Franz G. - Thriller (Wegners schwerste Fälle) (German Edition)
Und ganz gleich, an welcher entlegenen Ecke diese auch
stünde, mit überraschender Hilfe war keinesfalls zu rechnen.
Die SMS
schoss in seine Erinnerung zurück. Hecktisch tastete er seine Taschen ab, um
ernüchtert festzustellen, dass diese komplett leer waren. Sogar sein weniges
Bargeld und das letzte Kaugummi hatte der Kerl herausgenommen, warum auch
immer. Hatte er sie noch abgeschickt, bevor ihn dieses Schwein ins Land der
Träume beförderte? Er wusste es nicht, aber eines wusste er ganz genau: Er
steckte in der Klemme und mit jedem Atemzug schmolzen Hoffnung und Zuversicht
wie Butter in der Sonne.
***
Die
Kommissare saßen wieder in ihrem Büro und versuchten gemeinsam die vorhandenen
Informationen in eine nachvollziehbare Reihenfolge zu bringen.
»Haben
wir einen Abstrich von diesem Schwein und damit seine DNA«, erkundigte sich
Wegner.
»Dieter
macht so schnell, wie er kann. Aber vor morgen früh wird das nix«, antwortete
ihm Hauser frustriert.
»Ohne
wirkliche Beweise und insbesondere den DNA-Vergleich würde ich den Kerl nur ungern
verhören, denn ansonsten haben wir nur seine vermisste Ehefrau und ein
abgebranntes Haus. Es ist zum Kotzen!«
Bevor
Hauser etwas erwidern konnte, klopfte es an die Tür. Eine junge Uniformierte
trat ein und reichte Wegner einen Zettel. Nachdem dieser die gerade mal zwei
Zeilen überflogen hatte, entglitten ihm sämtliche Gesichtszüge. Statt zu reden,
klatschte er den Zettel mit voller Wucht auf den Schreibtisch, schoss hoch und
verschwand wortlos aus dem Büro. Die Polizistin schaute wie ein erschrockenes Kind,
das sich eine überraschende Ohrfeige vom Vater eingefangen hatte.
Hauser
erhob sich träge und nahm den Zettel. Die kurze Mitteilung, direkt vom Gericht,
ließ auch ihn fast erstarren.
»Er hat
seine Anwälte schon angerufen, bevor wir ihn verhaftet haben. Dieses Schwein
wusste ganz genau, dass wir ihn finden.« Erneut ließ Wegner seine Hand auf den
Schreibtisch krachen. »In zwei Stunden ist der Termin zur mündlichen
Haftprüfung und wir sitzen hier mit einer Beweiskette, die so löchrig ist wie
ein Spagettisieb!« Ein paar Minuten nach seinem ersten Wutausbruch war Wegner
wie zerschlagen ins Büro zurückgekehrt.
»Aber
die Indizien liegen klar auf der Hand, Manfred. Wenn der Richter auf unsere
Argumentation einsteigt, dann behalten wir den Kerl hinter Gittern – zumindest
für einige Tage. Das sollte genug Zeit sein, um weitere Beweise zu finden.«
Hauser hackte viel zu heftig auf seiner Tastatur herum und schnaufte immer
wieder wie nach einem Marathonlauf.
»Wir
fahren in einer halben Stunde zum Sievekingplatz rüber. Ich will nicht
riskieren, dass wir noch im Feierabendverkehr stecken, während unser Mörder aus
dem Gericht spaziert.« Wegner blätterte durch Thomas` Obduktionsbericht, in der
Hoffnung auf etwas zu stoßen, das er bislang vielleicht übersehen hatte. »Wenn
die DNA übereinstimmt, dann nageln wir das Schwein ans Kreuz.«
»Den
Richter kenne ich nicht, aber hast du gesehen, welcher Staatsanwalt dabei ist?«
Hausers Gesicht verriet bereits, dass es sich um keine positive Überraschung
handelte. »Moser ... Dr. Moser.«
»Der
wartet doch nur auf seine Rente und macht ansonsten Dienst nach Vorschrift.«
»So ist
es, Manfred, und falls du dich nicht erinnerst ...«, Hauser grinste verhalten,
»... ich habe es noch ganz deutlich vor Augen, wie du ihn an seiner Robe
gepackt und gegen die Wand gedrückt hast.«
»Das
muss ein Anderer gewesen sein.«
24
E in Termin zur mündlichen
Haftprüfung läuft immer gleich ab. Beantragt wird dieser in der Regel vom
Beschuldigten beziehungsweise dessen Anwalt. Es obliegt dem Richter, über die Dringlichkeit
zu entscheiden und die Beteiligten entsprechend zur Verhandlung zu laden. Je
nach Sachlage können genauso Zeugen, wie ermittelnde Beamte hinzugezogen
werden, von deren Aussagen der Ausgang einer solchen Sitzung häufig abhängt.
Direkt vor
dem Büro des Richters saßen bereits zwei Anwälte und diskutierten eifrig das
weitere Vorgehen. Als Wegner und Hauser hinzukamen, hielten sie jedoch abrupt
inne und musterten die Kommissare argwöhnisch.
»Haben
Sie etwas mit der Haftprüfung zu tun?«, erkundigte sich einer der Männer, für
dessen Jackett allein die monatlichen Bezüge in der Besoldungsstufe A12 nicht
ausreichten.
»Wer
will das wissen?«, Wegners herzliche Art öffnete Herzen im Sturm.
»Entschuldigen
Sie«, der ältere der beiden Anwälte erhob sich und machte ein
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