Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk: Deutsche Helden privat (German Edition)

ist ja selbst mir zu offensiv! Gräbt die hier den Eurotunnel, ey …
REDAKTEUR: Ja? Ist mir jetzt gar nicht so aufge …
SCHWEIGER: Die sieht mich, und im Schlüpfer ist direkt Freischwimmer angesagt … Land unter, Alter.
REDAKTEUR: Ja, schlimm … Gäb’s denn noch Änderungswünsche für das Drehbuch, die ich an den Autor weiterleiten kann?
SCHWEIGER: Hm? Ach so, ja, aber nur Kleinigkeiten. Zum einen regnet’s gleich auf Seite eins. Find ich kacke.
REDAKTEUR: Na ja, halt typisches Hamburger Wetter. Hier regnet’s in einer Tour, nech. Haha …
SCHWEIGER: Stimmt. Und genau deswegen spielt das Ganze ja jetzt auch nicht mehr in Hamburg, sondern in Malibu.
REDAKTEUR: Bitte? In … Aber … Ja, Moment … Das ist doch der Hamburger «Tatort» … Da kann man doch nicht …
     
    Schweiger wird schlagartig sehr ungehalten. Der Redakteur zuckt zusammen.
     
SCHWEIGER: Ey, jetzt aber echt mal sorry, ey! Aber echt! Genau wegen diesem Behördendenken kommt ihr öffentlichrechtlichen Schisser nie vom Fleck! ( nachäffend ) «Da kann man doch nicht …» Wäwäwäää. Kein Wunder, dass eure Sendungen nur noch von halbtoten Mümmelpriestern geglotzt werden!
REDAKTEUR: Herr Schweiger, jetzt haben Sie mich aber komplett missverstanden. Ich bin immer für Experimente …
SCHWEIGER: Da kotz ich echt im Strahl! Den Zuschauern ist doch furzegal, wo das Ganze spielt! Solange da ein Til Schweiger durchs Bild läuft, kann das auch in Entenhausen spielen! Feierabend!
     
    Schweiger ext seinen Campari und knallt das Glas auf den Tisch.
     
REDAKTEUR: Das hab ich den Kollegen von Anfang an gesagt. In ALLEN Konferenzen. SIE müssen sich wohlfühlen mit dem Stoff. Und Malibu wär ja wirklich mal was anderes …
SCHWEIGER: Siehste. Wie gesagt, es ist ja nicht alles scheiße. Man kann Teile des Buchs vielleicht sogar noch retten. Wenn man zum Beispiel den blöden Mord da am Anfang weglässt.
REDAKTEUR: Den Mord?!
SCHWEIGER: Ja, logo! Weg mit den alten Zöpfen! Wer sagt denn, dass in Krimis IMMER irgendein Verbrechen passieren muss? Hä? Wo steht das denn bitte geschrieben? Hm?
REDAKTEUR: Äh … Wüsste ich jetzt auch nicht auf Anhieb, wo das …
SCHWEIGER: Und dann findet der Kommissar natürlich raus, wer’s war, ermittel, ermittel, ermittel, bla bla bla, und am Ende wird irgendwer verhaftet. Boah ey, Leute. Ausgelutscht hoch zehn! Ich sag nur: Erde an NDR! Wir haben 2013! Was ihr da verzapft, das hat doch mit ’nem modernen Feel-good-Movie rein gar nix zu tun!
REDAKTEUR: Nein … äh, beziehungsweise ja. Völlig richtig …
SCHWEIGER: Pass mal auf. Mir kommen hier gerade schon wieder ohne Ende die Ideen … Warum nicht mal völlig querdenken? In meinem ersten Fall … lerne ich als Kommissar eine Kindergärtnerin kennen, die mich erst total doof findet, weil ich voll der Macho bin … aber DANN arbeite ich bei ihr im Kindergarten mit, entdecke meine weiche Seite, und wir verlieben uns. Bamm! Das alles in so schönen sommerlichen Farben, bisschen Chart-Mucke druntergelegt, fertig ist der «Tatort»! Und Abspann!
REDAKTEUR: Aha … Ja … Gut, das wäre natürlich – also jetzt nur mal vom Plot her – schon ziemlich nah dran an «Keinohrhasen», nech?
SCHWEIGER: Ja und?
REDAKTEUR: War keine Kritik! Um Himmels willen! Ist mir nur aufgefallen.
SCHWEIGER: Was willste denn damit jetzt sagen? Darf man ’ne gute Geschichte nur noch exakt ein Mal verfilmen, oder wie?
REDAKTEUR: Was? Neiiin. Im Gegenteil … Die meisten guten Geschichten sind ja Variationen von großen Klassikern.
     
    Til Schweiger steht auf.
     
SCHWEIGER: Jaja, whatever, ich muss jetzt jedenfalls echt los.
REDAKTEUR: Oh, ach so … Sie haben noch einen Anschlusstermin.
SCHWEIGER: Ne, Langeweile. Ich mach mal so …
     
    Schweiger klopft auf den Tisch und geht. Der Redakteur bleibt verdutzt zurück.
     
Redakteur ( hinterherrufend ): Alles klar! Und vielen Dank für den Termin! Da sind wir doch schon ein paar gute Schritte weitergekommen … find ich! Neuer Vorspann, Malibu, besseres Wetter … und es geht nicht mehr um Verbrechen … Alles notiert! Tschüs!
     
    Der NDR-Mann weint tonlos.
     
Kurz erklärt: «Tatort»
Filme der Krimireihe «Tatort» erkennen auch neu zugezogene Ausländer sehr schnell. In diesen Krimis regnet es nämlich meistens, oder es ist Herbst, in jedem Fall ist es tendenziell dunkel. Und die Ermittler machen fast durchgehend ein sehr trauriges Gesicht. Dialoge werden gern gemurmelt. Oder geschrien. Was auch damit