Frame, Janet
sagten:
«Tanzt, tanzt. Steht auf und tanzt. Was meint ihr wohl, weshalb wir einen Ball veranstalten, wenn ihr nicht tanzen wollt?»
Also tanzten die Patienten, da man es ihnen befahl, und die Frauen waren wie richtige Damen angezogen und trugen dieselben bunten Kleider wie beim Picknick, obwohl es Juni war und die Nacht schon vor Sonnenuntergang auf die Fensterscheiben sank und auf dem Wandputz in den Zimmern Wassertropfen standen oder
Feuchtigkeit,
wie Flora Norris es nannte.
«Sehen Sie nur, Herr Doktor, die Zimmer sind feucht. Wir müssen sie machen lassen.»
Und der Häuptling nickte und erwiderte, er werde sie bestimmt machen lassen, oder er werde es sich notieren, oder er werde es jemandem melden, der es der zuständigen Stelle weitermelden werde.
Ganz bestimmt.
Ja, es war Juni, als sie tanzten, wenn in der Welt, wie ihr, die ihr dort lebt, sicher wisst, jungen Damen Maß genommen und das erste Ballkleid anprobiert wird; und sie ihre ersten langen Handschuhe aussuchen; und sich zwischen Gesprächen über das Büffeln und den Musiklehrer auf ihren ersten Ball vorbereiten und auf die Vorstellung beim Bischof oder Generalgouverneur oder ihrem Abgeordneten im Parlament oder bei sonst wem, der das hat, was man Würde und gesellschaftliches Ansehen nennt. Ach, der Juni ist eine romantische Zeit, ganz egal, wie kalt die Parkbänke sind oder die Sanddünen und die Lupinenfelder oder der Garten, in dem jetzt kein Sommerhaus steht, sondern ein kleiner grüner Gnom, der weder Schatten noch Trost spendet.
Die Männer in der Berg-Welt bereiteten sich den ganzen Tag lang auf den abendlichen Tanz vor. Die meisten nahmen ein Bad, sie stellten sich vor dem Badezimmer an und wurden ermahnt, kein Wasser zu vergeuden; andere wurden gewaltsam gebadet, der Wärter scheuchte sie hinein und schnell wieder hinaus, um ihnen saubere Kleider anzuziehen und dafür zu sorgen, dass sie besser rochen als an den anderen Tagen, wenn sie im Garten und auf der Farm bei den Kühen und Schweinen arbeiteten oder Kohlen schaufelten oder die schmutzige Wäsche sortierten. Als die Kantine um ein Uhr geöffnet wurde, waren alle, die sich von ihrer Arbeit freimachen konnten, da und kauften Haaröl und Frisiercreme, oder vielleicht einen neuen Schlips, so einen falschen, den man nur ansteckt und mit dem man sich nicht abzumühen braucht; oder ein neues Taschentuch oder einen Federhalter für die Brusttasche, damit es aussah, als arbeiteten sie im Büro und seien gar keine Patienten. Und als die Zeit für den Tanz nahte, der von sechs bis zehn Uhr dauern sollte, erschien die Kapelle aus der Stadt, geschniegelt und in Abendanzügen, und sie setzten sich auf die Bühne, warteten, tuschelten und lächelten belustigt. Und an der einen Wand saßen auf langen Bänken die Frauen, und an der anderen Wand saßen auf langen Bänken die Männer, zwischen ihnen lag der bestreute Fußboden, und über allem lag der Duft von Parfum und Körperpuder und Haaröl, während die Schwestern und Flora Norris und die wichtigeren Häuptlinge auf roten Samtsesseln saßen, alles beobachteten und mal hier, mal dorthin deuteten.
Als der erste Tanz begann, gingen die Schwestern auf der Frauenseite an der Wand entlang, und die Wärter auf der Männerseite, und sie sagten:
«Tanzt. Tanzt. Los, steht auf und tanzt!»
Also tanzten sie, da man es ihnen befahl, wie richtige Damen und Herren, nur dass die Männer schwitzten und rochen und ihre Damen zu fest hielten und die Frauen vergaßen, auf die Kapelle zu hören, sodass ständig irgendwem auf die Füße getreten wurde, wobei sich niemand entschuldigte, sondern alle nur lachten und sagten:
«Geschieht dir recht.»
Und so tanzten sie oder marschierten oder hopsten oder drehten sich auf der Stelle im Kreis, und obwohl es sehr vergnügt zuging und es später ein feines Abendessen gab, wird niemand leugnen wollen, dass innerlich Weinen und Verwirrung herrschten. Die Musiker liefen dauernd auf der Bühne nach hinten, um einen Whisky zu kippen, und kehrten laut lachend zurück, um ihren Tango oder Foxtrott noch wilder zu spielen, während der Pianist an seinem Klavier auf und ab wippte und heiße Rhythmen spielte.
Punkt zehn Uhr wurden die Menschen ihres Staates beraubt und wieder in die Asche gestoßen, und keine Frau verlor einen zarten rosa Tanzschuh aus Satin oder Glas auf dem Tanzboden, damit der Prinz ihn finden konnte, und es gab auch gar keinen Prinzen. Der Saal blieb leer und stickig und tabakverqualmt zurück.
«Macht
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