Franzen, Jonathan
Paraguay? Antwortest du deshalb nicht? Wenn in dem Vertrag der 31. Januar
steht, dann meint das Verteidigungsministerium verdammt nochmal auch den 31.
Januar. Ich hoffe verdammt nochmal, dass du mir was liefern kannst, denn der
31. Januar ist in neun Tagen. LBI hat mich schon am Arsch, weil diese
Scheißlaster alle liegenbleiben. Irgend so ein beschissener Konstruktionsfehler
in der Hinterachse, ich hoffe zu Gott, du bringst mir ein paar Hinterachsen.
Oder sonst irgendwas, Mensch. Fünfzehn Tonnen beschissene Kühlerverzierungen,
schon dafür wäre ich dir dankbar. Schaff mir irgendwelches Gewicht ran, nenn
mir den Termin einer bestätigten Lieferung mit einem handfesten Gewicht von irgendwas, sonst schwimmen mir hier sämtliche Felle weg.»
Bei
Sonnenuntergang kehrte Jenna zurück, noch hinreißender, weil staubbedeckt. «Ich
habe mich verliebt», sagte sie. «Ich bin dem Pferd meiner Träume begegnet.»
«Ich muss abreisen», sagte Joey gleich. «Ich muss nach Paraguay.»
«Was?
Wann?»
«Morgen
früh. Am besten noch heute Nacht.»
«Großer
Gott, bist du so angepisst von mir? Es ist nicht meine Schuld, dass du mich in
Bezug auf deine Reitkünste angelogen hast. Ich bin nicht hergekommen, um Schritt zu reiten.
Und auch nicht, um fünf Nächte Doppelbelegung zu vergeuden.»
«Ja, das
tut mir leid. Ich zahl dir meine Hälfte zurück.»
«Scheiß
drauf.» Sie musterte ihn verächtlich von oben bis unten. «Aber sag mal, meinst
du nicht, du findest noch eine andere Möglichkeit, eine Enttäuschung zu sein?
Ich weiß nicht, ob du schon jedes denkbare Enttäuschungskästchen abgehakt
hast.»
«Es ist
ziemlich gemein, so was zu sagen», sagte er leise.
«Glaub
mir, ich kann noch viel gemeinere Sachen sagen, und ich habe auch die Absicht,
es zu tun.»
«Außerdem
habe ich dir nicht gesteckt, dass ich verheiratet bin. Ich bin verheiratet. Ich
habe Connie geheiratet. Wir werden zusammenziehen.»
Jennas
Augen weiteten sich, wie vor Schmerz. «Gott, was bist du nur für ein komischer
Typ! So eine komische Nummer.»
«Das weiß
ich selbst.»
«Und ich
habe gedacht, du verstehst mich. Anders als jeder andere Typ, dem ich begegnet
bin. Gott, wie bin ich blöd.»
«Du bist
nicht blöd», sagte er und bedauerte sie, weil sie durch ihre Schönheit so
behindert war.
«Aber wenn
du glaubst, es macht mir was aus, dass du verheiratet bist, hast du dich
geschnitten. Wenn du glaubst, ich hätte dich für ehefähig gehalten,
mein Gott. Ich will nicht mal mit dir zu Abend essen.»
«Dann will
ich auch nicht mit dir zu Abend essen.»
«Na toll»,
sagte sie. «Du bist jetzt offiziell der schlechteste Reisebegleiter aller
Zeiten.»
Während
sie duschte, packte er seine Tasche und legte sich danach aufs Bett, da er
glaubte, dass sie jetzt, nachdem sie reinen Tisch gemacht hatten, vielleicht
doch noch miteinander schlafen würden, damit er um die Scham und die
Niederlage, es versäumt zu haben, herumkam, aber als Jenna, in einem dicken
Bademantel der Estancia El Triunfo, aus dem Bad trat, deutete sie seinen
Gesichtsausdruck richtig und sagte: «Auf gar keinen Fall.»
Er zuckte
die Achseln. «Wirklich?»
«Ja,
wirklich. Fahr nach Hause zu deiner Schnecke. Ich mag keine schrägen Typen,
die mich anlügen. Ehrlich gesagt ist es mir inzwischen sogar unangenehm, mit
dir im selben Zimmer zu sein.»
Und so
flog er nach Paraguay, und es war eine Katastrophe.
Armando da Rosa, der
Eigentümer der größten Firma für Armeebestände im ganzen Land, war ein
halsloser Exofhzier mit zusammengewachsenen weißen Brauen, dessen Haare
aussahen, als wären sie mit schwarzer Schuhcreme gefärbt. Sein Büro in einer
verslumten Vorstadt Asunciöns hatte glänzend gewachste Linoleumböden, und es
gab einen großen Metallschreibtisch, hinter dem eine paraguayanische Fahne
schlaff an einem Holzmast hing. Die Hintertür ging hinaus auf einige Hektar
Unkraut und Dreck und Schuppen mit rostigen Wellblechdächern, bewacht von
großen Hunden, die - ganz Reißzähne, Skelett und Stoppelfell - den Eindruck
erweckten, als hätten sie gerade einen Stromschlag überlebt. Da Rosas
weitschweifigem Monolog, in einem Englisch, das kaum besser war als Joeys Spanisch, entnahm Joey, dass er einige Jahre zuvor einen
Karriereeinbruch erlitten hatte und dank der Bemühungen gewisser loyaler
Offiziersfreunde um das Militärgericht herumgekommen war, ja dass er, das war
nur gerecht, stattdessen die Konzession
erhalten hatte, überschüssige und ausrangierte
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