Franzen, Jonathan
Moment
nicht. Aber tun Sie mir bitte einen Gefallen und sprechen Sie englisch, okay?»
«Wie Sie
wollen.»
Es tat
Joey gut zu sehen, wie glücklich Jenna auf dem Pferd war. Sie war so negativ
und depressiv gewesen, nicht erst auf der Reise, sondern auch schon Monate
zuvor am Telefon, dass er sich bereits gefragt hatte, ob außer ihrer Schönheit
überhaupt etwas Liebenswertes an ihr war. Jetzt sah er, dass es ihr wenigstens
gelang, das, was Geld ihr bieten konnte, zu genießen. Und dennoch war es beängstigend,
sich vor Augen zu führen, wie enorm viel Geld erforderlich war, um sie
glücklich zu machen. Derjenige zu sein, der sie mit schönen Pferden versah:
nichts für ängstliche Gemüter.
Das
Abendessen wurde erst nach zehn Uhr serviert, an einem langen
Gemeinschaftstisch, der als Ganzes aus einem Baum gehackt worden war, dessen
Durchmesser an die zwei Meter betragen haben dürfte. Die sagenumwobenen argentinischen
Steaks waren ausgezeichnet, und der Wein entlockte Jeremy dröhnendes Lob. Joey und Jenna leerten Glas um Glas, und das war wohl
auch der Grund dafür, dass er, als sie nach Mitternacht endlich auf ihrem
ozeanischen Bett rummachten, seinen allerersten Anfall eines Phänomens erlebte,
von dem er viel gehört hatte, das persönlich zu erleiden er sich aber nicht
hatte vorstellen können. Noch bei den reizlosesten seiner Bettnummern war seine
Leistung hervorragend gewesen. Auch jetzt hatte er, jedenfalls solange er von
seiner Hose eingeengt war, den Eindruck, so hart wie das Holz des
Gemeinschaftsesstischs zu sein, aber entweder täuschte er sich darin, oder er
hielt die vollständige Entblößung vor Jenna nicht aus. Während sie, in
Unterhose, auf seinem nackten Bein ritt, dazu bei jedem Stoß ein wenig ächzte,
meinte er zentrifugal fortzufliegen gleich einem Satelliten, der aus der
Schwerkraft schleudert, mental immer weiter weg von der Frau, deren Zunge in
seinem Mund steckte und deren befriedigend nichttriviale Titten an seine Brust
gequetscht waren. Sie machte alles rabiater, weniger geschmeidig als Connie -
auch damit hatte es zu tun. Außerdem konnte er in dem Dunkel ihr Gesicht nicht
sehen, und wenn er es nicht sah, hatte er nur die Erinnerung an dessen Schönheit,
die Idee davon. Immerzu sagte er sich, dass er nun endlich Jenna hatte, dass
das Jenna war, Jenna,
Jenna. Doch mangels visueller Bestätigung hielt er in seinen
Armen lediglich irgendeine verschwitzte, aggressive Frau.
«Können
wir Licht anmachen?», sagte er.
«Ist zu
hell. Ich mag das nicht.»
«Wenigstens,
hm, das Licht im Bad? Es ist stockdunkel hier.» Sie wälzte sich von ihm
herunter und seufzte gereizt. «Vielleicht schlafen wir einfach. Es ist so spät,
und ich bin sowieso ganz blutig.»
Er fasste seinen
Penis an und merkte zu seinem Bedauern, dass er noch schlaffer war, als er sich
anfühlte. «Vielleicht habe ich ja ein bisschen zu viel Wein getrunken.»
«Ich auch.
Schlafen wir also.»
«Ich mach
nur mal das Licht im Bad an, ja?»
Er tat es,
und zu sehen, wie sie da auf dem Bett hingebreitet lag und allein dadurch ihre
besondere Eigenheit als schönste Frau, die er kannte, untermauerte, gab ihm die
Hoffnung, dass alle Systeme wieder in Betrieb waren. Er kroch zu ihr hin und
begann mit dem Projekt, jeden Teil von ihr zu küssen, angefangen bei ihren
perfekten Füßen und Knöcheln, dann weiter aufwärts, die Waden und die
Innenseiten ihrer Schenkel...
«Entschuldige,
aber das ist einfach zu eklig», sagte sie abrupt, als er ihr Höschen erreicht
hatte. «Hier.» Sie stieß ihn auf den Rücken und nahm seinen Penis in den Mund.
Wieder war er anfangs hart, und ihr Mund fühlte sich himmlisch an, doch dann
schrumpfte er ein wenig und wurde weich, und er fürchtete sich vor dem Weichwerden
und versuchte, das Hartsein, die Vereinigung zu erzwingen, daran zu denken, in
wessen Mund er war, und dann fiel ihm leider ein, wie wenig Fellatio ihn von jeher interessierte, und er fragte sich, was mit ihm nicht
stimmte. Jennas Anziehungskraft hatte immer hauptsächlich in der Unmöglichkeit
bestanden, sich vorzustellen, dass er sie haben konnte. Und nun, da sie eine
müde, betrunkene, blutende Frau war, die zwischen seinen Beinen kauerte und
nüchterne Oralarbeit leistete, hätte sie fast jede sein können, nur nicht
Connie.
Es sprach
für sie, dass sie weiterarbeitete, nachdem sein Glaube längst gestorben war.
Als sie endlich aufhörte, prüfte sie seinen Penis mit neutraler Neugier,
schüttelte ihn ein bisschen. «Nichts
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