Franzen, Jonathan
knappen Sieg verholfen hatte
- erstmals seit dem Erdrutschsieg Nixons 1972 wurde dort der republikanische
Kandidat gewählt -, galten in den Kreisen, in denen Vin Haven verkehrte, einige Sympathien. Also baute ArDee Enterprises eilends
eine Schutzwestenfabrik im Whitman County, und Haven, der bei ArDee den richtigen Moment abpasste, bevor die Einstellungen
für die Fabrik begannen, konnte sich eine Garantie über 120 dauerhafte
Arbeitsplätze für die Leute von Forster Hollow im Tausch
gegen ein Paket von Zugeständnissen sichern, das so großzügig ausfiel, dass
ArDee die Arbeitskräfte praktisch gratis bekam. Haven versprach Coyle Mathis via Lalitha, für kostenlose
Qualitätsunterkünfte und berufsbildende Programme für ihn und die anderen
Familien aus Forster Hollow aufzukommen,
und versüßte den Deal noch mit einer Einmalzahlung an ArDee, die groß genug
war, um Krankenversicherung und Rentenpläne der Arbeiter für die nächsten
zwanzig Jahre zu finanzieren. Was die Sicherheit der Arbeitsplätze anbelangte,
genügte der Verweis auf von verschiedenen Mitgliedern der Regierung Bush
abgegebene Erklärungen, Amerika werde sich noch auf Generationen hinaus im
Nahen Osten verteidigen. Es gab also kein absehbares Ende des Krieges gegen den
Terror und ergo auch kein Ende der Nachfrage nach Schutzwesten.
Walter,
der eine geringe Meinung von dem Bush/Cheney-Abenteuer im Irak hatte und eine
noch geringere von der moralischen Hygiene von Militärdienstleistern, war nicht
wohl dabei, mit LBI zusammenzuarbeiten und den linken Umweltaktivisten, die
sich ihm in West Virginia entgegenstellten, noch mehr Munition zu liefern.
Lalitha dagegen war absolut begeistert. «Das ist doch perfekt», sagte sie
zu Walter. «Auf diese Weise können wir mehr als ein Modell für eine
wissenschaftlich fundierte Renaturierung sein. Wir sind auch eins für eine
sozialverträgliche Umsiedlung und Umschulung von Leuten, die aus Gründen des
Schutzes gefährdeter Arten vertrieben worden sind.»
«Natürlich
beschissen für diejenigen, die schon früh verkauft haben», sagte Walter.
«Wenn die
noch kämpfen wollen, können wir denen auch Arbeitsplätze anbieten.»
«Für wie
viele zusätzliche Millionen auch immer.»
«Und dass
es patriotisch ist, ist auch perfekt!», sagte Lalitha. «Die Leute tun etwas, um
ihrem Land in Kriegszeiten zu helfen.»
«Diesen
Leuten scheint das nicht gerade schlaflose Nächte zu bereiten.»
«Nein,
Walter, das siehst du falsch. Luanne Coffey hat zwei
Söhne im Irak. Sie hasst die Regierung, weil die nichts mehr dafür unternimmt,
sie zu schützen. Darüber haben sie und ich ebenfalls gesprochen. Sie hasst die
Regierung, aber noch mehr hasst sie die Terroristen. Das ist perfekt.»
Und so
flog Vin Haven im
Dezember mit seinem Jet nach Charleston und begleitete Lalitha persönlich nach
Forster Hollow, während
Walter in einem Motelzimmer in Beckley blieb und vor Wut und Beschämung kochte.
Es war keine Überraschung gewesen, von Lalitha zu hören, dass Coyle Mathis
sich noch ausgiebig darüber ausgelassen hatte, was für ein arroganter,
verklemmter Idiot ihr Chef sei. Sie hatte die Rolle des guten Cops voll ausgereizt, und auch Vin Haven, der mit
einfachen Leuten sehr gut konnte (wie sich an seiner Freundschaft mit George W.
zeigte), kam in Forster Hollow anscheinend
ganz passabel an. Zwar marschierte ein Grüppchen Demonstranten von außerhalb
des Nine-Mile-Tals, angeführt von der Irren Jocelyn Zorn, mit Plakaten ( S tiftung geh stiften ) vor der
winzigen Grundschule herum, in der das Treffen stattfand, aber sämtliche
achtzig Familien aus der Senke traten ihre Rechte ab und akzeptierten noch an
Ort und Stelle achtzig beglaubigte Riesenschecks vom Stiftungskonto in
Washington.
Und nun,
neunzig Tage später, war Forster Hollow ein
Geisterdorf im Besitz der Stiftung und wartete auf seinen Abriss am nächsten
Tag um sechs. Walter hatte keinen Grund gesehen, dem ersten Morgen des Abrisses
beizuwohnen, dafür mehrere, es nicht zu tun, Lalitha dagegen war ganz außer
sich vor Freude über die unmittelbar bevorstehende Beseitigung der letzten
dauerhaften Gebäude im Waldsängerpark. Beim Einstellungsgespräch hatte er sie
mit der Vision von 250 von Menschenhand vollkommen unbefleckten Quadratkilometern
geködert, und bei dieser Vision hatte sie so richtig angebissen. Da sie diejenige
war, die diese Vision an die Schwelle der Realisierung gebracht hatte, konnte
er ihr die Genugtuung, nach Forster Hollow zu
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