicht.
    «Oh», sagte der Doktor höflich. «Darf ich hereinkommen?»
    Er hätte sich nicht so zu verstellen brauchen, denn die Schwester öffnete die Tür und ließ ihn ein, und niemand konnte ihn aufhalten. Er ging zu Daphne. Sie lag warm unter den Decken in ihrer Ecke. Der Homburg war voll und mit einer Seite aus einer Illustrierten zugedeckt, die Olivia, die Göttin, durch das Loch in der Tür geschoben hatte.
    Auf der Seite stand «Die Verlorene Plantage», Kapitel fünf der spannenden Geschichte von Macht und Leidenschaft. Und dann, klein gedruckt, «Was bisher geschah».
    Und dann wurde von der Gräfin erzählt, die aus Gesundheitsgründen auf die Teeplantage ihres Vetters in Ceylon reiste. Nur um dort festzustellen, dass ihr Vetter verstorben war und ein Usurpator, ein bronzebrauner Millionär namens Gerald Whittaker skrupellos die Plantage an sich gerissen hatte. Das stand auf der Illustriertenseite, mit der der Homburg zugedeckt war, aber der Doktor warf keinen Blick darauf.
    Er lächelte Daphne zu.
    «Na, und wie geht es unserer Daphne heute?»
    Daphne gab keine Antwort. Der Doktor rieb sich die Hände.
    «Heute geht es uns doch ein bisschen besser, nicht wahr?»
    Dann beugte er sich vor, als wollte er ihr ein Geheimnis anvertrauen, und sagte:
    «Wie würde es unserer Daphne gefallen, eine Handarbeit zu machen, einen Schal oder einen Korb? Würde es Daphne nicht vielleicht Spaß machen, etwas zu unternehmen und mit den anderen zur Handarbeitsstunde im Park zu gehen und zu stricken und zu weben und zu nähen, statt hier den ganzen Tag allein herumzusitzen und niemanden zu haben, mit dem sie reden kann?»
    Daphne gab keine Antwort, deshalb wandte sich der Arzt der Schwester zu und sagte:
    «Ich glaube, wir versuchen es einmal mit Handarbeit. Das wird sie beschäftigen, bis alles arrangiert ist.»
    Aber es war wie die Wollspinnerei, und Daphne schrie, als sie die Wollballen sah und die verwirrten Menschen, die Fäden heraussuchten wie rote und gelbe Würmer und nähten und Nadeln in

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