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Franzen, Jonathan

Franzen, Jonathan

Titel: Franzen, Jonathan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freihheit
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einen nachgerade manischen Zustand, in
dem er allem zustimmte, was von ihm verlangt wurde: spezielle FreiRaum-Songs zu
schreiben, im Mai noch einmal nach Washington zu kommen, um an einem Treffen
der FreiRaum-Praktikanten teilzunehmen und bei ihrer Unterweisung mitzuwirken,
als Überraschungsgast beim New Yorker Bandwettbewerb aufzutreten, das
FreiRaum-Festival in West Virginia zu moderieren, den Versuch zu unternehmen,
Walnut Surprise wiederzuvereinen, damit sie dort spielen konnten, und große
Namen zu belatschern, sich dort ebenfalls zu zeigen und mit ihm in der
Schlussjury zu sitzen. Seinem Empfinden nach tat er damit nichts anderes, als
Schecks auf ein Konto auszuschreiben, auf dem nichts drauf war, denn trotz der
ganzen chemischen Substanzen, die er zu sich genommen hatte, war das wahre
Wesen seines Zustands eine pochende, zielstrebige Fixierung darauf, Walter Patty wegzunehmen: Das war die Rhythmusspur, alles andere war unbedeutender
High-End-Kram. Smash the Family: noch so
ein Songtitel. Und war die Familie erst zerschlagen, würde er auch keines
seiner Versprechen halten müssen.
    Als die
Sitzung gegen fünf Uhr endete und Lalitha in ihr Büro zurückkehrte, um mit der
Umsetzung der Pläne zu beginnen, und Jessica nach oben verschwand, war er so
überdreht, dass er einwilligte, mit Walter auszugehen. Er dachte, dies wäre
das letzte Mal, dass sie zusammen ausgingen. Wie es der Zufall wollte, spielte
an dem Abend in einem ihm bekannten Club die plötzlich angesagte Band Bright
Eyes, deren Frontmann ein begabter Youngster namens Conor Oberst war. Das
Konzert war ausverkauft, doch Walter wollte unbedingt backstage zu Oberst und ihm von FreiRaum erzählen, und der aufgeputschte Katz
tätigte die ziemlich erniedrigenden Anrufe, damit sie an der Tür zwei Pässe
kriegten. Alles war besser, als in der Villa herumzulungern und darauf zu
warten, dass Patty nach Hause
kam.
    «Ich fasse
es nicht, dass du das alles für mich machst», sagte Walter in dem
Thai-Restaurant unweit des DuPont Circle, wo sie
unterwegs zu Abend aßen.
    «Kein
Problem, Mann.» Katz nahm ein Sate-Spießchen, überlegte, ob sein Magen es
verkraften würde, und entschied sich dagegen. Noch mehr Tabak war eine
miserable Idee, trotzdem zog er seine Dose hervor.
    «Jetzt
machen wir wohl doch noch die Sachen, über die wir am College immer gesprochen
haben», sagte Walter. «Das bedeutet mir wirklich viel.»
    Katz'
Blicke streiften ruhelos durch das Restaurant, ließen sich überall nieder, nur
nicht auf seinem Freund. Er hatte das Gefühl, dass er über einen Abgrund
hinausgerannt war, noch mit den Beinen strampelte, aber sehr bald aufschlagen
würde.
    «Alles
klar mit dir?», sagte Walter. «Du wirkst irgendwie so hektisch.»
    «Nein,
doch, alles klar.»
    «Das
scheint mir aber nicht so. Du hast heute eine ganze Dose von dem Zeug da
vernichtet.»
    «Ich
versuche nur, in deiner Gegenwart nicht zu rauchen.»
    «Na,
vielen Dank dafür.»
    Walter
verzehrte das gesamte Sate, während
Katz, für einen Moment ruhiger geworden, wenn auch auf die trügerische Weise
des Nikotins, Spucke in sein Wasserglas laufen ließ.
    «Wie
steht's mit dir und dem Mädchen?», sagte er. «Ich habe heute von euch beiden
irgendwie seltsame Vibes empfangen.»
    Walter
errötete und antwortete nicht.
    «Hast du
schon mit ihr geschlafen?»
    «Herrgott,
Richard! Das geht dich nichts an.»
    «Oha, ist
das ein Ja?»
    «Nein, das
ist ein Geht-dich-einen-Dreck-an.»
    «Liebst du
sie?»
    «Herrgott,
es reicht.»
    «Siehst
du, das war doch der bessere Name. Es reicht! Mit Ausrufezeichen. FreiRaum
klingt wie irgendwas von Lynyrd Skynyrd.»
    «Warum
bist du so daran interessiert, dass ich mit ihr schlafe? Was soll das?»
    «Ich gehe
nur nach dem, was ich sehe.»
    «Na, wir
sind da eben anders, du und ich. Kapierst du das nicht? Dass es möglich ist,
Werte zu haben, die höher sind als Sex?»
    «Ja, das
kapiere ich. Theoretisch.»
    «Also,
dann halt die Klappe, okay?»
    Katz
schaute sich ungeduldig nach dem Kellner um. Er war mieser Laune, und alles,
was Walter tat oder sagte, brachte ihn auf. Wenn Walter zu lahmarschig war, um
sich um Lalitha zu bemühen, wenn er immerzu der Tugendhafte sein wollte, dann
war Katz das jetzt egal. «Los, wir hauen ab hier», sagte er.
    «Wie wär's,
wenn wir erst mal mein Hauptgericht kommen lassen? Du hast vielleicht keinen
Hunger, ich aber schon.»
    «Ja, doch.
Klar. Mein Fehler.»
    Eine
Stunde später, in dem Gedränge junger Leute vor den Türen des

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