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Franziskus, der neue Papst (German Edition)

Franziskus, der neue Papst (German Edition)

Titel: Franziskus, der neue Papst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Biallowons
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Bergoglio, der Argentinier? Oder Brasilianer? Die meisten wissen nichts mit dem Namen anzufangen, sie hatten ganz andere auf der Rechnung. Als jedoch der Papstname verkündet wird, Franziskus, fällt jede Zurückhaltung ab. Besonders die Italiener jubeln, Franziskus ist in der ganzen katholischen Welt beliebt und in Italien noch ein Stück mehr. Papa Francesco, das hört sich gut an für die Tausenden auf der Piazza San Pietro. Das gefällt ihnen. Und sie sollten noch mehr Grund erhalten, zufrieden zu sein.
    »Cari fratelle e sorelle. Buona sera!« Mit einem einfachen »Guten Abend« beginnt um 20:22 Uhr das öffentliche Wirken von Papst Franziskus. »Guten Abend« und ein Lächeln, scheu, aber mit glänzenden Augen hinter der Brille. Es ist der Beginn eines Auftritts, der zu den denkwürdigsten aller Zeiten gehört und die Menschen sofort mitreißt. Franziskus hat auf die Mozzetta, das Markenzeichen des Papstes, verzichtet, nicht einmal eine Stola trägt der mächtigste Mann der Kirche. Der kleine Versprecher zu Beginn seines Satzes, als er offenbar auf Spanisch einen »Guten Abend« wünschen wollte, verrät seine Aufgeregtheit. Dann steht er da, ohne große Gesten, nur in einer weißen Soutane und dem Pectorale, dem Brustkreuz, das er die gesamte Zeit um den Hals hatte. Es ist nicht vergoldet und ganz einfach gehalten. Im Zentrum ist der gute Hirte zu sehen – sofort werden die Erinnerungen wach an die Predigt, die Angelo Sodano den Kardinälen mitgegeben hatte, bevor sie ins Konklave eingezogen waren.
    All das ist nur der erste Eindruck, doch er nimmt die Gläubigen unten auf dem Petersplatz sofort ein. Der erste Satz klingt in dieser Situation so genial banal und der zweite verrät, dass dieser Papst Humor haben könnte, er sagt: »Ihr wisst, es war die Aufgabe des Konklaves, Rom einen Bischof zu geben. Es scheint, meine Mitbrüder, die Kardinäle, sind fast bis ans Ende der Welt gegangen, um ihn zu holen.« Ein »Papst vom Ende der Welt«, das gefällt den Journalisten, das lässt die Menschenmasse erneut jubeln. Der Jubelsturm wird zu einem Orkan, der fast die nächsten Worte des neuen Pontifex verschluckt: »Ich danke euch für diesen Empfang. Die Diözese Rom hat nun seinen Bischof. Danke. Zunächst möchte ich ein Gebet sprechen für unseren emeritierten Bischof Benedikt XVI. Beten wir alle gemeinsam für ihn, dass der Herr ihn segne und die Mutter Gottes ihn beschütze.« Ein »Vater unser« für den zurückgetretenen Benedikt XVI., das berührt die Menschen. Zusammen mit ihrem neuen Oberhirten beten sie das Gebet des Herrn, dann das »Ave Maria«.
    Zu diesem Zeitpunkt sind nur wenige Minuten vergangen und es sind nur noch wenige, bevor sich Franziskus zurückziehen wird. Doch in diesen paar Minuten hinterlässt der neue Papst tiefen Eindruck. Eine große italienische Tageszeitung wird am nächsten Tag schreiben: »Im Zeitraum von einer Stunde, in einem Taumel der kollektiven Emotionen, ist aus dem Jubel für den weißen Rauch, der Anspannung des Wartens, der Enttäuschung darüber, keinen italienischen Namen zu hören, der Überraschung über die Wahl Franziskus ’ , die Bewunderung für Bescheidenheit und den Mut des neuen Papstes geworden.« Franziskus, der eine historische Wahl ist, sorgt für einen historischen Moment, als er sagt: »Und jetzt beginnen wir diesen Weg – Bischof und Volk –, den Weg der Kirche von Rom, die den Vorsitz in der Liebe führt gegenüber allen Kirchen; einen Weg der Brüderlichkeit, der Liebe, des gegenseitigen Vertrauens. Beten wir immer füreinander. Beten wir für die ganze Welt, damit ein großes Miteinander herrsche. Ich wünsche euch, dass dieser Weg als Kirche, den wir heute beginnen und bei dem mir mein Kardinalvikar, der hier anwesend ist, helfen wird, fruchtbar sei für die Evangelisierung dieser schönen Stadt. Und nun möchte ich den Segen erteilen, aber zuvor bitte ich euch um einen Gefallen. Ehe der Bischof das Volk segnet, bitte ich euch, den Herrn anzurufen, dass er mich segne: das Gebet des Volkes, das um den Segen für seinen Bischof bittet. In Stille wollen wir euer Gebet für mich halten.« Und es ist Stille. Auf dem gesamten Platz, unglaublich.
    Es ist guter Brauch, dass Päpste die Gläubigen um geistliche Unterstützung bitten. Aber dass sie es vor ihrem Segen tun, dass sie sich gebeugt vor das Volk und Gott stellen, das ist ein Moment, der in die Kirchengeschichte eingeht. Das Oberhaupt von mehr als einer Milliarde Menschen beugt sein Haupt vor

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