Quatsch. Du hast es auch für dich gewollt. Die ganze Zeit
hast du mit Richard in einem Konkurrenzverhältnis gestanden, und das weißt du
auch. Und vergisst es jetzt nur, weil es nicht so toll funktioniert hat. Du
bist nicht mehr auf der Gewinnerseite.»
«Mit
Gewinnen hat das nichts zu tun.»
«Lügner!
Du bist genauso konkurrenzorientiert wie ich, du stehst bloß nicht dazu.
Deshalb lässt du mich auch nicht in Ruhe. Deshalb soll ich mir diesen kostbaren
Job suchen. Weil ich dich zu einem Verlierer mache.»
«Das kann
ich mir nicht anhören. Das ist irgendeine Parallelwirklichkeit.»
«Was auch
immer, dann hör's dir eben nicht an, aber ich bin immer noch in deiner
Mannschaft. Und ob du's glaubst oder nicht, ich will immer noch, dass du
gewinnst. Ich helfe Joey nur deswegen, weil auch er in unserer Mannschaft ist,
und dir werde ich auch helfen. Dir zuliebe gehe ich morgen los, und dann -»
«Nicht mir
zuliebe.»
«DOCH, DIR
ZULIEBE. Kapierst du das nicht? Mir zuliebe
läuft hier gar nichts. Ich glaube an nichts. Ich habe in nichts Vertrauen. Die
Mannschaft ist alles, was ich habe. Also besorge ich mir dir zuliebe
irgendeinen Job, und dann kannst du mich verdammt nochmal in Ruhe lassen, und
ich schicke Joey Geld, so viel ich eben verdiene. Dann siehst du mich auch
nicht mehr so oft - und musst nicht mehr so angewidert sein.»
«Ich bin
nicht angewidert.»
«Also, das
geht jetzt über meinen Verstand.»
«Und du
musst dir auch keine Arbeit suchen, wenn du nicht willst.»
«Doch! Das
ist doch ziemlich klar, oder? Das hast du ziemlich klargemacht.»
«Nein. Du
musst gar nichts tun. Sei einfach wieder meine Patty. Komm einfach zu mir
zurück.»
Dann
weinte sie, sintflutartig, und er legte sich zu ihr. Streit war ihr Tor zum Sex
geworden, fast nur noch so ergab er sich. Während der Regen peitschte und der
Himmel blitzte, versuchte er, sie mit Selbstwert und Begehren zu füllen,
versuchte ihr zu vermitteln, wie sehr er sie als den Menschen brauchte, in dem
er seine Sorgen begraben konnte. So richtig funktionierte es nie, und dennoch
folgten, danach, einige Minuten, in denen sie dalagen und einander in der
stillen Erhabenheit einer langjährigen Ehe hielten, sich vergaßen, indem sie
ihre Trauer teilten und einander alles verziehen, was sie sich angetan hatten,
und ausruhten.
Gleich am
nächsten Morgen hatte sich Patty auf Arbeitssuche begeben. Keine zwei Stunden
später war sie wieder da und tänzelte in Walters Büro im vielfenstrigen Wintergarten
der Villa, um ihm zu verkünden, dass das Republic of Health
ganz in der Nähe sie als Empfangsdame eingestellt habe.
«Ich weiß
nicht recht», sagte Walter.
«Wie?
Warum nicht?», sagte Patty. «Das ist buchstäblich der einzige Ort in
Georgetown, der mich nicht in Verlegenheit bringt oder mich krank macht. Und
sie hatten eine freie Stelle! Ich hatte großes Glück.»
«Als
Empfangsdame zu arbeiten scheint mir deinen Fähigkeiten einfach nicht ganz
angemessen zu sein.»
«Angemessen
für wen?»
«Für
Leute, die dich sehen könnten.»
«Und was
wären das für Leute?»
«Keine
Ahnung. Leute, die ich um Geld, juristischen Beistand oder behördliche
Unterstützung bitten könnte.»
«0 Gott.
Hörst du dir eigentlich selber zu? Weißt du, was du gerade gesagt hast?»
«Pass auf,
ich möchte ehrlich mit dir sein. Straf mich nicht ab, weil ich ehrlich bin.»
«Ich
strafe dich für das ab, was du inhaltlich sagst,
Walter, nicht für deine Ehrlichkeit. Also wirklich!
angemessen.> Toll.»
«Ich sage
nur, dass du für einen Empfangsjob in einem Fitnessclub zu klug bist.»
«Nein, du
sagst, ich bin zu alt. Würde Jessica den Sommer über dort arbeiten, hättest du
kein Problem.»
«Ich wäre
in der Tat enttäuscht, wenn sie mit ihrem Sommer nicht mehr anfangen wollte.»
«Ach Gott.
Tja. Ich mache einfach nichts richtig.
Job>, aber halt, nein, entschuldige, warte, der Job, den du jetzt willst und
für den du qualifiziert bist, ist nicht besser als
kein Job.»
«Na gut.
Dann nimm ihn. Ist mir gleich.»
«Danke, dass
es dir gleich ist!»
«Ich finde
nur, du verkaufst dich weit unter Wert.»
«Na,
vielleicht mache ich das ja nur vorübergehend», sagte Patty. «Vielleicht kriege
ich ja meine Maklerlizenz wie jede andere unvermittelbare Hausfrau hier und
fange an, heruntergekommene kleine Stadthäuser mit schiefen Böden für zwei
Millionen Dollar zu verkaufen.
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