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Franzen, Jonathan

Franzen, Jonathan

Titel: Franzen, Jonathan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freihheit
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Vertrag.»
    «So
einfach ist das nicht. Ich muss Connies Kapital
absichern.»
    «Such nach
einem Ausweg. Unbedingt. Was dort abgeht, ist richtig schlimm. Es ist
schlimmer, als du überhaupt ahnst.»
    «Hast du
immer noch einen Hals auf mich?», sagte Joey.
    «Ich habe
keinen Hals auf dich. Du warst eben ein totales Arschloch. Aber einen Hals auf
dich zu haben ist offenbar keine Option für mich.»
    Joey war
von diesem Gespräch genügend aufgeheitert, um sich ins Bett zu legen und zwölf
Stunden lang zu schlafen. Am nächsten Morgen, im Irak war es Nachmittag, rief
er Kenny Barties an und bat ihn, aus dem Vertrag entlassen zu werden.
    «Und was
ist mit den Ersatzteilen in Paraguay?», sagte Kenny.
    «Da liegt
jede Menge Gewicht. Aber es ist alles nutzloses, rostiges Zeug.»
    «Schicks
trotzdem. Sonst bin ich geliefert.»
    «Du hast
doch diese blöden Aio gekauft», sagte Joey. «Es ist nicht meine Schuld, dass es
für die keine Ersatzteile gibt.»
    «Du hast
mir doch gerade gesagt, dass es da jede Menge Teile gibt.
Und ich sage dir, du sollst sie schicken. Was verstehe ich hier nicht?»
    «Ich sage,
du sollst jemanden finden, der meine Beteiligung übernimmt. Ich möchte damit
nichts zu tun haben.»
    «Joey, na
holla, nun hör mal gut zu. Du hast den Vertrag unterschrieben. Und für
Lieferung Nummer eins ist es nicht fünf vor, sondern fünf nach zwölf,
verdammt. Du kannst jetzt nicht den Schwanz einziehen. Nicht, wenn du nicht
drangeben willst, was du schon hingelegt hast. Im Moment hätte ich gar nicht
die Kohle, dich auszuzahlen, weil mir die Army die Ersatzteile noch nicht bezahlt hat, denn deine polnische Sendung
war zu leicht. Vielleicht betrachtest du's mal von meiner Warte aus, ja?»
    «Aber das
Zeug in Paraguay sieht so übel aus, das nehmen die doch gar nicht an.»
    «Überlass
das mal mir. Ich kenne die LBI-Leute hier vor Ort. Das arrangiere ich schon.
Schick mir einfach dreißig Tonnen, dann kannst du wieder deine Gedichte lesen
oder so.»
    «Woher
weiß ich, dass du das hinkriegst?»
    «Das ist mein Problem,
ja? Du hast deinen Vertrag mit mir, und ich sage,
bring mir das Gewicht, und du kriegst dein Geld.»
    Joey
wusste nicht, was schlimmer war - die Angst, dass Kenny ihn belog und dass er
nicht nur das Geld los war, das er schon ausgegeben hatte, sondern auch noch
das der riesigen zusätzlichen Auslagen, die er noch vor sich hatte, oder die
Vorstellung, dass Kenny die Wahrheit sagte und LBI 850 Mille für praktisch
wertlose Ersatzteile bezahlen würde. Er sah keine andere Möglichkeit, als an
Kenny vorbei direkt mit LBI zu reden. Das hatte zur Folge, dass er einen ganzen
Vormittag lang in der LBI-Zentrale in Dallas telefonisch weitergereicht wurde,
bis er schließlich mit dem zuständigen Ressortchef verbunden war. Er legte ihm
sein Dilemma so offen wie möglich dar: «Für diesen Lkw-Typ sind keine guten
Ersatzteile verfügbar, Kenny Barties will mich nicht aus dem Vertrag
herauslassen, und ich will Ihnen keine schlechten Teile schicken.»
    «Ist
Barties bereit, Ihnen abzunehmen, was Sie haben?», sagte der Ressortchef.
    «Ja. Aber
das Zeug ist nicht gut.»
    «Nicht
Ihre Sorge. Wenn Barties es nimmt, sind Sie aus dem Schneider. Ich schlage vor,
Sie setzen die Lieferung sofort in Marsch.»
    «Ich
glaube, Sie verstehen nicht richtig», sagte Joey. «Ich sage, dass Sie diese
Sendung gar nicht wollen.»
    Der
Ressortchef ließ das einen Moment lang sacken und sagte dann: «Wir werden mit
Kenny Barties künftig keine Geschäfte mehr machen. Wir sind mit dem Aio alles
andere als glücklich. Aber das ist nicht Ihre Sorge. Ihre Sorge sollte eher
sein, wegen Nichterfüllung des Vertrags verklagt zu werden.»
    «Von wem -
von Kenny?»
    «Das ist
völlig hypothetisch. Solange Sie die Teile schicken, passiert es nicht. Denken
Sie einfach dran, dass es kein perfekter Krieg in einer perfekten Welt ist.»
    Und das
versuchte Joey. Versuchte, sich vor Augen zu führen, dass das Schlimmste, was
in dieser nicht eben perfekten Welt passieren konnte, war, dass alle Aio
liegenblieben und später durch bessere Lkws ersetzt werden mussten und sich der
Sieg im Irak dadurch geringfügig verzögern würde und der amerikanische Steuerzahler
ein paar Millionen Dollar an ihn und Kenny Barties und Armando da Rosa und die Fieslinge in Lodz verschwendet hätte. Mit derselben
Entschlossenheit, mit der er seine Kackwürste angefasst hatte, flog er noch
einmal nach Paraguay, heuerte einen Disponenten an, überwachte die Verladung
von

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