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Franzen, Jonathan

Franzen, Jonathan

Titel: Franzen, Jonathan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freihheit
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«Es dürfte
ganz lustig werden.»
    «Ich finde
die White Stripes richtig
gut», erklärte sie in ihrer subtextlosen Art vergnügt.
    «Ich finde dich richtig gut», sagte Walter. «Ich freue mich sehr,
dass du zu unserer Familie gehörst. Und ich freue mich sehr, dass du heute
Abend da bist.»
    «Ich freue
mich auch, hier zu sein.»
    Joey
schien dieses sentimentale Gerede nicht zu stören, doch mit den Gedanken war er
offensichtlich ganz woanders. Bei Richard, bei seiner Mutter, bei der sich
anbahnenden Familienkatastrophe. Und es gab nichts, was Walter hätte sagen
können, um es ihm leichter zu machen.
    «Ich kann
das nicht», sagte er zu Lalitha, als sie, allein, zur Villa zurückgekehrt
waren. «Ich halte es nicht mehr aus, dass dieses Arschloch da noch mitmischt.»
    «Diese
Diskussion hatten wir schon», sagte sie und ging forsch durch den Flur zur
Küche. «Das haben wir schon geklärt.»
    «Dann müssen
wir sie eben noch einmal führen», sagte er, ihr folgend.
    «Nein.
Hast du nicht gesehen, wie Connies Gesicht
aufleuchtete, als ich die White Stripes erwähnt
habe? Wer sonst kann uns denn solche Talente ranschaffen? Wir haben unsere
Entscheidung gefällt, die eine gute war, und ich muss mir wirklich nicht anhören, wie eifersüchtig du auf den Mann bist, der
mit deiner Frau geschlafen hat. Ich bin müde, ich habe zu viel getrunken, und
ich muss jetzt ins Bett.»
    «Er war
mein bester Freund», murmelte Walter.
    «Das ist
mir gleich. Völlig gleich, Walter. Ich weiß, du denkst, ich bin auch nur so ein
junger Mensch, aber ich bin älter als deine Kinder, ich bin fast
achtundzwanzig. Ich wusste, es war ein Fehler, dass ich mich in dich verliebt
habe. Ich wusste, du warst noch nicht bereit, und jetzt bin ich in dich
verliebt, und du denkst noch immer nur an sie.»
    «Ich denke
ständig an dich. Ich bin so auf dich angewiesen.»
    «Du
schläfst mit mir, weil ich dich will und du es kannst. Aber für alle dreht sich
die Welt immer noch um deine Frau. Was ist bloß so besonders an ihr, ich
verstehe das einfach nicht. Sie verbringt ihr gesamtes Leben damit, andere in
Schwierigkeiten zu bringen. Und ich brauche jetzt ein bisschen Abstand, damit
ich schlafen kann. Vielleicht ist es also besser, wenn du heute Nacht in deinem
Bett schläfst und dir überlegst, was du eigentlich willst.»
    «Was habe
ich denn gesagt?», flehte er. «Ich dachte, wir hätten einen netten Geburtstag
gehabt.»
    «Ich bin
müde. Es war ein anstrengender Abend. Also dann bis morgen früh.»
    Sie
trennten sich ohne einen Kuss. Auf seinem Festnetztelefon war ein Anruf von
Jessica eingegangen, mit Bedacht auf die Zeit gelegt, in der er essen gewesen
war; sie hatte ihm zum Geburtstag gratuliert. «Entschuldige, dass ich auf
deine Nachrichten nicht reagiert habe», sagte sie, «ich hatte eben viel zu tun
und wusste auch nicht recht, was ich sagen sollte. Aber heute habe ich an dich
gedacht, und ich hoffe, du hattest einen schönen Tag. Vielleicht können wir ja
irgendwann mal reden, aber ich weiß nicht, wann ich dazu kommen werde.»
    Klick.
    Es war
eine Erleichterung, dass er die folgende Woche über allein schlief. Dass er
sich in einem Zimmer aufhielt, das noch immer voll von Pattys Kleidern, Büchern und Fotos war, dass er lernte, sich gegen sie zu
wappnen. Tagsüber wartete jede Menge liegengebliebene Büroarbeit auf ihn:
Verwaltungsstrukturen für die Areale in Kolumbien und West Virginia
organisieren, eine Gegenoffensive in den Medien starten, neue Spender
auftreiben. Walter hatte sogar gedacht, es könnte möglich sein, eine Pause vom
Sex mit Lalitha einzulegen, aber die tägliche Nähe machte das unmöglich - sie
brauchten und brauchten. Zum Schlafen zog er sich jedoch in sein Bett zurück.
    Am Abend
bevor sie nach West Virginia flogen, packte er gerade seine Reisetasche, als er
einen Anruf von Joey bekam, der berichtete, er habe sich entschieden, nicht
gegen LBI und Kenny Barties auszupacken. «Die sind widerlich», sagte er. «Aber
mein Freund Jonathan sagt immer wieder, ich würde mir nur selber schaden, wenn
ich damit an die Öffentlichkeit gehe. Also denke ich, dass ich das
dazuverdiente Geld einfach weggebe. Wenigstens spare ich damit eine Menge
Steuern. Aber ich möchte gern wissen, ob du das immer noch in Ordnung findest.»
    «Es ist
richtig, Joey», sagte Walter. «In meinen Augen ist es richtig. Ich weiß, wie
ehrgeizig du bist, ich weiß, wie schwer es fallen muss, das ganze Geld wegzugeben. Da kommt einiges zusammen.»
    «Also,

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