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Franziskus, der neue Papst (German Edition)

Franziskus, der neue Papst (German Edition)

Titel: Franziskus, der neue Papst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Biallowons
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lautet eine Passage aus einem Papier, das im März 2011 als Vorbereitung auf die Ordentliche Vollversammlung der Bischofssynode im Jahr 2012 veröffentlicht wurde. Kardinal Donald Wuerl, Erzbischof von Washington und unter den Papstwählern im Konklave, war einer der Hauptredner dieser Synode und gilt spätestens seit diesem Zeitpunkt als einer der versiertesten Denker zum Thema. Kardinal Wuerl hat zur Neuevangelisierung viel geschrieben und gesagt, aber ein kurzes Statement verdeutlicht besonders anschaulich die Herausforderung, vor der die Kirche steht: »This is a new moment in the life of the Church, a new Pentecost« – »Das ist ein neuer Moment im Leben der Kirche, ein neues Pfingsten.« Das ist es, was die Kirche unter Papst Franziskus braucht: Nicht mehr und nicht weniger als ein neues Pfingsten. Zur Erinnerung: Pfingsten war das Ereignis, das als »Gründung« der missionarischen Kirche angesehen werden kann, als Geburtstag sozusagen. Die Kirche muss in Europa neugeboren werden, das klingt einschüchternd. Pfingsten hat laut Apostelgeschichte die Sprachverwirrung von Babel aufgehoben. Analog auf die heutige Situation bezogen, müsste das neue Pfingsten die religiöse Sprachlosigkeit, die in Zeiten der Säkularisierung zunehmend überhand gewinnt, überwinden. Es mag daher theologisch richtig sein, wenn Kardinal Wuerl sagt: »Neuevangelisierung ist kein Programm. Es ist eine Art des Denkens, Wahrnehmens und Handelns. […] Es ist eine Anerkennung, dass der Heilige Geist fortfährt, aktiv in der Kirche zu wirken.« Die Schwierigkeit des neuen Pfingsten wird sein, diesen Geist spürbar und sichtbar in der Kirche zu machen. So wahr es sein mag, dass ein neues Pfingsten nötig ist, um neu zu evangelisieren, dass letztlich Glaube Gnade und das Gebet Bestandteil dieser Initiative ist, so wahr ist es auch, dass die Kirche konkret werden muss. Ob in neuen charismatischen Bewegungen, ob in sozialen Projekten oder in den sozialen Medien. »Das Gebet ersetzt keine Tat, aber es ist eine Tat, die durch nichts zu ersetzen ist.« Das Zitat des Lutheraners und Märtyrers Dietrich Bonhoeffer gilt für die Neuevangelisierung in besonderer Weise. Initiativen wie die gemeinsamen Katechese-Aktionen während der Fastenzeit in europäischen Großstädten oder in Deutschland die Nightfever-Abende sind ein Anfang. Sie werden keinen »roll back« des Katholischen auslösen, das sollen sie auch gar nicht. Es hat Jahrhunderte gedauert, Teile der Welt zu evangelisieren. Die Neuevangelisierung hat soviel Zeit nicht, kann jedoch nicht ohne Geduld Erfolg haben. Dazu gehören Aktionen, die manchen eher symbolisch erscheinen mögen. Oder unscheinbare Veränderungen, die mit vielen anderen zusammen das Stellwerk der katholischen Verkündigung neu ausrichten, ein Beispiel: Das Evangelium und die Eucharistie bilden den Kern des kirchlichen Lebens. Doch in den meisten Gegenden Europas besuchen immer weniger Menschen immer seltener regelmäßig die heilige Messe. Das hängt mit vielen Faktoren zusammen. Einer, der oft übersehen wird, ist der Stellenwert, der dem Gottesdienst beigemessen wird. Anfang bis Mitte des Jahrhunderts galt das Versäumen der Messe als schwere Sünde, Höllenstrafe inklusive. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde diese theologische Übertreibung und Fehlinterpretation korrigiert. Gleichzeitig aber haben Priester und Katecheten, Religionslehrer und Eltern versäumt, die Wichtigkeit der Messe weiterzugeben. Man ist vom einen Extrem in das andere geschwankt. Viele Katholiken sind sich der Bedeutung des Gottesdienstes schlichtweg nicht mehr bewusst. Wenn aber weite Teile der katholischen Gemeinschaft nicht mehr an der Messe teilnehmen, so wird die Messe dieser Gemeinschaft bald gelesen sein. Das zu verdeutlichen, wäre einer der Aufgaben, die klein erscheint, aber notwendig ist. Und zwar nicht nur von Priestern, sondern von allen, die in der Verkündigung oder religiösen Erziehung tätig sind.
    Franziskus wird darauf sicherlich hinweisen, sein Vorgänger hat das bereits getan. Die Tatsache, dass er sich Franziskus nennt, ist ein Indiz. Denn der heilige Franz kam, um die Botschaft Christi ganz neu zu verkünden. Er fand eine andere Form, um sich ganz Gott zu widmen, und riss verkrustete Strukturen auf. Es bleibt zu hoffen, dass sich der neue Papst an seinem Patron ein Beispiel nimmt. Dass er für die Neuevangelisierung betet, aber nicht vergisst, dass das Gebet die Tat nicht ersetzt. Seine erste Tat könnte demnach

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