Franzen, Jonathan
entgangen.
«Lalitha»,
sagte er. «Was ist das denn für ein Name?»
«Indisch.
Bengalisch. Sie ist in Missouri aufgewachsen. Sie ist auch noch ziemlich
hübsch.»
«Aha. Und
worum dreht sich ihr Vorschlag?»
«Unseren
Planeten zu retten.»
«Aha.»
Katz
argwöhnte, dass Walter ihm diese Lalitha bewusst als Köder vor die Nase hielt,
und es ärgerte ihn, dass er für so leicht manipulierbar gehalten wurde. Und
dennoch - da er ja wusste, dass Walter keiner war, der ein weibliches Wesen
ohne Grund hübsch nannte - wurde er manipuliert, war seine Neugier geweckt.
«Mal
sehen, ob ich wegen morgen Nachmittag was umarrangieren kann», sagte er.
«Phantastisch»,
sagte Walter.
Was sein
würde, würde sein, und was nicht sein würde, würde nicht sein. Katz' Erfahrung
zufolge schadete es selten, Frauen warten zu lassen. Er rief in der White
Street an und teilte Zachary mit, dass das Treffen mit Caitlyn verschoben
werden müsse.
Am
folgenden Nachmittag um Viertel nach drei schritt er, nur eine Viertelstunde zu
spät, ins Walkers, wo Walter und die indische Frau an einem Ecktisch saßen.
Noch bevor er den Tisch erreicht hatte, wusste er, dass er bei ihr keine
Chance hätte. In der Körpersprache gab es achtzehn Signale, mit denen Frauen
Verfügbarkeit und Unterwerfung zu erkennen gaben, und Lalitha gebrauchte Walter
gegenüber ein gutes Dutzend auf einmal. Sie sah wie eine lebende Illustration
der Formulierung an seinen Lippen hängen aus. Als
Walter sich vom Tisch erhob, um Katz zu umarmen, blieb der Blick der jungen
Frau auf Walter fixiert; wenn das keine seltsame Wendung war, die das Universum
da genommen hatte. Noch nie hatte Katz Walter im Hengstmodus gesehen, der
bewirkte, dass ein hübscher Kopf sich nach ihm umdrehte. Er trug einen guten
dunklen Anzug und hatte sich die Fülle der mittleren Jahre zugelegt. Seine
Schultern zeigten eine neue Breite, seine Brust eine neue Wölbung. «Richard,
Lalitha», sagte er.
«Freut
mich sehr», sagte Lalitha und schüttelte ihm lose die Hand, ohne etwas
hinzuzufügen, aus dem hervorgegangen wäre, dass sie geehrt oder aufgeregt, also
ein großer Fan war.
Katz ließ
sich auf einen Stuhl nieder und wurde dabei hinterrücks von einer vernichtenden
Erkenntnis erwischt: Entgegen den Lügen, die er sich immer eingeredet hatte,
wollte er Walters Frauen nicht trotz seiner Freundschaft, sondern wegen ihr.
Zwei Jahre lang hatten ihn die Fan-Bekundungen fertiggemacht, und nun war er
plötzlich enttäuscht, von Lalitha nichts Entsprechendes zu hören, und zwar der
Blicke wegen, die sie auf Walter warf. Sie war dunkelhäutig und auf komplexe
Weise rund und schlank zugleich. Rundäugig, rundgesichtig, rundbusig, schlank
an den Armen und am Nacken. Eine solide Zwei plus, die, wenn Lalitha ein paar
Zusatzschichten einlegte, das Potenzial zu einer Eins minus hatte. Katz fuhr
sich mit einer Hand durchs Haar, wischte kleine WPC-Stäubchen weg. Sein alter
Freund und Feind strahlte vor ungetrübter Freude, ihn zu sehen.
«Also, was
läuft so?», sagte Katz.
«Na, einiges»,
sagte Walter. «Wo soll ich anfangen?»
«Hübscher
Anzug übrigens. Siehst gut aus.»
«Ach,
gefallt er dir?» Walter schaute an sich herab. «Lalitha hat mir dazu geraten.»
«Ich habe
ihm immer gesagt, dass seine Garderobe Müll ist», sagte die junge Frau. «In
zehn Jahren hat er sich keinen neuen Anzug gekauft!»
Sie hatte
einen feinen subkontinentalen Akzent, perkussiv, sachlich, und sie klang, als
sähe sie Walter als ihr Eigentum an. Hätte ihr Körper nicht ein solches
Verlangen zu gefallen ausgedrückt, dann hätte Katz wohl geglaubt, Walter gehöre
ihr bereits.
«Du siehst
aber auch gut aus», sagte Walter.
«Danke für
die Lüge.»
«Nein,
wirklich, wie Keith Richards
irgendwie.»
«Ah, jetzt
werden wir ehrlich. Keith Richards
sieht aus wie ein Wolf in der Nachthaube seiner Großmutter. Das Stirnband?»
Walter
befragte Lalitha. «Findest du, Richard sieht aus wie eine Großmutter?»
«Nö»,
sagte sie mit einem knappen, runden ö-Laut.
«Dann bist
du jetzt also in Washington», sagte Katz.
«Ja, die
Umstände sind etwas speziell», sagte Walter. «Ich arbeite für einen Mann namens
Vin Haven, der in Houston sitzt; er ist eine
große Nummer im Öl- und Gasgeschäft. Der Dad seiner
Frau war ein Republikaner alter Schule, hat unter Nixon, Ford und Reagan gedient.
Er hat ihr eine Villa in Georgetown hinterlassen, die sie kaum einmal genutzt
haben. Als Vin die Stiftung gründete, richtete er das
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