Franzen, Jonathan
spielst phantastisch.»
Er
schüttelte den Kopf. «Du kannst ja mal zu einem unserer Konzerte kommen.»
«Patty
geht nicht auf Konzerte», sagte Eliza. «Sie mag den Qualm nicht.»
«Ich bin
Sportlerin», sagte Patty.
«Wie wir
ja gesehen haben.» Richard blickte sie vielsagend an. «Basketballstar. Was bist
du - Flügelspielerin? Spielmacherin? Ich habe keine Ahnung, was bei euch Tussen
als groß gilt.»
«Ich gelte
nicht als groß.»
«Und
trotzdem bist du ziemlich groß.»
«Ja.»
«Wir
wollten gerade gehen», sagte Eliza und stand auf.
«Du siehst
aus, als hättest du vielleicht selbst mal Basketball gespielt», sagte Patty zu
Richard.
«Todsichere
Methode, sich einen Finger zu brechen.»
«Stimmt
nicht», sagte sie. «Das passiert so gut wie nie.»
Das war
eine weder interessante noch die Handlung vorantreibende Bemerkung, die sie da
gemacht hatte, sie spürte es sofort; Richard scherte sich im Grunde einen Dreck
darum, dass sie Basketball spielte.
«Vielleicht
komme ich mal zu einem deiner Auftritte», sagte sie. «Wann ist der nächste?»
«Du kannst
da nicht hingehen, es ist viel zu verraucht», sagte Eliza pampig.
«Das macht
mir nichts aus», sagte Patty.
«Ach nein?
Das ist ja was ganz Neues.»
«Bring
Ohrstöpsel mit», sagte Richard.
Aus
Gründen, die zu begreifen sie sich zu elend fühlte, fing Patty, nachdem sie die
beiden hatte gehen hören, in ihrem Zimmer an zu weinen. Als sie Eliza
sechsunddreißig Stunden später wiedersah, entschuldigte sie sich dafür, dass
sie so zickig gewesen war, aber da war Eliza schon wieder blendender Laune und
sagte, das sei nicht weiter schlimm, vielleicht werde sie ihre Gitarre
verkaufen, und Patty könne gern mal mitkommen, um Richard spielen zu hören.
Sein
nächster Auftritt fand unter der Woche an einem Abend im September statt, in
einem schlecht belüfteten Club, der Longhorn hieß und in dem die Traumatics als
Vorgruppe von den Buzzcocks spielen sollten. So ungefähr der erste Mensch, den
Patty sah, als sie und Eliza dort ankamen, war Carter. Er hatte eine grotesk
hübsche Blondine in einem paillettenbesetzten Minikleid im Schwitzkasten. «Ach
du Scheiße», sagte Eliza. Patty winkte Carter tapfer zu, der seine schlechten
Zähne entblößte und, ein Muster an Leutseligkeit, mit den Pailletten im
Schlepptau auf sie zugeschlendert kam. Eliza senkte den Kopf und zerrte Patty
durch ein Knäuel Zigaretten rauchender männlicher Punks hinter sich her,
direkt bis an die Bühne. Hier stießen sie auf einen hellhaarigen jungen Mann,
in dem Patty Richards vielbeschworenen Mitbewohner zu erkennen glaubte, noch
bevor Eliza, laut und leierig, «Hallo Walter wie geht's» sagte.
Da sie
Walter noch nicht kannte, konnte Patty nicht wissen, wie ungewöhnlich es war,
dass er diese Begrüßung mit einem kühlen Nicken und nicht mit dem freundlichen
Lächeln des Mittelwestlers erwiderte.
«Das ist
meine beste Freundin Patty», sagte Eliza zu ihm. «Kann sie einen Moment hier
bei dir stehen bleiben? Ich möchte nochmal kurz hinter die Bühne.»
«Ich
glaube, sie kommen gleich raus», sagte Walter.
«Nur ganz
kurz», sagte Eliza. «Hab ein Auge auf sie, ja?»
«Wir
können ja auch alle zusammen nach hinten gehen», sagte Walter.
«Nein, du
musst mir hier einen Platz freihalten», sagte Eliza zu Patty. «Ich bin gleich
wieder da.»
Walter
blickte ihr unglücklich nach, als sie sich zwischen Körpern hindurchwühlte und
verschwand. Er sah nicht annähernd so streberhaft aus, wie Elizas Schilderungen es Patty hatten vermuten lassen - er trug einen
V-Pullover, hatte einen länger nicht mehr geschnittenen, lockigen Schopf
rötlich-blonder Haare und sah nach dem aus, was er war: einem Jurastudenten im
ersten Semester - aber unter all den Punks mit ihren verstümmelten Frisuren und
Klamotten fiel er natürlich auf, und da Patty sich in ihren eigenen Sachen, die
sie bis vor einer Minute immer gemocht hatte, plötzlich unwohl fühlte, war sie
froh über seine alltägliche Erscheinung.
«Danke,
dass du hier mit mir stehen bleibst», sagte sie.
«Wir
werden jetzt wahrscheinlich eine ganze Weile hier stehen», sagte Walter.
«Schön,
dass wir uns mal kennenlernen.»
«Ja, finde
ich auch. Du bist also der Basketballstar.»
«Genau.»
«Richard
hat mir von dir erzählt.» Er wandte sich zu ihr hin. «Nimmst du viele Drogen?»
«Du lieber
Gott, nein! Warum?»
«Weil
deine Freundin so viele nimmt.»
Patty
wusste nicht, was sie für ein Gesicht machen sollte. «Also,
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